Immer noch eine unbequeme Wahrheit (engl.: An Inconvenient Sequel)

Al Gore – Der Film

Der Klimaschutz wurde in den letzten zehn Jahren zu einem wenig geliebten Stiefkind der öffentlichen Wahrnehmung. Während wir noch vor gar nicht allzu langer Zeit riesige Konzerte veranstaltet und praktisch alle Schüler der westlichen Welt mit dem Thema Erderwärmung gefoltert haben, ist es uns heute schon fast wieder egal. Aber nur fast, denn immerhin wurde 2015 das Pariser Klimaschutzabkommen beschlossen, aus dem der gute Donald mit seiner USA im Frühling dieses Jahres wieder ausstieg.

Al Gore, ehemaliger Vizepräsident der USA und weltweit anerkanntes Maskottchen des Klimaschutzes, dürfte all dies trotzdem – und das sicher zurecht – zu wenig Aufmerksamkeit sein. Also bringt er gut 10 Jahre nach dem Oscargewinn mit An Incovenient Truth nun eine “Fortsetzung” seines Erfolgsfilmes ins Kino, die wohl mehr als Update verstanden werden kann. Immer noch eine unbequeme Wahrheit (Chapeau, ein richtig guter deutscher Titel!) fühlt sich wie ein langgezogenes “Habt’s mich eh nicht vergessen?” an. Seine reine Existenz ist mit Sicherheit die größte Qualität dieses Filmes. Denn wenn Al Gore den Mund aufmacht, – und das sogar noch auf der großen Leinwand – dann hören relativ viele Leute zu.

Das Problem: Diese Meta-Qualität ist tatsächlich die einzige, die dieser Film aufzuweisen hat. Schon nach wenigen Minuten bekommt man den Eindruck, die Filmemacher hätten überhaupt kein Konzept vorzuweisen. Nie gelingt es dem Film, über einen signifikanten Zeitraum hinweg eine Geschichte zu erzählen, selbst wenn er es am Ende halbherzig probiert. Hier kommt zugegeben auch ein bisschen Pech dazu. Dass sich das Pariser Abkommen angesichts Donald Trumps Ausstieg heute kaum mehr euphorisch anfühlt, war zu Drehbeginn wohl nicht abzusehen.

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Grüß Gott, mein Name ist Al Gore. Ich bin wichtig. – (c) Constantin

Ohne großen Zusammenhang handelt der Film diverse Situationen ab, darunter: Mehrere Vorträge von Al Gore; ein Besuch Al Gores in der Antarktis; ein Flashback, mit dem Al Gore zeigt wie recht er schon vor zehn Jahren hatte; Al Gore bei der Einschulung seiner Klimabotschafter; Al Gore in Paris; Al Gore bei sich zuhause. Nun, Detektive, was ist die Gemeinsamkeit? Richtig, der ehemalige Vizepräsident der USA ist immer dabei!

Tatsächlich wäre Al Gore – Der Film ein passenderer Titel gewesen. Natürlich ist Al Gore ein leiwander Dude, dem die Welt womöglich irgendwann einmal einiges zu verdanken haben wird. Aber wäre jetzt so rein von der Logik her ein aufforderndes “Miteinander!” nicht wesentlich sinnvoller gewesen als die Beweihräucherung einer Einzelperson?

Zudem steht dem Angehimmelten der Lobgesang nicht sonderlich gut zu Gesicht. In der irrelevantesten Szene des Filmes raunzt er plötzlich über seine gescheiterte Präsidentschaftskandidatur. Er hätte, erzählt er, einen Plan fürs Leben gehabt, doch das Leben hätte mit ihm eben einen anderen Plan gehabt. Jesus Christus, ich finde Bush ja auch richtig scheiße, aber soll ich jetzt Mitleid mit dir haben, weil du nicht Präsident der USA geworden bist? Okay gut, dann bin ich jetzt aber verhindert. Denn ich muss noch schnell die anderen knapp siebeneinhalb Milliarden Menschen bedauern, denen das selbe grauenhafte Schicksal ereilt ist.

Im Ernst jetzt: Wie kann ich in einem Film, der im Endeffekt ja über die Ungerechtigkeit dieser Welt philosophieren möchte, um Mitleid betteln, weil ich nur Vizepräsident der USA geworden bin? Das geht einfach nicht, macht ein schlechtes Bild und würde bei einem guten Konzept niemals passieren. Aber dass es das nicht gibt, war uns ja schon vorher klar.

Fazit (Michael):

Film: Immer noch eine unbequeme Wahrheit
Rating:

Lauwarm (2 von 5)

Ja, es ist eh super, dass es Al Gore gibt. Und ja es ist auch super, dass der Klimawandel thematisiert wird. Aber der Film ist trotzdem schlecht.

Michael Verfasst von:

Autor, Editor, Public Relations Michael ist der Arthouse Hipster des Teams, dessen Korrektheit und ruhige Art dafür sorgen, dass die Diskussionen immer fair bleiben und Beleidigungen nur zulässt, wenn sie mit Fakten belegt werden können.

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