Funktioniert die lange erwartete Neuinterpretation von Stephen Kings Horror-Klassiker? Hier sind unsere Meinungen.
Mit ES (engl.: IT) kommt am 28.9. eine Adaption des vielleicht besten Stephen King Buches in unsere Kinos. Wir durften den Film bereits im Rahmen des /slash Filmfestivals sehen und da es nicht so leicht ist, die komplexen Gedanken sofort zu ordnen, gibt es vor der Kritik (und einem ausführlichen Podcast) unsere ersten Reaktionen zur Verfilmung. Hinzu kommt auch, dass jeder von uns einen anderen Zugang zu dieser ikonischen Geschichte hat und wir somit eine recht breite Palette von Sichtweisen bieten können.
Wie ist der Film zum Buch? Ist er besser als die TV-Miniserie aus den 90ern mit Tim Curry als Pennywise der Clown? Funktioniert ES als eigenständiger Film?
Michael
- Ist seit Jahren immun gegen das Stephen King-Virus, das seine Podcast-Kollegen befallen hat
- Hat das Buch ES höchstens mal beim Aufräumen in der Hand gehabt
- Und die TV-Verfilmung hat er auch nie gesehen
Stephen King-Verfilmungen stehen üblicherweise nicht allzu weit oben auf meiner Hype-Liste, ES könnte daran durchaus etwas ändern. Immerhin hab selbst ich Ahnungsloser erkannt, wie viel Sozialkritik und auch Herz in diesen Figuren steckt. Wofür die Buchvorlage halt gefühlt gar nichts kann, ist die Tatsche, dass der Film als Ganzes dennoch nur mittelmäßig funktioniert. Während er auf der Charakter- und Deutungsebene große Stärken hat, wirken die CGI-lastigen Horrorelemente wenig durchdacht und nahezu lieblos in den Film gezwängt.
Patrick
- Ist ein großer Fan der Dark Tower Serie, bei anderen Büchern von King ist er wählerischer
- Die Motivation für 1.500 Seiten hat sich die letzten 27 Jahre so gut versteckt, wie Pennywise selbst.
- Als der Film aktuell war, war ich zu klein, jetzt fehlt das Interesse an einem TV-Film aus den 90ern.
Der wahre Horror in ES passiert außerhalb des Clowneinflusses. Eine kontrollierende Mutter, ein gewalttätiger Vater, ein Bully, der seinen Namen in die Bäuche seiner Opfer ritzt und ein ganzer Ort, der wegschaut. Hier sind die Parallelen zu unserer Welt, hier läuft die Gänsehaut auf. Der Rest ist ein Abenteuerfilm mit Horrorelementen, ganz so wie Stranger Things, der das alles zwar von Stephen King kopiert, uns aber eben erst letztes Jahr wieder all diese Bilder ins Gedächtnis gerufen hat. Und so bleibt ein ganz netter Film, der zu lang und mit CGI überladen ist, dafür viel zu wenig gruselt. Bereut habe ich ES aber keinesfalls.
Anne-Marie
- Liebt Stephen King. Sorry, Michi.
- Hat die ungeschnittene Audio-Version gehört mit der besten Stephen-King-Lesestimme aller Zeiten, David Nathan.
- TV-Verfilmung: Nein
Wir schreiben das Jahr 1988, aber so, wie es der heutige Mensch gerne sehen möchte: Coole, retro Klamotten, die Haare ein bisschen 80’s aber nicht zu viel, schaut ja lächerlich aus und dann ‘ne Menge 80’s Trivia, die dann aber gar nichts mit dem Jahr selbst zu tun haben. Die Kinderfiguren sind trotzdem genial – außer Mike, der hat keinen Charakter in diesem Film – und die machen auch, dass man ES sehr genießt. Der Horror klappt nicht: Man hat keine Angst, also wirklich nie. Manchmal zuckt man halt zusammen, weil es poscht, aber wie gesagt, als Horrorfilm würde ich Es nie bezeichnen. Mir ist dieser Film zu handzahm, auch wenn manche Szenen wirklich in die Vollen gehen. Edgier, düsterer und ein bisschen ‘echter’ hätte er sein können. Trotzdem ist er wirklich sehenswert, vor allem, wenn man die Vorlage nicht kennt, oder es schafft sie auszublenden.
Wolfgang
- Stephen King Fan, der sogar The Dark Tower nicht ganz furchtbar findet.
- Hat in der Schule 2 Jahre gebraucht um das Buch zu lesen.
- Fand die TV-Verfilmung nie wirklich gruslig.
Endlich gibt es wieder eine Stephen King Adaption, die zeigt, dass es bei King nicht um Schock, sondern zutiefst menschliche Geschichten geht. Die Kinderdarsteller sind durch die Bank sympathisch und Bill Skarsgård wird ebenso wie Tim Curry vor ihm bei vielen Jugendlichen für schlaflose Nächte sorgen. Einzig die Inszenierung bleibt auf der Strecke und man wünscht sich einen Horror-Meister wie David F. Sandberg, um den Film so richtig funktionieren zu lassen. Alle Elemente, die hier vorhanden sind, funktionieren und sollten mir eigentlich gefallen, doch leider bin ich doch hin und wieder neben dem Film gestanden und habe ihn fast schon klinisch wert geschätzt, anstatt emotional voll dabei zu sein.
Trotzdem verdient ES jeden Erfolg bei Kritikern und Publikum.
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Das Festival des fantastischen Film läuft noch bis 1. Oktober im Wiener Filmcasino. Unsere aktuellsten Berichte zum /slash findet ihr hier.
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