Bad Times At The El Royale

Kommen ein Priester, ein Staubsaugervertreter und ein Hippie in ein Hotel…

Vom Macher von The Cabin In The Woods kommt ein Film über ein Hotel, im Nirgendwo, abgeschnitten von der Außenwelt, mit einer Ansammlung von ganz unterschiedlichen Charakteren, in dem nichts so ist, wie es scheint. Wer hätte das gedacht? Das damals imposante El Royale liegt an der Staatsgrenze zwischen Kalifornien und Nevada, eine Hälfte liegt in Kalifornien – die Zimmer sind deshalb teurer – und die andere Hälfte in Nevada – Spielautomaten, yeah. Doch der Lack ist ab, das Hotel, das früher noch Senatoren, die Schönen und Mächtigen beherbergt hat, ist nichts mehr als ein schäbiges Motel mit der Erinnerung an bessere Tage.

Jon Hamm, Jeff Bridges und Cynthia Erivo sind die ersten Gäste des El Royale. © 2018 Twentieth Century Fox

Perfekt also für die scheiternde Sängerin Darlene Sweet (Cynthia Erivo), den schwätzenden Staubsaugervertreter Laramie Seymour Sullivan (Jon Hamm) und den vergesslichen Priester Daniel Flynn (Jeff Bridges). Regisseur und Drehbuchautor Drew Goddard hängt jeder Figur sein kleines Päckchen auf den Rücken, bevor sich herausstellt, dass nichts so klar ist, wie es sein sollte. Mehr zu verraten wäre schon ein Einschnitt ins Kinoerlebnis, selbst der Trailer verrät schon zu viel (Obwohl er so gut wie nichts verrät).

Den Stärken treu geblieben

Darlene Sweet nimm Father Flynn die Beichte ab. © 2018 Twentieth Century Fox

Drew Goddard bringt sechs Jahre später seinen Nachfolgefilm zu The Cabin In The Woods heraus. Zumindest als Regisseur, als Drehbuchautor und Produzent war er ganz fleißig, hat The Martian, 10 Cloverfield Lane und The Good Place produziert. Verlernt hat er in der Zeit nichts, er baut eher auf seinen Erfahrungen auf und ist auf eine Art verspielt, die dem Film nicht schadet. Die Idee ist ähnlich der von The Cabin in The Woods: abgeschieden von der Welt müssen Figuren das Rätsel ihrer Umgebung lösen. Jede/r hat ein Geheimnis und niemandem ist zu trauen. Goddard setzt den Film Anfang der 70er an. Kennedy ist schon tot, der Krieg in Vietnam aber noch nicht vorbei und so flimmert Nixon immer wieder über die Röhrenfernseher. Bad Times At The El Royale spielt mit dem Perspektivenwechsel, jede Figur bekommt ihren Flashback und gibt dem Film die Möglichkeit überraschende Kurzauftritte einzubauen.

Der Film nimmt sich seine Zeit und dauert dementsprechend 140 Minuten. Es ist fast ein Gegenentwurf zum immer schneller werdenden Gegenwartskino. Viel Zeit bekommt Cynthia Erivo, die in mehreren Szenen ihr gesangliches Talent zur Schau stellen darf. Man muss sich auf das Tempo etwas einstellen. Wäre Bad Times At The El Royale eine Autobahn, wäre sie eine 100er Zone. Der unglaubliche Soundtrack, die Arbeit von Kameramann Seamus McGarvey und ein ganz spannendes Production Design von Martin Whist – jedes Zimmer ist anders und erzählt seine eigene Geschichte – halten konstant das Interesse, bis zum großen Finale der hemdlose Chris Hemsworth durch das Foyer des El Royale tanzt.

Ein Dreckswetter, um Staubsauger zu verkaufen. © 2018 Twentieth Century Fox

Einzig bei der Aussage bin ich mir nicht so sicher, ob Goddard die Landung steht. Die Idee vom mächtigen Mann und Religion, weniger als Wahrheit, mehr als Werkzeug, zieht sich zwar schon irgendwie durch den Film aber der interessante Ansatz fehlt etwas. Wenn Bad Times At The El Royale es dann ausspricht, fühlt es sich nicht ganz verdient an. Und so ist Bad Times At The El Royale wie das El Royale selbst etwas gefangen zwischen den Welten, zwischen Künstlichkeit und Aussage, zwischen Film, der Spaß macht und Film, der etwas loswerden möchte.

Fazit

Film: Bad Times At The El Royale
Rating:

Sehr Gut (4 von 5)

Regisseur Drew Goddard ist zurück und hat nichts verlernt. Bad Times At The El Royale ist verspielt, stilsicher und gibt seinen DarstellerInnen einiges zu tun. Dabei rebelliert es fast gegen die moderne Filmkultur und nimmt sich besonders viel Zeit. Zur Freude aller, die sich darauf einlassen können.

Patrick Verfasst von:

Autor, Editor und Podcaster er kann schon mal Blockbuster und Kunstfilme mögen, am Ende des Tages verliebt er sich aber meistens in die Indies. Wenn er einmal etwas in sein Herz geschlossen hat, verteidigt er es wie ein treuer Hund.

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