Wieso hat das jetzt nochmal so lange gedauert?
Diana (Gal Gadot) wächst auf der verborgenen Insel Themyscira auf, einem mythischen Ort, der ausschließlich von Amazonenkriegerinnen bewohnt wird. Der Weg der Kriegerin scheint Diana bestimmt zu sein, doch ihre Mutter Hippolyta (Connie Nielsen) ziert sich davor, ihre Tochter in dieses Schicksal zu zwängen. Als Steve Trevor (Chris Pine) mit seinem Flugzeug an der Küste der Insel abstürzt, kann Diana nicht anders. Denn durch Steve erfährt sie, dass außerhalb der sicheren Blase der Amazonenwelt der Erste Weltkrieg tobt – der Krieg, der alle Kriege beenden soll.
Ein derartig riesiger Konflikt kann nur bedeuten, dass Ares, der Gott des Krieges, dahintersteckt und Diana weiß, was sie zu tun hat. Gemeinsam mit Steve kommt sie in die Welt der Menschen, um Ares zu töten und den Krieg für immer zu beenden.
Im Herzen sympathisch
Richtiges Casting ist das Um und Auf für große Comic-Franchises und Gal Gadot als Ikone Wonder Woman kam für die meisten aus dem Nichts. Zwar war ihre Performance in Batman v Superman neben Ben Affleck eines der Highlights auf das sich der Großteil der Kinogänger einigen konnte, doch ob Gadot einen eigenen Film tragen konnte, war weiterhin eine Frage.
Nach Wonder Woman sollte sich diese Diskussion erledigt haben, denn das Herz des Filmes ist eindeutig Gadots Performance. Als noble, wenn auch sturköpfige Heldin vereint sie Idealismus und Stärke in der Rolle und reißt das Publikum von Anfang an mit. Wenn Diana einen Wutausbruch über die Ungerechtigkeit der Welt bekommt, reißt sie das Publikum einfach mit. Diana ist zugleich naiv und prinzipientreu, was sie zu einer erfrischend ehrlichen Heldin macht. Aber auch Chris Pine erinnert uns dieses Jahr (nach Hell or High Water) bereits zum zweiten Mal daran, dass er eigentlich ein guter Schauspieler ist.
Wenn dann auch die Chemie zwischen den beiden ProtagonistInnen passt, zeigt Regisseurin Patty Jenkins, dass eine Liebesgeschichte problemlos funktionieren kann und man sich nicht dafür genieren muss.
Der Zweite Erste Weltkrieg
Wonder Woman ist zur Zeit des Ersten Weltkriegs angesetzt, was neue dramaturgische Möglichkeiten bieten würde. Leider unterscheidet sich das Setting in der Dramaturgie wenig vom zweiten Weltkrieg, wie er etwa in Captain America dargestellt wird. Die deutschen Soldaten sind zwar nicht mehr als Nazis gezeichnet, doch man kann sie durchaus als “Proto-Nazis” sehen. Unabhängig vom Grund für die Zeitperiode, macht sie im Film Sinn. Zum einen ist der Konflikt groß genug um die jahrelange Ignoranz der Amazonen zu durchbrechen und zum anderen ist der erste Einsatz von Giftgas derart grausam, dass man gut und gern glauben kann, hier stecke ein Kriegsgott hinter der Teufelei.
Diese Vergleiche braucht Wonder Woman jedoch nicht zu scheuen, denn hier zeigt sich die Stärke des Filmes. Wo Captain America den Zweiten Weltkrieg mit der Naivität eines Cartoons porträtierte, hat Wonder Woman durchaus dunkle Züge. Eine Szene, in der die Soldaten heroisch auf das Schiff gehen, lässt den Zuschauer die Augen rollen, doch als Diana um die Ecke biegt und die verwundeten Veteranen sieht, die nicht mehr kampffähig sind, zerbricht die Kriegspropaganda. Jenkins spielt sich hier geschickt mit den Kontrasten, inszeniert dieses Leid geschickt, um die Reise der Heldin zu untermalen. Gleichzeitig wird auch Nebenfiguren Raum zum Atmen gegeben, die etwas mehr werden dürfen als Karikaturen. Wonder Woman schafft eine Welt, in die man sich hineinlebt, die aber auch gleichzeitig unglaublich zerbrechlich ist. Und wenn die emotionalen Schläge kommen, ist man überraschend unvorbereitet.
Es ist schon eine kleine Meisterleistung den Humor von Diana in der menschlichen Welt mit dem Grauen des Kriegs zu kombinieren ohne eine der beiden Seite zu stark zu kompromittieren. Denn auch wenn es viele Lacher in Wonder Woman gibt, scheut das Drehbuch von billigem Augenzwinker-Humor zurück. Vielleicht funktioniert deshalb auch das Drama so gut, denn man hat nie das Gefühl, dass sich jemand hinter der Kamera für die Handlung geniert, so abstrus sie manchmal auch sein mag.
Geht doch!
Der Führungsriege von Warner Bros. muss wohl ein Stein vom Herzen gefallen sein. Nach den lauwarmen Rezeptionen von Man of Steel, Batman v Superman und Suicide Squad schien das DCEU (DC Extended Universe) zum Scheitern verurteilt zu sein. Dass die Rettung dieses Mal nicht durch eine neue Batman-Version kam, sondern von einer Superheldin, die es bis dato lediglich zu einer TV-Serie gebracht hat, ist durchaus verwunderlich. In unseren Podcasts haben wir bereits oft begrüßt, dass Warner Bros. den RegisseurInnen deutlich mehr Freiraum lässt, als dies etwa beim Konkurrenzstudio Marvel Studios der Fall ist. Und wenn man dieses Prinzip mit großen Regisseuren wie etwa Christopher Nolan oder nun Patty Jenkins anwendet, dann ergibt das einen Film, der sich vom Superhelden-Einheitsbrei abhebt.
Patty Jenkins hat mit Wonder Woman eine modernisierte Version von Superman – Der Film auf die Leinwand gebannt. Mit viel Freude und Emotion. Der Film erfindet zwar das Rad nicht neu, aber es ist schon lange her, dass eine Regisseurin die Grundprinzipien dieser Heldengeschichte derartig gut eingefangen hat. Aus diesem Grund akzeptiert man auch den pompösen, mit Special Effects überladenen Schluss, da auch dieser thematisch die Reise der Heldin reflektiert. Seit Langem macht der Plan des Antagonisten Sinn und ist eine moralische Prüfung für die Protagonistin – vielleicht nichts Neues, aber in letzter Zeit war dieses Verständnis kaum mehr vorhanden.
Fazit (Wolfgang):
Film: Wonder Woman
Rating:
Patty Jenkins hat es geschafft! Wonder Woman ist nicht nur unterhaltsam, sondern geht auch unter die Haut. Es ist ein idealistischer aber nicht naiver Superhelden Film, der gerade deswegen so gut das Publikum mitreißt, weil er sich nicht vor den dunklen Seiten scheut. Geankert durch eine unendlich sympathische Gal Gadot ist Wonder Woman der spirituelle Nachfolger von Superman – Der Film. Nur besser!
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