So wie die Farbe im Film, weicht die Freude beim Schauen.
Ob man es glauben mag oder nicht, Tom Cruise ist kein Garant für einen finanziell erfolgreichen Film. Seine Filme nehmen am wichtigen ersten Wochenende gerade einmal um die 40 Millionen Dollar ein, nur der internationale Markt macht den Erfolg aus. Trotzdem hat Universal Pictures ganz viel mit Tom vor. Immerhin soll er ein ganzes Cinematic Universe (der neue heiße Scheiß Hollywoods) stemmen. Mit der Mumie beginnts, dann kommen The Invisible Man, Frankenstein, Frankenstein’s Braut, Das Phantom der Oper und noch vieles mehr (wie ein Glöckner von Notre Dame). Nicht unbedingt in der Reihenfolge. Warum weiß man auch nicht genau, außer, dass sich Disney und Marvel damit dumm und dämlich verdienen.
Womit wir wieder bei Tom Cruise wären. Im ersten Film dieses Dark Universe bekommt er es mit der Mumie zu tun, einer verfluchten ägyptischen Prinzessin, die einen Pakt mit Seth, dem Gott des Todes, geschlossen hat. Und weil Tom sie unabsichtlich aus ihrem Gefängnis befreit hat, soll sein Körper die Hülle für Seth sein, der dann endlich im Diesseits all die Zerstörung anrichten kann, von der er schon so lange geträumt hat. So weit, so gut.
Oh, Tom
Man kann ja über Tom Cruise sagen, was man will – ja er finanziert eine unglaublich gefährliche Sekte mit und ja, was er im Namen der Sekte so alles anstellt ist außer komisch nur mehr komisch – aber er haut sich in seinen Filmen wirklich rein. Auch für Die Mumie ist es ihm nicht zu blöd herumzuhechten, zu springen und laufen was das Zeug hält. Zu Beginn (und Beginn ist bei Mumie sehr vage) lässt er sich minutenlang von einer Seite eines Flugzeuges zur anderen schleudern, in einer Sequenz, die direkt aus Mission Impossible sein könnte. Kurzum, man merkt bei ihm einfach nie, dass er es nur fürs Geld macht, im Gegensatz zu einem Johnny Depp, der bald der unsichtbare Mann sein wird.
Sein Charakter Nick allerdings soll nicht der coole Draufgänger sein, den alle gern haben. Er ist eher ein Hallodri, ein Grabräuber, der Archäologinnen bestiehlt, um alte Artefakte am Schwarzmarkt zu verscherbeln. Den Antihelden kauft man ihm aber nicht ab. Dafür ist er viel zu sympathisch und lustig, zwei Eigenschaften, die eher bei Tom als seinem Charakter liegen. Warum ich bis jetzt nur über Tom Cruise und nicht über den Film geredet habe ist einfach: es gibt halt nix zu sagen.
Die Mumie
Der Film ist in Teilaspekten wirklich gut. Die Action ist vor allem zu Beginn nachvollziehbar, spannend und gut gefilmt. Im Laufe des Filmes wird das alles etwas verkorkster, die Kamera unruhiger und das Bild dunkler. Ja, Russell Crowe ist in dem Film und er ist wirklich lustig (eher weil es Russell Crowe ist), aber auch absolut unnötig. Er erzählt uns die Backstory der Mumie, die wir sowieso später erfahren und tut sonst eigentlich nichts Film-relevantes. Dafür macht er ganz viele Andeutungen für die nächsten sechs Filme, die Universal rausbringen möchte.
Je weniger über die Frauenfiguren gesagt wird, desto besser. Annabelle Wallis spielt die Dame in Nöten, die sich nur von Tom Cruise retten lassen darf und ihn dorthin bringt, wo ihn der Plot gerade haben will. Was wirklich schade ist, denn Wallis macht ihre Sache eigentlich nicht schlecht, wird nur vom Skript im Stich gelassen. Dabei wäre sie eine natürliche Protagonistin gewesen, die die Filme tragen hätte können. Und auch aus der talentierten Sofia Boutella macht Regisseur Alex Kurtzman viel zu wenig. Sie ist ein 0815-Bösewicht, mit wenig Überzeugung.
Ein Skript zum Vergessen
All das ist zwar nicht so gut, wäre aber bei einem guten Skript nicht so schlimm. Leider ist das Skript nicht gut, es wurde von sechs Leuten zusammengeschustert und genauso fühlt es sich auch an. In den ersten fünf Minuten sind wir bei Tempelrittern, in der Londoner U-Bahn, dann im Irak und in einem Flashback in Ägypten, dann kommt der Titel des Films (oder kurz davor, wer kann das schon so genau sagen?). Charakterentwicklung? Fehlanzeige. Eine Regel des Kinos heißt show, don’t tell. Die Mumie macht das genaue Gegenteil und wirft einfach ein paar Dialoge rein, damit man das Gefühl einer Charakterentwicklung hat. Doch wo keine Charaktere, da keine Entwicklung. Da hilft auch ein patscherter Flashback zu ebenjenen Gespräch über die gute Seele nichts.
Und genauso, wie die Mumie ihren Opfern die Lebensenergie aussaugt, saugt der Film dem Zuschauer den Spaß beim Schauen aus. Der Witz bleibt zwar, aber die Action versumpft und die Story ist uninteressant. Dazu passend verliert der Film auch seine Farbe. Er beginnt so schön bunt in Ägypten und Irak und im Laufe wird alles nur mehr grau und dunkel und von Sandstürmen verdeckt. Wer gedacht hat, dass Mad Max: Fury Road wegen seinem Sandsturm so beliebt ist, hat wohl nicht aufgepasst.
Fazit (Patrick)
Film: Die Mumie
Rating
Lauwarm (2 von 5)
Auch Tom Cruise kann Die Mumie nicht retten. Dafür ist das Drehbuch zu schlecht, sind die Frauenfiguren zu schwach und ist die ganze Idee einfach zu unsinnig. Universal startet seine billige Marvel-Kopie mit einem ordentlichen Bauchfleck. Und es tut einem nicht einmal leid.
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