“You’re tearing me apart, Lisa.”
Tommy Wiseau (James Franco) und Greg Sestero (Dave Franco) sind ein merkwürdiges Freunde-Gespann. Greg ist ein amerikanischer Sunnyboy, 19 Jahre alt und trägt Frosted Tips. Tommy ist ein…Tommy. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, wenn man Tommy Wiseau beschreiben soll. Er spricht sehr merkwürdig, hat einen aus der Zeit gefallenen Modestil und verhält sich wie ein Alien, das den Weg zum Heimatplaneten nicht mehr gefunden hat.
Doch Greg ist fasziniert von Tommy, der im gemeinsamen Schauspielkurs so richtig aus sich rausgehen kann. Sie werden Freunde und schwören einander, sich für immer gegenseitig zu unterstützen, denn sie haben dasselbe Ziel: Hollywood-Stars wollen sie werden. Dass der Weg sehr steinig ist, vor allem, wenn man nicht schauspielern kann, erfahren beide auf verschiedene Art und Weise. Wobei Greg noch um einiges talentierter als Tommy ist.
Nach ein paar Höhen und Tiefen beschließen die verzweifelten Freunde alles zu ändern und selbst einen Film zu machen. Tommy, der scheinbar Geld wie Heu hat, setzt sich ans Drehbuch. Dies ist die Geburtsstunde von The Room, dem besten schlechtesten Film der Welt. Ja, The Room gibt es wirklich und somit ist auch Tommy Wiseau keine ausgedachte Figur, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut.
Wenn man das vorher nicht weiß, könnte man fast meinen, James Franco würde das übertriebenste Schauspiel seiner Karriere hinlegen. Und gewissermaßen macht er das auch, aber nur, weil Tommy Wiseau ein wahres Unikat ist. The Disaster Artist ist als eine Ode an The Room zu sehen und gleichzeitig ist es auch eine Ode an den amerikanischen Traum, der alles möglich macht, so lange man Geld und einen eisernen Willen hat.
Man merkt, dass James Franco irgendwie einen Narren an Wiseaus Geschichte gefressen hat. Es hat auch fast schon was Inceptioneskes, dass Franco, genau wie seine Figur Tommy selbst beim Film Regie führt. Die Liebe zu schrägen Vögeln ist im ganzen Film spürbar. Oft lacht man über Tommy, der unfreiwillig komisch ist, doch ist es nie gehässig oder abwertend gemeint. Vielmehr lässt Franco seinem Charakter alle Freiheiten, doch erlaubt er auch das Risiko, dass er dadurch nicht jedermanns Fall ist.
Das ist eine sehr ehrliche Herangehensweise, denn man könnte Tommy Wiseau ja auch als verrückter Individualist darstellen, der aber Everybodys Darling ist. Weder Greg noch Tommy kommen 100 prozentig positiv weg in diesem Film, wobei man schon merkt, dass Greg das Buch geschrieben hat, auf dem Francos Biopic basiert. Er wird als eine Art schützender Verbündeter dargestellt, der sich irgendwie zuständig für Tommy fühlt. Gleichzeitig ist ihm nicht immer geheuer, wie sich Tommy verhält, doch ist er auch abhängig von seinem Geld und seiner Freundschaft.
Und auch wenn weite Teile des Films am Set von The Room spielen, liegt der Fokus fast stärker auf der ungewöhnlichen Freundschaft, als auf der Produktion des Trashfilms. Dies zählt zu den Stärken des Films. Und davon hat er einige. Zum Beispiel ist er verdammt lustig und das nicht nur für die wenigen Menschen, die The Room wirklich gesehen haben. Die Geschichte wird chronologisch, konsequent und schnörkellos erzählt, was man als Stärke und als Schwäche sehen kann.
Denn einfach von Anfang bis Ende runter erzählen ist halt keine Kunst per se. Und dann gibt’s halt noch so Details, die den Film ein bisschen bremsen. Wie etwa die echten SchauspielerInnen, die auf Mockumentary machen und ironische Interviews zu The Room geben. Oder am Ende die Aufschrift, von wegen: “Bis heute weiß niemand, woher Tommy Wiseau sein Geld hatte…”. Denn selbst wenn das satirisch gemeint ist, nimmt sich der Film schon zu ernst, um dann noch so sticheln zu können. Beides kann man halt nicht haben.
Fazit (Anne):
Sehr Gut (4 von 5)
The Disaster Artist ist seinen Hauptfiguren gegenüber sehr sensibel und einfühlsam. Gleichzeitig haut man sich schon in der ersten Szene weg vor Lachen. Eine Ode an den schlechtesten Film der Welt.
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