Edgar Wrights neuester Film sorgt mit seinen Verfolgungsjagden und toller Musik für rege Begeisterung. Baby Driver liegt dabei aber näher an The World’s End als an Hot Fuzz.
Baby Driver ist eine Liebeserklärung ans Genrekino. Ein Genre, in dem Charaktere Eddie No Nose heißen. Ein Genre, in dem die Autos schnell, die Sprüche schneller sind. Ein Genre, in dem die Figuren nie dreidimensional und die Frauen nicht mal eindimensional sind, der Film es aber auch nicht behauptet. Viel wichtiger sind Baby Driver die toll choreographierten Verfolgungsjagden und die perfekte Playlist.
Der an Tinnitus erkrankte Baby (Ansel Elgort) ist der beste Autofahrer Atlantas. Er steht zudem tief in der Schuld von Verbrecher-Mastermind Doc (Kevin Spacey) und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Fluchtfahrer für einen Banküberfall nach dem anderen zu spielen. Viel wichtiger als die Überfälle ist Baby aber seine Playlist, die er währenddessen hört.
VROOOOOM
Wright war schon ziemlich frustriert, er hat geglaubt, er habe seine Chance auf seinen Baby Driver vertan. Es war ein Herzensprojekt, an dem er 22 (!) Jahre lang gearbeitet hat. Das Konzept hat er dann 2003 in einem Musikvideo für Mint Royale ein erstes Mal umgesetzt und im Nachhinein geglaubt, das war’s jetzt.
Doch dann kam das ganze Marvel-Fiasko und Wright hat sich wieder diesem persönlichen Projekt zugewandt. Das Ergebnis ist ein 94-prozentiger Zuspruch auf Rotten Tomatoes, der vielleicht ein bisschen zu viel verspricht, aber das wichtigste rüberbringt: Baby Driver ist ein Erfolg. Er ist tolles Kino, das die ZuschauerInnen mit einem Lächeln und vollgepumpt mit Energie nach Hause schickt.
It’s all about the Music
Es macht schon ordentlich Spaß, zuzuschauen, wie Wright alles inszeniert. So, wie er an die Sache herangegangen ist, war es mit einem guten Soundtrack, zu dem man die Actionszenen schneidet, nicht getan. Das Stuntteam musste die ganze Szene zur Musik passend einstudieren und dann punktgenau ausführen, sonst fällt alles in sich zusammen. Baby Driver ist mehr Musical als Actionfilm, mehr in Musik verliebt als in schnelle Autos.
Die Herangehensweise hat aber auch ihre Schattenseiten. Wright begnügt sich bei seinen Figuren auf Hommagen und Stereotypen. Der Verrückte, die heiße Latina, das Mastermind, der Verbrecher mit der guten Seele. Manchmal wird dann das eine oder andere Klischee umgedreht, funktioniert zwar, die Emotion bleibt aber auf der Strecke. Man kann sich zwar etwas aus dem Fenster lehnen und den Figuren Dinge unterstellen, der Film unterstützt das aber eher wenig. Am Ende sind alle Figuren Idioten, die bei jeder Möglichkeit die falsche Entscheidung treffen. Das kann schon mal für Frustration sorgen.
Eher Kult als Klassiker
Solche Dinge sind wohl der Grund dafür, dass Baby Driver nicht dieser uneingeschränkte Erfolg wie Hot Fuzz oder Shaun of the Dead ist, sondern an den guten, aber nicht überragenden The World’s End erinnert. Wenn in Shaun of the Dead Queens Don’t Stop Me Now zu spielen beginnt und Zombies im Takt zur Musik verprügelt werden, ist das ein Pay-Off, der sich den ganzen Film über aufbaut. Es ist zudem unglaublich emotional. Die Szenen in Baby Driver sind zwar komplexer und technisch besser, aber eben auch steriler. Man bewundert die Kunst und vergisst den Moment zu fühlen.
Doch Baby Driver ist nun mal ein Heist-Movie, da akzeptiert man solche Fehler leichter. Der Fokus liegt halt wo anders und dort brilliert Wrights Film, wie kaum ein anderer. Es ist ein Unterhaltungsfilm in Reinkultur. Und es sind dann eben diese Sequenzen, die die große Liebeserklärung an das Genre sind.
Fazit (Patrick)
Film: Baby Driver
Rating:
Sehr Gut (4 von 5)
Wir haben es bei Baby Driver mit einem energetischen und technisch hervorragenden Stück Popcornfilm (esst kein Popcorn im Kino, das nervt) zu tun, das sich nicht zu sehr mit seinen Charakteren beschäftigt, weshalb die Emotionen etwas auf der Strecke bleiben.
Schreibe den ersten Kommentar