David Mackenzie schafft mit Hell or High Water nicht nur einen modernen Western, sondern kitzelt sogar aus Chris Pine eine spitzen Performance heraus.
Als in Texas eine Reihe von Banküberfällen verübt werden, ist dem Ranger Hamilton (Jeff Bridges) schnell klar, dass es sich hier nicht um einfache Banditen handelt. Wer auch immer die Banken ausraubt legt eine Methodik und Professionalität an den Tag, die es schwer machen die Gangster dingfest zu machen.
Im Laufe seiner Untersuchungen stellt sich heraus, dass die Verbrecher ein ganz konkretes Ziel haben. Die Brüder Toby (Chris Pine) und Howard Tanner (Ben Foster) wollen die Hypothek ihres Elternhauses abzahlen, mit dem Geld von genau der Bank, die in ihren Augen die Familie ausgebeutet hat. Diese Selbstjustiz findet auch in der Bevölkerung Anklang, denn nun werden die Banken bestohlen, die jahrelang Geld aus ihren Taschen genommen hat. Wie bei jedem guten Western verlaufen schnell die moralischen Grenzen.
Trotz eines klaren Ehrenkompasses sind die Brüder hart genug gezeichnet, um die Geschichte nicht einseitig werden zu lassen. Und auch an den Ordnungshütern lässt das Drehbuch von Taylor Sheridan einiges an Dreck kleben. So tritt Hamilton für Ordnung ein, kann aber die rassistischen Witze über seinen Arbeitskollegen Alberto (Gil Birmingham) nicht lassen.
Ein bisschen True Detective gefällig?
Fragwürdige Figuren, kompromittierte Moral und das alles mit einem texanischen Backdrop? Schnell stellt sich ein gewisses True Detective Feeling ein (geographische Unstimmigkeiten werden ignoriert). Und wer damit etwas anfangen kann, ist hier gut aufgehoben. Natürlich kann über eine Spielfilmlaufzeit nicht die gleiche Komplexität erzeugt werden wie es in der Hit-Serie von HBO der Fall ist. Aber man würde Hell or High Water unrecht tun, wenn man den Film lediglich auf diesen Vergleich reduzieren würde.
Denn neben dem fokussierten Drehbuch und den Performances (Ja, Chris Pine erinnert uns endlich einmal wieder, dass er eigentlich ein guter Schauspieler sein kann) muss auch die technische Seite gelobt werden. Schnitt, Kamera und Sound Design lassen den Puls bei den Actionszenen hochrasen und Mackenzies Regie lässt den Zuschauer nie den Überblick verlieren.
Happy to be there
Mit vier Oscar-Nominierungen war Hell or High Water einer jener Filme für die eine Nominierung so viel bedeutet, wie für andere der tatsächliche Sieg. Denn der amerikanische Indie Film kam im Sommer in die Kinos und war für das Budget ein absoluter Kassenschlager. Jede Nominierung war somit die Kirsche obendrauf. Und genau das sollte man als vorsichtige Warnung im Hinterkopf behalten, denn die Nominierung als Bester Film weckt vielleicht Erwartungshaltungen denen ein super gemachter Western nicht unbedingt gerecht werden kann.
Fazit (Wolfgang):
Film: Hell or High Water
Rating:
Hell or High Water ist ein technisch einwandfreier Western mit guten Performances an dem man wenig aussetzen kann. Die Nominierung für den besten Film schürt möglicherweise eine zu hohe Erwartungshaltung, doch für Fans von Western oder Gangsterfilmen ist der Film eine klare Empfehlung.
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