Die Japannual findet von 2. bis 5. Oktober im Filmcasino statt.
Die Filmcasino-Sessel sind noch gar nicht von den blutigen Festen am /slash gereinigt, da spaziert schon das nächste Filmfestival in das ehrwürdige Kino im fünften Wiener Gemeindebezirk. Bei der erstmals stattfindenden Japannual wird von 2. bis 5. Oktober der japanische Film ins Zentrum der Aufmerksamkeit gestellt. Mit insgesamt elf Vorführungen soll ein essentieller Teil des Weltkinos beleuchtet werden, der zuletzt etwas zu wenig Beachtung fand. Entgegen den Klischees vom asiatischen Kino weist das Programm kaum Genrefilme auf, sondern lässt auch mal ruhigere Töne durchklingen.
In Survival Family (jp.: Sabaibaru famirî) etwa radelt eine Kleinfamilie einem epischen Stromausfall davon, ein ständiger Kampf ums Überleben soll den Zusehr zur Reflektion zwingen. Dass in dieser Dystopie für viele Japaner nichts mehr selbstverständlich ist, soll freilich an die Katastrophe von 2011 erinnern. In Harmonium (jp.: Fuchi ni tatsu) hingegen befinden sich die Protagonisten, der Übersetzung des Originaltitels entsprechend, am Rande des Abgrunds, obwohl dies von außen vielleicht gar nicht so offensichtlich ist. Eine scheinbar durchschnittliche Familie wird hier durch das Verdrängen der Vergangenheit sukzessive auseinander gerissen.
Viel Liebe und ein Anime
Eine wohl etwas optimistischere Note findet der Film Oh Lucy!, der eine unscheinbare Dame mittleren Alters in einen Englischkurs schickt. Dort wird aus der einst so introvertierten Setsuko die kesse Lucy, die sich eine blonde Lockenperücke aufsetzt und später ihrem Englischlehrer sogar nach Amerika hinterher fliegt. Enthusiasmus zeigt auch Shiraiwa, Protagonist von Over the fence (jp.:Ôbâ fensu), der sich in Satoshi, einem Mädchen in einem Hostess Club, verliebt. Die charakterlichen Gegensätze ziehen sich an, müssen aber auch feststellen, wie schwierig sich die ersten Gehversuche einer frischen Liebe gestalten können.
Zwei andere Filme entsprechen dem europäischen Bild vom japanischen Film wohl etwas stärker. Im Anime Ancien and the Magic Tablet (jp.: Hirune Hime: Shiranai Watashi no Monogatari) verschmelzen das Japan der nahen Zukunft und eine Fantasiewelt zunehmend zu einem surrealen Ganzen. Im Zentrum der Handlung steht das Mädchen Kokone und ihr Versuch, mit den Informationen der Traumwelt in der realen Welt ihren Vater zu retten. Und immerhin ein bisschen in Richtung Genrefilm geht Destruction Babies (jp.: Disutorakushon beibîzu), in dem sich der 18-jährige Taira in zunehmender Intensität durch die Stadt prügelt.
Alle weiteren Infos, das geniale Plakat des Festivals sowie die Möglichkeit zum Ticketkauf findet ihr auf www.japannual.at.
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