“Du, der Joker Schauspieler ist tot.”
Vor zehn Jahren, waren das die ersten Worte, die ich nach dem Aufstehen hörte. Noch komplett übermüdet packte ich mich für die Uni zusammen, als meine Schwester mir genau das sagte.
“Jack Nicholson?”
“Nein, der Neue, Heath Ledger spielt doch den Joker oder?”
Was folgte kann ich nicht als Trauer beschreiben. Ich kann mich in Filme hineinsteigern, aber ich begeistere mich schwer für die persönlichen Geschichten hinter der Kamera. Doch diese Nachricht war so unendlich bitter.
Es war wenige Monate vor der Premiere von The Dark Knight. Zu sagen, dass ich mich auf diesen Film freute, wäre die Untertreibung des Jahres gewesen. Täglich checkte ich die Foren, der Trailer lief in Dauerschleife und ja… Heath Ledger war der Grund, warum ich mich seit dem ersten Trailer auf diesen Film freute.
Hier kam eine Blockbuster-Produktion, deren Hauptverkaufsmerkmal eine Performance war. Ein Schauspieler, der ganz in der Rolle verschwand. Ich hatte Ledger zwar schon vor The Dark Knight gekannt, aber nur als “Den Typen aus dem Film, den meine Schwester geschaut hat” und “Den Typen aus dem Cowboy Film”.
Nach den ersten Audio/Video Schnipseln zu “The Dark Knight” änderte sich all das und ich studierte Ledgers Filmographie. Es führte mir vor Augen, dass die guten Schauspieler auch in den Filmen, die andere als simples Unterhaltungskino abtaten, ihr bestes gaben. Ob 10 Dinge, die ich an dir hasse oder sogar der Alptraum Brothers Grimm, ich konnte nie sagen, dass seine Performance uninspiriert war und auch wenn es natürlich “wertvollere” Filme wie Brokeback Mountain und I’m Not There gab, wirkte Ledger stets gleich intensiv und bei der Sache.
Ich war mir sicher… mit The Dark Knight würde Ledger zum absoluten Superstar werden und was dann kommen würde, wagte ich gar nicht zu träumen.
Bei Träumen sollte es bleiben, wie ich vor 10 Jahren erfahren musste. Es waren noch sechs Monate bis zum Filmstart und diese Nachricht rückte The Dark Knight in ein komplett neues Licht. Wo ich noch gedacht hatte, dass Ledger’s Joker in den nächsten Batman-Filmen als Clownprinz des Verbrechens herumgeistern würde, war nun klar, dass es sich leider wirklich um eine “Once in a lifetime Performance” handeln würde.
Juli 2018 sollte kommen und es war einer der wenigen Momente in meinem Filmleben, wo ich mit meinen Prognosen recht behalten sollte. Heath Ledger war nicht nur genial als Joker – er war phänomenal und sämtliche Lorbeeren absolut verdient.
Als großer Fan des Mainstream-Kinos sind Schauspieler wie Ledger ihr Geld wert. Sie werten jede Szene auf und wenn sie dann mit einem Regisseur wie Christopher Nolan zusammenarbeiten, für den Unterhaltung ebenso wenig verwerflich ist, dann bekommt man ein Werk, das bis heute unangefochten die Spitze des Genres ist.
Wäre The Dark Knight im heutigen Klima entstanden, wäre der Joker bereits für die nächsten 10 Teile eingeplant gewesen. Durch Nolans Zugang war es aber möglich, eine perfekte, abgeschlossene Joker/Batman Geschichte zu erzählen.
Doch auch wenn Ledgers Joker wundervoll in einen Film passt, wird mich eine Szene bei jeder Sichtung von The Dark Knight aufs Neue zerstören. Wenn der Joker köpfüber baumelt und Batman verspricht:
“I think you and I are destined to do this forever.”
Wenn es doch nur so wäre…
P.S.:
Da sich The Dark Knight zum 10. Mal jährt wird das nicht der letzte Artikel sein. Seid gespannt auf unsere Year of the Dark Knight Podcast-Reihe.
P.S.:
Ich wollte es nicht in den Text schreiben, da es unpassend erschien, doch ich würde gerne mit einem Vorurteil aufräumen.
Dass Ledger letztendlich den Oscar gewann “weil er gestorben ist” ist für mich übelste Nachrede. Abgesehen von der Tatsache, dass sich wohl fast niemand mehr an die Performances in Milk, Doubt, Tropic Thunder und Revolutionary Road erinnert, sprach auch die Statistik gegen diesen Sieg. Vor Ledger gab es von 7 Schauspierlnnen lediglich einen posthumen Oscar für Peter Finch (Network), die Auszeichnung sprach also eindeutig für Ledgers Performance.
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