Eh schlecht.
Liest das eigentlich irgendwer? Im Ernst jetzt: Es ist noch gar nicht so lange her, da war Fifty Shades Of Grey noch in aller Munde. Eine Sadomaso-Sexspielchen-Fanfiction mit Twilightcharakteren hatte es über den Umweg kleinerer Änderungen und einer Buchveröffentlichung tatsächlich zu einer Verfilmung geschafft. Tiefer konnte unsere Popkultur nicht mehr fallen, zumindest was das Konzept der schieren Ambitionslosigkeit betrifft. Wo sollte das noch hinführen? Nirgendwohin, so viel ist mittlerweile klar. Die Fifty Shades-Trilogie wird kaum als große Zukunftsprognose in die Geschichte eingehen, viel mehr als einzelnes Kuriosum.
Seinen Reiz hat es dennoch und damit sind nicht die mit Fortschritt der Reihe immer uninspirierter gewordenen Sexszenen gemeint. Spannend ist vielmehr das faszinierend niedrige Niveau. Keine Frage: Schlechte Filme gibt es wie Sand am Meer. Aber wenn wir mal von grottigen B-Movies absehen und uns auf einigermaßen hochwertig produzierte Kinofilme beschränken, gibt es einfach nicht viel, das chaotischer, undurchdachter und niveauloser ist als die Fifty Shades-Reihe.
Künstliche Probleme im Schlaraffenland
In diesem großen Finale sehen wir uns immer noch mit dem völligen Ausbleiben eines zentralen Konflikts konfrontiert. Nach den ersten zehn Minuten des zweiten Teiles waren ja schon alle Probleme gelöst: Christian (Jamie Dornan) hat halt ne tragische Geschichte, Anastasia (Dakota Johnson) hat deswegen eh voll Verständnis und im Prinzip findet sie das gelegentliche Popoklatschen beim Sex auch nicht so schlecht. Am Ende von Fifty Shades Darker stand eine Verlobung und eine fast perfekte Welt.
Fast perfekt? Na klar, irgendeine Handlung braucht man ja doch. Und weil die von innen, sprich aus den natürlichen Charakterkonflikten heraus, nicht gelungen ist, hat man einen Bösewicht erfunden. Der eigentlich eh auch sehr fesche und recht reiche Jack (Eric Johnson) terrorisiert das arme Ehepaar auch im dritten Teil auf unterschiedlichste Weise. Zwischen der entsprechenden Dramatik folgt Fifty Shades Freed einer total chaotischen Struktur. Vollkommen willkürlich – eben so, als würde der Film auf einer Fanfiction basieren – reihen sich hier Storyfetzen aneinander, die abwechselnd für ein bissl Sex, Ehestreit oder große romantische Gefühle sorgen sollen. Die einzelnen Elemente werden dabei oftmals nicht einmal vernünftig zu Ende erzählt und tragen schlichtweg gar nichts zum Gesamtkonstrukt bei.
Wurscht, wurscht, wurscht
Aber jetzt mal ganz ehrlich: Das ist scheißegal. Absolut scheißegal. Anders als beispielsweise Twilight, das vielen Teenagern einfach legitim ans Herz gewachsen ist, hat sich Fifty Shades längst über alle sozialen Gruppen hinweg als Lachnummer etabliert. Da geht man, im Zweifel als größere Gruppe, ins Kino und hat schlichtweg ne Gaude, ohne nachher irgendetwas schönzureden. Die Sexszenen sind, wie eingehend erwähnt, lange nicht mehr so passioniert gemacht wie bei den Vorgängern, für ein sarkastisches Raunen im Publikum reicht ihre pure Existenz aber allemal.
Und weil all das wirklich in jeglicher Hinsicht völlig wurscht ist, muss man sich nur über das Frauenbild ein bissl ärgern. Erstmal ist es vielleicht nicht völlig unrealistisch, aber doch nicht ganz zeitgemäß, geschweige denn progressiv, dass der steinreiche Ehemann mit Privatjet sowie scheinbar unzähligen Ferienhäusern als der feuchte Traum der meisten Frauen inszeniert wird. Richtig schirch ist dabei, dass der Film ja so tut, als würde er Frauen zum Handeln ermutigen. Anastasia darf mit dem geilen Prolowagen durch die Gegend rasen, Verbrecher überwältigen und zwischendurch auch bestimmen, wie das neue Eigenheim aussehen soll. Aber immer, wenn sie zu so großen Taten schreitet, gibt es davor einen Mann, der ihr dies ermöglicht oder sie sogar dazu zwingt.
Und was ist eigentlich die große Moral dieser Liebesgeschichte? Frauen müssen nur schön geduldig und einfühlsam sein, dann erkennen sie auch im Kerl mit der – no pun intended – härtesten Schale einen Märchenprinz. Mag schon sein, dass Christian auf Anastasias “Fehlverhalten” regelmäßig mit Liebesentzug bzw. einmal sogar mit einem sehr grenzwertigen, passiv-aggressiven Sexspiel reagiert. Und das ist dann auch ziemlich uncool. Aber hey, zeig Verständnis, hab Geduld, denn er wird sich schon ändern für dich – die Ehefrau als einfühlsame, gelegentlich milde gequälte Edeltherapeutin des armen, reichen Mannes. Da stellt’s dem gepflegten Feministen die Nackenhaare auf. Wo bist du, 21. Jahrhundert? Komm zurück, wir vermissen dich!
Fazit (Michael)
Film: Fifty Shades Freed
Rating:
Lauwarm (2 von 5)
Ja, die Fifty Shades-Filme sind ein absoluter Schmarrn. Aber ganz ehrlich? Ist doch scheißegal.
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