Der unglaublich progressive Film aus den 50er-Jahren.
Die Fortsetzung von Pixars Familienspaß ist gleich in zweifacher Hinsicht eine Zeitreise. Erst einmal denken wir an das Jahr 2004 zurück, als die Prämisse hinter Die Unglaublichen noch einigermaßen kreativ klang. 14 Jahre später geht die Fortsetzung (!) eines Superheldenfilmes (!) wohl kaum mehr als originell durch. Doch das sei Disney verziehen, denn wenngleich der Charme des ursprünglichen Kinderfilmes ziemlich an mir vorbei ging, so rechtfertigt dessen schiere Popularität – die, so mein Eindruck, in Übersee besonders groß ist – sicherlich ein Sequel.
Es geht aber auch auf der Handlungsebene in der Zeit zurück. Denn wir schreiben in etwa den Anfang der 1950er Jahre, als Superhelden gesetzlich verboten sind. Die Unglaublichen – Papa Bob (im Original gesprochen von Craig T. Nelson), Mama Helen (Holly Hunter), Teenie-Tochter Violet (Sarah Vowell), der kleine Dash (Huck Milner) und Baby Jack-Jack (Eli Fucile) – können ihrer Berufung daher nicht mehr in der Öffentlichkeit nachgehen. Umso verlockender ist das Angebot des Unternehmers Winston Deaver (Bob Odenkirk) und seiner Schwester Evelyn (Catherine Keener), die die Einsätze der Superhelden aufzeichnen und sie so wieder popularisieren möchten. Allerdings soll es aufgrund ihrer besseren Vermarktbarkeit Helen – im Einsatz Elastigirl – vorbehalten sein, alleine auf den Bösewicht Screenslaver Jagd zu machen.
Und da kommt jetzt die Krux mit der Nostalgie. Denn eine Frau, die im Beruf besonders gefragt ist, macht dem männlichen Selbstbewusstsein der frühen 50er-Jahre natürlich ordentlich zu schaffen. Die Konsequenz ist ein Papa Bob, der zunächst völlig überfordert ist mit dem Pflegen des Haushaltes. Kleinkinder wollen gefüttert, pubertäre Teenager-Sorgen abgenommen und komplizierte Matheaufgaben erledigt werden – Wie soll man das denn alles nur hinbekommen?
Ihr schafft das, Männer!
Die Unglaublichen 2 versucht sich dabei wohl als Mutmacher für jene armen Männer, die in der heutigen Realität auch zuhause Mal anpacken müssen. Denn obwohl Bob erstmal krachend scheitert und Elastigirl mitten im Einsatz auch noch an die Familie denkt, gelingt die Umstellung schließlich doch einigermaßen. Richtig glücklich wird Papa mit der Hausfrauen-Rolle (natürlich) nicht – ich denk mal es liegt an den fehlenden weiblichen Instinkten – aber er bekommt trotzdem alles irgendwie hin. Wahrscheinlich ist das alles sogar lieb gemeint, so nach dem Motto “Schaut her, Männer: Wir können auch voll Frau sein, wenn wir müssen!”. Und hey, in den 50er-Jahren wäre dieser Optimismus sicherlich total progressiv gewesen. Aber in der Realität schreiben wir halt das Jahr 2018 und da ist das ganze Spektakel ehrlich gesagt fast ein bisschen peinlich. Ist “Auch ein Mann schafft den Haushalt, wenn er sich anstrengt” wirklich die Message, die ein moderner Familienfilm braucht? Uff.
Gut möglich, dass ich da übersensibel bin, prinzipiell verwerflich ist die Aussage des Filmes sicherlich nicht. Zudem kann man ihm ansonsten wenig vorwerfen. Der Humor ist in etwa das, was man angesichts des Vorgängers erwarten durfte, die Handlung ist – wenngleich ein wenig vorhersehbar – durchaus solide und die Inszenierung tut sich als klare Stärke hervor. Insbesondere beim Bösewicht Screenslaver gelingt eine Darstellung, die einerseits für Kinder gut verdaulich, zugleich aber auch bedrohlich genug ist, um selbst Erwachsenen einen kurzen Schauer über den Rücken zu jagen.
Fazit (Michael):
Film: Die Unglaublichen 2
Rating:
Empfehlenswert (3 / 5)
Die Unglaublichen 2 lebt von seiner starken Inszenierung. In Sachen Aussage ist der Film allerdings weit weniger modern als er glaubt.
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