Ein Festival, das sich nur japanischen Filmen widmet und dabei auch mal andere Genres bietet, als Horror, Gore oder Trash: So war das erste Japannual Filmfestival in Wien.
Die Wiener Filmfestival-Landschaft ist echt schon ziemlich cool: Für Genre-Fans gibt es das /slash, Interessierte Ost-EuropäerInnen finden immer mal wieder einen Streifen aus ihrem Heimatland auf dem Let’s Cee und für den allgemeinen, mitunter auch mutigen Film-Lover gibt es dann noch die Viennale. Und das sind nur mal jene Festivals, die einem ad hoc einfallen, denn es gibt noch viel mehr. Und nun ist ein brandneues hinzugekommen: Japannual! Dieses viertägige Fest des japanischen Films hat heuer zum ersten Mal in Wien stattgefunden.
Abseits der uns vielleicht bekannteren japanischen Genrefilmen hat das Japannual Dramen, Komödien und einen Anime gezeigt. Leider konnten wir nur zwei Filme schauen, doch diese beiden haben Michael und mir ausgesprochen gut gefallen.
Oh Lucy!
Originaltitel: Oh Lucy!
Regie: Atsuko Hirayanagi
Setsuko bekommt von ihrer Nichte eine Einladung zu einem Englischkurs, doch dieser gestaltet sich ganz anders als die ein wenig schrullige Setsuko sich vorgestellt hat. Nichdestotrotz gefällt es ihr so gut, dass sie unbedingt wiederkommen will. Und als der süße Englischlehrer mit ihrer eigenen Nichte nach Amerika verschwindet, ist für sie alles eindeutig: Sie muss auch hin und die beiden finden.
Atsuko Hirayanagi erzählt die Geschichte einer einsamen Großstädterin in ihren 30ern, die von dem durchgeplanten Leben schon so gelangweilt ist, dass sie ein bisschen den Hang zur Realität verliert. Setsuko ist wie ein Dornröschen der Jetztzeit: Durch den weirden Englischunterricht erweckt, sieht sie die Welt plötzlich mit anderen Augen. Alles euphorisiert sie, alles erstaunt sie und alles dreht sich um sie – so zumindest stellt sie sich das vor.
Der Roadtrip mit ihrer Schwester nach Amerika ist aber keine zuckerlbunte Angelegenheit, wo sich alle lachend in den Armen liegen, wenn das Auto einen Patschen hat. Die Schwestern verbindet eine Hassliebe, der Englischlehrer ist ein verzweifelter Suchender, Setsuko selbst ist verblendet und nur die Nichte selbst scheint den Überblick bewahrt zu haben.
Hirayanagi schafft es, einen teils sehr lustigen, teils traurigen Film gleichzeitig mit einer Prise Gesellschaftskritik zu würzen, die wiederum auf die vereinsamte und abgekühlte, japanische Gesellschaft abzielen soll. Und das gelingt ihm alles sehr prächtig!
Ancien and the magic tablet
Originaltitel: Hirune Hime: Shiranai Watashi no Monogatari
Regie: Kenji Kamiyama
Ancien ist die Prinzessin von Heartland und sie hat eine ganz wichtige Zauberkraft: Mit ihrem magischen Tablet kann sie unbelebten Dingen Leben einhauchen. Doch das Land wird von einem Koloss bedroht, der nur kommt, weil Ancien noch da ist. Der König will seine Tochter aber nicht gehen lassen und so verfällt das Land in eine Art Krieg. Dies ist allerdings nur eine Traumwelt. Nachts, oder immer wenn sie ein Nickerchen macht, träumt Kokone von Ancien und dem magischen Land.
Tagsüber ist sie Tochter eines Automechanikers, der seit dem Tod ihrer Mutter ein sehr schweigsamer Mann geworden ist. Doch Kokone ist ein starkes, mutiges Mädchen, das sich nicht einkriegen lässt. Nur eins macht ihr Sorgen: Warum wurde ihr Vater von der Polizei geholt? Und wer sind die Männer, die hinter dem Tablet des Vaters her sind?
Die Traumwelt und die Realität verschwimmen in diesem Anime immer mehr, so dass man sich als ZuseherIn immer mal wieder sammeln muss, um die Zusammenhänge gänzlich zu verstehen. Und selbst, wenn der Film eine anfangs noch nicht so gepackt hat, kann man sich sicher sein, dass die actiongeladenen Momente immer mehr werden.
Kokone ist eine starke Frauenfigur und vor allem eine tolle Hauptfigur, denn sie hat neben ihrem unendlichen Mut auch einige Macken, die ihrer unbesiegbaren Ausstrahlung ein bisschen den Glanz nehmen. Aber das ist auch gut so, denn so kann man sich noch besser mit ihr identifizieren. Sie ist eine seelisch sehr belastbare Person, braucht aber trotzdem Unterstützung von der Außenwelt, die sie schließlich auch bekommt.
Ein toller Anime mit einer schönen Aussage!
Das war’s mit unserer Berichterstattung vom Japannual. Wir hoffen auf eine Rückkehr des Festivals nächstes Jahr!
Ich war sehr begeistert vom Japannual und ihrem Schwerpunkt auf japanische Filme aber nicht auf zu viele Anime oder Horror Filme einzubauen. Fast zeitgleich läuft ja das Slash Filmfestival das auch fast immer japanischen Horror zu bieten hat und im Jänner sowie über das verteilt gibt es einige Anime Filme zu sehen.
Bei der Auswahl hat mich Destruction Babies überzeugt und ich bin immer begeistert wenn ein Film vom Meister Akira Kurosawa gezeigt wird.
Ich hoffe auf ein weiteres Festival nächstes Jahr und Wien kann solche Veranstaltungen sehr gut vertragen. Auch wenn der Zeitpunkt zum fast gleichzeitig stattfindenden Slash Filmfestival etwas schlecht gewählt ist.