Er ist zu süß.
Klar, hier sollte eigentlich die Einleitung stehen, aber wenn sich schon jemand verirrt, um eine Rezension von Christopher Robin zu lesen, weiß man ja nicht, wie lang die Person sich dann wirklich damit aufhält. Also lasst uns gleich mal zum Punkt kommen: FUCK, ist der süß! Endlos süß! Purer Zucker! Zum Knuddeln und nie wieder loslassen! Nein, gemeint ist leider nicht der ganze Film, aber immerhin sein wichtigster Protagonist, Winnie Pooh.
Aber erstmal kurz zum Plot. Seit er sich als Kind von seinen kuschligen Tierfreunden verabschiedet, die harte Schule und einen Krieg erlebt hat, versteht sich Christopher Robin (Ewan McGregor) als verantwortungsbewusster Familienvater. Das bedeutet zwar, den zahlenlastigen Job äußerst gut zu erledigen, aber der Umgang mit Frau (Hayley Atwell) und Tochter (Bronte Carmichael) ist dann doch arg spaßbefreit. Höhepunkt der subtilen Charakterzeichnung? Selbst als Einschlaflektüre muss sich die kleine Madeleine Geschichtsbücher vorlesen lassen.
Interessante Animation statt Riesenaugen
Naja und irgendwann tauchen dann halt die süßen Viecher wieder im Leben des ernsten Christopher Robin auf. Anfangs ist der natürlich total schockiert, denn für Spaß hat der ja schließlich gar keine Zeit. Aber irgendwann lässt er dann doch ein bisschen locker und eigentlich kann man sich den Plot auch selbst ausrechnen.
Also zurück zum Punkt: FUCK, ist der süß! Gemeint ist natürlich das leicht dümmliche, ständig Honig naschende Bärchen, das auf den Namen Pooh hört. Das Design erinnert ein wenig an Steiff-Teddybären, mit seinen abnehmbar aussehenden Händchen, dem grob geformten Gesichtlein und – das ist angesichts des Hypes um eklige Riesen-Glubscher ein wahrer Segen in der heutigen Zeit – ganz einfachen, kleinen Äuglein. Es ist eine qualitativ enorm hochwertige, aber eben auch sehr interessante neue Animation, die man der klassischen Figur verpasst hat.
Pooh sehr hui, Film ein bisschen pfui
All das wär natürlich nur halb so viel wert, würden Gestik, Handlung und vor allem Dialoge des Bärchens da nicht mithalten können. Aber tatsächlich bricht einem bei der Sichtung ein paar Mal das Herzlein auseinander, wenn Pooh seine Zucker-Sprüche von der Leine lässt. Jetzt schon legendär ist seine Faszination mit einem roten Luftballon. Als dieser zu verschwinden droht, erklärt ihm Christopher Robin er habe ihn doch eh nicht gebraucht. “But it made me very very happy” entgegnet der von Jim Cummings niedlich gesprochene Pooh und als Zuseher möchte man nur noch auf die Leinwand springen, dem Grobian McGregor sein ungeliebtes Stofftier entreißen und den ganzen Tag damit kuscheln.
Leider muss man stattdessen den Film fertig schauen, was mitunter doch ein wenig mühsam sein kann – nämlich immer dann, wenn Pooh gerade nicht auf der Leinwand auftaucht. Klar, die anderen animierten Figuren sind auch noch ganz nett, ansonsten bleibt aber wenig über. Die Geschichte vom Ehemann, der angesichts des stressigen Jobs keine Zeit mehr für die Familie hat, hat man doch schon etwas gar oft gesehen. Zudem bleibt ein notwendiges Update der Formel aus. Immer noch ist die Mutter im Prinzip kaum was wert. Klar kümmert sich die brav um alles, aber für die richtig geile Action, für ausreichend Spaß muss dann schon der Vater sorgen – und wenn der keine Zeit hat, ist eben die Kindheit im Arsch. Uff. Da hätte man sich gerade vom interessant anmutenden Drehbuchautoren-Duo Tom McCarthy (Spotlight) und Alex Ross Perry (Queen of Earth) mehr erwartet.
Fazit
Film: Christopher Robin
Rating:
Empfehlenswert (3 von 5)
Die unfassbar süße Darstellung von Winnie Pooh alleine macht Christopher Robin sehenswert, wenngleich der Film eher mühsam wird, wann immer sein berühmtester Protagonist gerade nicht auf der Leinwand auftaucht.
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