Schneemann

Schaut doch einfach Die Brücke.

Wenn sich der Tomas Alfredson (Tinker, Tailor, Soldier, Spy) zusammen mit Rebecca Ferguson und Michael Fassbender an einem Bestseller von Jo Nesbø versucht, erwartet man Großes. Der Schneemann ist aber eine bittere Enttäuschung, die aus einer vermutlich spannenden Vorlage ein langatmiges Mischmasch von Handlungssträngen macht und dabei auf das Wichtigste vergisst: den grusligen Serienkiller, der gerne Schneemänner baut.

Schneemann – © Universal Pictures

Harry Hole (Fassbender) ist ein Mann der Extreme, entweder ist er der beste Ermittler Norwegens oder ein antriebsloser Alkoholiker, der seine Nächte besoffen am Kinderspielplatz verbringt und es sich mit seiner langjährigen Freundin Rakel (Charlotte Gainsbourg) verscherzt hat. Erst als sich eine Serie von vermissten Müttern als Werk eines Serienkillers entpuppt, kommt Harry in Fahrt, mit Unterstützung von Katrine Bratt (Ferguson), einer neuen Ermittlerin, die eigene Interessen antreibt.

Unausgereift at best

Gefilmt wurde vor zwei Jahren und man kann nur Rätselraten, was sich wohl in der Postproduktion abgespielt hat. Mein Tipp: Alfredson hat entsetzt gemerkt, dass sein Film nicht aufgeht, und dann versucht eine halbwegs brauchbare Version zusammenzuschustern, was einfach nicht mehr funktioniert hat. Nicht einmal die Basisinformationen stimmen überein, da ist die Rede von einem Serienmörder, der wieder aufgetaucht ist, im Film begegnet Fassbender dem Killer aber zum ersten Mal.

Schneemann – © Universal Pictures

Und dann sind da die ganzen Handlungsstränge, die Alfredson interessanter findet, als das Katz und Maus Spiel, das der Schneemann inszeniert. Katrine ist vom Millionär Arve Stop (J.K. Simmons) besessen, der versucht die olympischen Winterspiele nach Oslo zu holen und Harry versucht eine Bindung zu seinem Sohn aufzubauen, der nicht weiß, dass Harry sein Vater ist. Und in Flashbacks wird die Geschichte eines Polizisten (Val Kilmer) erzählt, der es früher schon mit dem Schneemann zu tun bekam.

Irgendwo dazwischen tauchen immer wieder Schneemänner auf, die unheilvoll auf Fenster starren, bevor eine Silhouette auf Frauen losgeht und ihnen Körperteile abtrennt. All das wird knackig kurz, aber absolut ungruselig abgewickelt, so dass kaum Spannung aufkommt. Da hat der Trailer zum Film so viel mehr versprochen, da gab es brennende Häuser, Blutlachen und eine Chloe Sevigny, die als Zwillingsschwestern um ihr Leben laufen musste. Alles nicht im Film.

Schneemann – © Universal Pictures

So ist das was überbleibt eher langweilig, mit Schauspielern auf Autopilot, die an eine Fußballmannschaft erinnern, die weiß, dass sie sich für ein ordentliches Ergebnis nicht sonderlich anstrengen muss. Quasi Red Bull Salzburg gegen St. Pölten.

Wer macht’s besser?

Mehr gibt es da auch wirklich nicht mehr zu sagen, es ist nicht besser als eine Tatort-Folge. Wer Lust auf einen nordischen Thriller hat, sollte lieber Die Brücke (dän.: Broen, schwed: Bron) schauen, da ist die Mörderjagd viel spannender (und der Killer auch grusliger). Solltet ihr auf das Katz und Maus Spiel aus sein, das der Film verspricht und nicht bietet, schaut doch lieber Mr. Mercedes, eine zehnteilige Serie, basierend auf einem Buch von Stephen King. Und wenn ihr für die DarstellerInnen kommt, dann kann man sowieso nicht genug empfehlen. Michael Fassbender lernt man in Fish Tank und Shame einmal von einer anderen Seite kennen und Rebecca Ferguson hat im letzten Mission: Impossible die Show gestohlen.

Oder ihr macht es wie Harry Hole und holt euch einen richtig schönen Rausch, aber bitte nicht mehr am Spielplatz schlafen, dazu ist es schon zu frisch.

Fazit (Patrick)

Film: Schneemann
Rating:

Lauwarm (2 von 5)

Schneemann ist wohl ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn einem Regisseur sein Film auskommt. Am Ende hat er sich in Nebensächlichkeiten verlaufen und den eigentlichen Plot seines Thrillers so sehr außen vor gelassen, dass weder Spannung noch Interesse aufkommt.

Patrick Verfasst von:

Autor, Editor und Podcaster er kann schon mal Blockbuster und Kunstfilme mögen, am Ende des Tages verliebt er sich aber meistens in die Indies. Wenn er einmal etwas in sein Herz geschlossen hat, verteidigt er es wie ein treuer Hund.

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