Planet der Affen: Survival muss nicht nur ein guter Film sein, sondern auch eine der besten modernen Filmreihen beenden – schafft Matt Reeves das Unmögliche?
Der Krieg zwischen übernatürlich intelligenten Affen und den letzten Menschen ist nun in vollem Gange. In den ersten Momenten wirft uns der Film in eine Szene, wie es der englische Titel War for the Planet of the Apes dem Publikum verspricht. Unter der Führung von Caesar (Andy Serkis) halten die Affen die Stellung gegen den ruch- und namenlosen Colonel (Woody Harrelson).
Der Krieg ist nicht seine Schuld, beharrt Caesar, doch je mehr Opfer die Menschen fordern, umso mehr gleitet der noble Anführer in dunkles Terrain. Wird er der Rache erliegen oder gibt es am Ende doch noch ein Fünkchen Hoffnung in diesem düsteren Franchise?
Monumentale Erwartungen
Als 2011 die Planet der Affen Filmreihe mit Planet der Affen: Prevolution (engl.: Rise of the Planet of the Apes) neu gestartet wurde, erwartete man sich neben schöner digitaler Effekte von Weta Digital (Der Herr der Ringe, Avatar) nur wenig. Umso überraschender war, dass anstatt lautem Spektakel der Film durch intimes Drama brillierte, das von einem fast ausschließlich stummen Protagonisten getragen wurde. In einem Jahr, in dem The Artist für nonverbales Storytelling zelebriert wurde, schaffte es Planet der Affen: Prevolution nicht einmal zum Sieg des Special Effects Oscars.
Für die Fortsetzung übernahm Matt Reeves (Cloverfield, Let Me In) den Regiestuhl nach künstlerischer Meinungsverschiedenheit und so waren die Erwartungen an Planet der Affen: Revolution (engl.: Dawn of the Planet of the Apes) lediglich moderat. Diese sollten erneut überboten werden. Trotz anfänglicher Stolperer im Drehbuch sparte auch der zweite Teil nicht an Ambition und lieferte einen derartig beeindruckenden Antikriegsfilm, den man schwer mit dem intimen ersten Teil vergleichen konnte.
Nun muss also War for the Planet of the Apes nicht nur eine gute Geschichte erzählen, sondern auch den fantastischen Vorgängern gerecht werden, deren Motive logisch fortführen und alles gleichzeitig zu einem zufriedenstellenden Ende zusammenführen – no pressure.
War for the Prison of the Apes
Und von der ersten Minute ist klar, dass Regisseur Reeves, Drehbuchautor Mark Bomback (Dawn of the Planet of the Apes, The Wolverine) und Andy Serkis, diese Welt logisch fortführen. Die Entscheidungen der Vorgänger verfolgen den gepeinigten Caesar während er alles daran setzt, sein Volk zu retten. Einen Konsens zwischen Menschen und Affen sucht er nicht mehr und als der Colonel Caesars Hort attackiert, scheint auch das letzte bisschen Empathie im Anführer der Affen verloren zu gehen.
Und mit einem Antagonisten wie dem Colonel hat auch das Publikum wenig Mitleid. Woody Harrelson brilliert hier als absolut nüchterner Fanatiker, welcher die schlimmsten Dinge im ruhigen Tonfall erklärt, ohne als Karikatur zu wirken. Die Menschenfiguren waren in dieser Reihe stets schwächer entwickelt als die Primaten, doch in diesem Kapitel stört dies fast am wenigsten, denn im Gegensatz zum vorigen Teil geht es hier nicht darum, Verbindungen zu suchen. Diese Brücke zum Frieden ist bereits niedergebrannt und die beiden Seiten wollen nur noch ihre eigene Haut retten.
So durchzieht den Film eine niedergeschlagene Stimmung, die ihren Höhepunkt erreicht, wenn das Publikum die Basis des Colonels betritt. Ein graues Arbeiterlager, ohne Hoffnung.
Jetzt mit noch mehr Close-Ups
Vom titelgebenden Krieg ist wenig zu sehen und dies mag wohl eine der schlausten Entscheidungen von Reeves und Bomback sein. Denn anstatt zwei Stunden lang mit Explosionen um sich zu werfen, bleibt der Film stets im (für Blockbuster) kleinen Rahmen.
Dass sich Planet der Affen entgegen der modernen Mainstream-Mentalität stets als Drama gesehen hat, war die große Stärke der Reihe und auf die besinnt sich auch die Kamera. Überproportional viele Szenen bestehen aus wunderschönen Nahaufnahmen der Affen, die durch Performance Capture zum Leben erweckt werden. Sieht man in Caesars Augen, vergisst man, dass es sich hier um ein digitales Wesen handelt, so sehr hat Weta Digital die Verschmelzung von Schauspiel und Effekten in den letzten Jahren perfektioniert. Das gilt nicht nur für den (wie erwartet) großartigen Andy Serkis, sondern für sämtliche Schauspieler hinter den digitalen Masken. Dass man nach drei Filmen mit den Affen Rocket (Terry Notary) und Maurice (Karin Konoval) mitfiebert, ist ein Kompliment an die Kunst und wird wohl das Vermächtnis dieser ambitionierten Filmreihe sein.
Heart of Darkness light
So ambitioniert die Inszenierung ist, wird sie leider durch das Drehbuch nicht zu 100% unterstützt. Während Caesar anfangs noch in die dunklen Abgründe gleitet, weicht die Dramaturgie nach und nach auf. Das gilt nicht nur für die emotionale Entwicklung der Figuren sondern auch für die Darstellung der Thematik.
Wo im zweiten Teil eine Schlacht zwischen Affen und Menschen unter die Haut ging, wie die ersten Minuten von Der Soldat James Ryan, sitzt man bei War gegen Ende im Autopiloten und wartet auf die überdeutlich telegraphierten Wendungen. Der Handlung wird nie erlaubt sich organisch zu entfalten und sie wird konsequent auf das Finale hingeschoben. Das funktioniert für einen Blockbuster mit etwas mehr dramaturgischer Tiefe als die Stangenware, bleibt aber deutlich hinter den Vorgängern zurück.
Auch, dass im letzten Akt Gewaltakte entweder recht steril oder gar als Witz inszeniert werden, hilft dem ernsten Unterton nicht. Wenn dann dem Protagonisten die finale Entscheidung ebenfalls so einfach wie möglich gemacht wird, kann man nur wehmütig an Dawn of the Planet of the Apes denken.
Fazit (Wolfgang)
Film: War of the Planet of the Apes
Rating:
Dass War for the Planet of the Apes ein Opfer meiner massiven Erwartungen werden würde, war wohl zu befürchten. Doch auch wenn er im Vergleich zum Vorgänger deutliche dramaturgische Einbußen verzeichnet, bleibt es doch einer jener Blockbuster, der trotz atemberaubender Effekte nie die Figuren im Drama vergisst. Und vielleicht ist das bei einem dritten Teil schon mehr als wir erwarten hätten dürfen.
P.S.: Leider sind auch dieses Mal wieder sämtliche Frauenfiguren absolut zum Schmeißen. Es ist schade, dass ich für Caesars Frau als definierende Eigenschaft lediglich „hat Caesars Kinder zur Welt gebracht“ nennen kann. Besonders bitter, wenn man bedenkt, dass Autor Mark Bomback in einem Interview sogar Stellung dazu genommen hat.
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