Ryan Coogler bricht aus einer ausgelutschten Formel aus und macht mit Black Panther den ersten Marvel-Film, der etwas zu sagen hat.
Die Geschichte ist nicht besonders neu: T’Challa (Chadwick Boseman) wird der neue König von Wakanda, einem isolierten Land, das der Welt dank einzigartigen Bodenschätzen technologisch weit voraus ist, und muss erst lernen, was es heißt König zu sein. Es gibt Konflikte, Intrigen und die Erkenntnis, dass unsere Helden auch Fehler machen können. Obwohl wir das alles schon gesehen haben, macht Regisseur Ryan Coogler das Wesen der afroamerikanischen Gesellschaft zum zentralen Ankerpunkt von Black Panther.
Als Coogler sein Regiedebüt feierte, war vorsichtiger Optimismus angebracht. Der Newcomer hat sich in Fruitvale Station der Ermordung des Afroamerikaners Oscar Grant III angenommen (der von Polizisten während der Festnahme erschossen wurde) und zusammen mit Michael B. Jordan (in all seinen Filmen mit dabei) hat er zwar kein Meisterwerk geschaffen, aber doch gezeigt, dass hier ein neuer Regisseur ist, der etwas zu sagen hat. Und da Marvel üblicherweise keine Filme macht, die für ihre Aussage bekannt sind, ist Black Panther mehr als ein guter Film, er ist ein Schuss Adrenalin, den ein ganzes Genre so dringend gebraucht hat.
Kehrtwende? Wohl kaum
Marvel hat nur 18 Filme (und 13,5 Milliarden Einspielergebnis) gebraucht, um einen Film mit einem Hauptdarsteller zu machen, der weder weiß noch Amerikaner ist (Thor, I know). Doch es ist Coogler zu verdanken, dass Black Panther mehr als ein Lippenbekenntnis des Studios ist. Zusammen mit Joe Robert Cole hat er ein Drehbuch geschrieben, das sich nicht nur damit beschäftigt, was es bedeutet König/Herrscher/Held zu sein, sondern auch ein Stück Gesellschaftskritik eingearbeitet. Wo liegt die Verantwortung eines Landes, das mehr Technologie, Ressourcen und Wissen hat als der Rest der Welt? Darf es sich abschotten, obwohl Hilfe doch so notwendig wäre? Darf man Flüchtlinge aussperren, so wie es Ungarn tut und die USA versuchen?
Solche Fragen gibt es sonst in keinem Marvel-Film. Die meisten versuchen so belanglos wie möglich zu bleiben, um keinen Kinobesucher zu verärgern. Genauso wenig wird auf die unfairen Lebensbedingungen der afroamerikanischen Community eingegangen, doch beim ersten schwarzen Superhelden in der Hauptrolle bleibt wohl keine andere Wahl. Zumindest nicht, wenn es nach Coogler geht. Bösewicht Erik Killmonger (Michael B. Jordan) will die futuristischen Waffen Wakandas an die schicken, die sich nie wehren konnten. “Tötet die Unterdrücker, jetzt sind wir dran”, so das Motto.
Mehr als eine Message
Schon im Kino hat man das Gefühl bei etwas Großem dabei zu sein. Black Panther wird einen ähnlichen Effekt wie Wonder Woman haben, genau deshalb ist Diversität so wichtig. Erst wenn du es siehst, merkst du, dass es die ganze Zeit gefehlt hat. Aber nicht nur deswegen ist Black Panther so toll. Das Design des ganzen Films ist afro-futuristisch, ein Stil, der afrikanischen Traditionalismus mit Sci-Fi-Elementen kreuzt. Das Ergebnis sind Wolkenkratzer, die an Hütten erinnern und afrikanische Muster, die alle Kostüme durchziehen. Black Panthers Anzug ist wohl der schönste im ganzen Marvel-Land, während man sich den Traditionen afrikanischer Kultur durchaus bewusst war. Es gibt rituelle Tänze und Schamanen, Götter und Visionen. Es ist das erste Mal, dass es sich nach einer echten Welt, einer Gesellschaft anfühlt, ganz so, als würde man als Tourist die Bräuche einer anderen Kultur miterleben.
Obwohl sich der Film in den ersten 30 Minuten richtig Zeit lässt, um all das herzuzeigen, hat man das Gefühl nicht alles gesehen zu haben. Irgendwo gibt es sicher noch etwas, das darauf wartet entdeckt zu werden. Anders ist es bei Actionszenen. Ganz nach Marvel-Lehrbuch wackelt die Kamera wild herum und es gibt so viele Cuts, dass man wenig erkennt. Hier entfalten die Kostüme von Ruth Carter ihre wahre Wirkung und man versteht, was passiert. Die Kamera von Rachel Morrison, der ersten oscarnominierten Kamerafrau ist den restlichen Film super. Die CGI im gesamten Film ist wundervoll umgesetzt, aber gerade im rituellen Wasserbecken (der Film kehrt mehrmals dorthin zurück) gibt es grausige Greenscreen-Effekte, die der ganzen Szene die Luft rauben.
Das Schauspielensemble (und das ist es wirklich) ist dafür absolut fehlerfrei unterwegs. Chadwick Boseman verleiht seinem König T’Challa die nötige Gravitas, während Gegenspieler Killmonger (ja, ich weiß) eine mehr als glaubwürdige Gefahr darstellt. Er ist einer der besten Marvel-Bösewichte, was zwar nicht schwer ist, aber seine Motivation bedingt sich durch seinen Charakter und ist zutiefst persönlich. Andy Serkis hat unglaublich viel Spaß mit seinem Charakter Ulysses Klaue, es sind aber die Frauen, die die größte Freude machen. Lupita Nyung’o als sture Exfreundin Nakia, Letitia Wright als großgoscherte Erfinderin Shuri und vor allem Danai Gurira als Oberbadassin Okoye, mit der man sich besser nur anlegt, wenn man von einer magischen Blume Superkräfte verliehen bekommen hat. Es ist halt einfach super, wenn die klassischen Männerrollen von Frauen gespielt werden und guess what, es ist überhaupt nicht komisch, wenn der beste Krieger einer Armee eine Frau ist. Da wünscht man sich doch glatt, dass es Wakanda wirklich gibt.
Fazit (Patrick)
Film: Black Panther
Rating
Sehr Gut (4 von 5)
Alles in allem ist Black Panther ein voller Erfolg, der nur teilweise von der Marvel-Maschinerie gebremst wird. Der Film kritisiert und gibt Hoffnung, dass es auf der Welt doch etwas bergauf geht.
PS: Es gäbe noch viel zu Black Panther zu sagen, aber der Artikel ist so schon zu lang. Hört doch einfach in unseren nächsten Podcast rein, dort geht es weiter.
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