Wie wichtig Geräusche sind, merkst du erst, wenn du still sein musst.
In einer Welt, in der Stille über Leben und Tod entscheidet, können die unscheinbarsten Objekte zur Gefahr werden. Eine knarrende Tür, ein auf den Boden fallendes Glas oder ein Spielzeugraumschiff. Letzteres wirkt in John Krasinskis Erstlingswerk A Quiet Place so bedrohlich wie eine Bombe, denn bei diesem Spielzeug sind die Batterien inkludiert. Und wenn der jüngste Sohn so ein leuchtendes und quietschendes Teil in der Hand hat, muss das Raumschiff entschärft werden. Wie eine Bombe eben.
Gusch
Die Welt ist leise geworden, Grund dafür sind Aliens, die sich bei uns niedergelassen haben. Sie sehen zwar nichts, ihr Gehör ist dafür umso ausgeprägter, schon ein Flüstern kann sie heraufbeschwören und niemand hat noch einen Weg gefunden sie zu töten. So folgt A Quiet Place der Familie Wallace, die einfach nur überleben will. So einfach ist das alles aber nicht, Emily Blunts Evelyn steht kurz vor der Geburt, der Sohn hat konstant Angstzustände und die gehörlose Tochter (eine wundervolle Millicent Simmonds) versteht sich so gar nicht mit ihrem Vater.
Mehr braucht es auch gar nicht, um einen der besten Horrorfilme der letzten Jahre zu machen. John Krasinski, der zusammen mit Bryan Woods und Scott Beck auch für das Drehbuch verantwortlich war, präsentiert sich als vielversprechender Regisseur, der neben dem guten Auge auch den Mut hat sein Konzept durchzuziehen. Denn: wer redet stirbt. Die Kommunikation geht ausschließlich über Zeichensprache, bis auf ein Flüstern im selbstgebauten Bunker vielleicht.
Familienaufstellung
Erst wenn einem die Sprache genommen wird, merkt man, wie sehr man sie braucht. So werden Probleme nicht ausdiskutiert, sondern kurz in Zeichensprache abgetan, während sich zwischen den Figuren immer mehr Spannungen aufbauen, die dann auch nie rausgelassen werden können. Wenn ein zersplittertes Glas schon die Monster ins Haus holt, wie wird das dann erst bei einem Neugeborenen sein? Das Schöne an A Quiet Place ist aber, dass alle Figuren intelligent sind, sich so verhalten, wie es das Publikum tun würde.
Krasinski versucht hier – unter anderem – mit einem Monsterfilm die Urangst des Elternseins aufzuarbeiten. Kannst du ein guter Vater, eine gute Mutter sein, wenn du deine Kinder nicht beschützen kannst? Was wird aus Erziehung, wenn du keine Werte mehr vermittelst, sondern Überlebenstechniken? All das fragt sich der Film, ohne auch nur ein Wort sagen zu können.
Der Horror
Und ganz nebenbei ist A Quiet Place auch noch ein super Horrorfilm. Krasinski bekommt die actionlastigeren Momente, während Emily Blunt (wie immer großartig) in klaustrophobischen Räumen mit den Monstern zu tun kriegt. Millicent Simmonds gehört eigentlich ein eigener Artikel gewidmet, aber aus Spoilergründen sei einfach gesagt, ihre Figur bricht mit Konventionen, nicht nur des Horrorgenres, sondern allen Filmkonventionen. Ein Film, der von seiner Stille lebt braucht natürlich ein starkes Sounddesign und auch die Kamera scheint zu schleichen, so als ob auch sie keinen Mucks machen dürfte.
Und die Monster? Die Monster sind super. Budgetäre Engpässe sind zwar hier und dort erkenntlich, aber das ist kein Problem. Stellt euch vor A Quiet Place teasert die Monster so an wie Cloverfield, nur dass das Monsterdesign nicht scheiße, sondern richtig leiwand ist. Ein kleiner Tipp zum Abschluss: nehmt allen Leuten im Publikum das Popcorn weg, denn so wie ein Raumschiff zur Bombe wird, ruiniert diesen Film jedes Geräusch.
Fazit (Patrick)
Film: A Quiet Place
Rating:
Sehr Gut (4 von 5)
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