Monster-Maestro Guillermo Del Toro bringt uns ein modernes Märchen über Außenseiter und die Monster im Inneren der Gesellschaft.
Die Sowjetunion hat einen Hund ins All befördert und Amerika muss nun im Wettrüsten mithalten. In einer Militärbasis in Baltimore hat das Militär eine unglaubliche Entdeckung gemacht. Ein geheimnisvolles Wasserwesen soll untersucht werden, um Amerika wieder auf Platz eins in diesem Rennen zu katapultieren. Der Sicherheitschef Strickland (Michael Shannon) scheut vor keiner Grausamkeit zurück, um diese Ziele zu erreichen. Doch bei all den weltumspannenden Entscheidungen übersieht jeder die Reinigungskraft Elisa (Sally Hawkins), die die Schönheit im vermeintlichen Monster sieht.
Außenseiter und Monster
Schon im Eröffnungsmonolog wird vom Monster geredet und selbst, wenn man Del Toros Affinität für das Fremde und Magische kennt, ist sehr schnell klar, dass die Monster in diesem Film natürlich nicht die fremdartigen Wassermenschen sind. Das eingesperrte Wesen ist nur die klarste Ausprägung der Außenseiter Thematik.
Denn Del Toro rechnet hier ganz klar mit dem amerikanischen Traum ab. Strickland sitzt im vermeintlichen Idyll, bekommt grünes Parfait serviert und ertrinkt in seiner eigenen Unzufriedenheit, während Elisa und ihr Nachbar Giles (Richard Jenkins) ihr Leben als Außenseiter fristen. Denn Elisa ist aufgrund einer Verletzung seit ihrer Kindheit stumm und wird lediglich von Giles und ihrer Arbeitskollegin Zelda (Octavia Spencer) beachtet. Erst als sie die Kreatur (gespielt von Doug Jones) entdeckt, fühlt sie sich vollständig. Die Beziehung zwischen Elisa und der Kreatur ist wundervoll inszeniert und Sally Hawkins gibt einen Monolog in Gebärdensprache, der das Publikum einfach umhaut.
100% Del Toro
Guillermo Del Toro ist ein einzigartiger Regisseur, der seiner Linie stets treu geblieben ist. Ob er die Franco-Diktatur in eine Kindergeschichte einbettet, Ron Perlman als Hellboy herumlaufen lässt oder einfach nur einen Film macht, bei dem riesige Roboter riesigen Monstern in die Goschn haun… man erkennt seine Signatur immer und merkt deren Fehlen sofort (siehe den Trailer zu Pacific Rim Uprising ohne Del Toro). Umso angespannter saß ich mit dem Vorwissen im Kinosaal, dass The Shape of Water die Filmfestspiele von Vendig gewonnen hatte und als ein großer Oscar-Favorit gehandhabt wird. Liefert Del Toro nun eine zahme Version seiner selbst?
Ganz und gar nicht! Genüsslich spielt er mit Kontrasten, die Farbsymbolik poppt ins Auge und Michael Shannon darf dem Zuschauer jede Allegorie erklären. Hier ist nichts von einem prätentiösen Filmemacher zu spüren und wenn The Shape of Water ein Oscar-Favorit ist, sagt dies mehr über ein Umdenken in der Academy aus, als über eine Anpassung Del Toros ans System. Von der ersten Minute versprüht der Film eine kindliche Unschuld, gepaart mit Momenten, die tief unter die Haut gehen. Doch keine Sekunde ist sich der Film zu erhaben für ein bisschen Spaß und so gelingt Del Toro wie immer ein erfrischender Mix aus Naivität und Weltoffenheit.
Fazit (Wolfgang):
Film: The Shape of Water
Rating:
Festival-Film
(kein definitives Rating)
Mit The Shape of Water liefert Guillermo Del Toro einen Film, der einen nur verwundert den Kopf schütteln lässt, dass so ein fantastischer Film ein Oscar-Favorit ist. Er liefert ein wunderschönes Märchen, über Diskriminierung und Außenseiter, das weltoffen und gleichzeitig naiv ist.
Mehr Viennale Berichterstattung findet ihr hier.
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