The Founder

Der amerikanische Traum mit einem Twist. Michael Keaton spielt ein Arschloch, das über Leichen geht.

Am Anfang und am Ende von The Founder blickt Ray Kroc tief in die Kamera und hält eine Rede. Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Der verschnudelte, braune Anzug ist einem engen, schwarzen Anzug gewichen, das alte Auto wurde gegen einen Jaguar getauscht und auch sonst finden sich hier alle Klischees des neureichen Mannes wieder.

Genauso klischeehaft beginnt John Lee Hancocks Geschichte von Ray Kroc (Michael Keaton), einem erfolglosen Milchshakemaschinenverkäufer, der immer auf der Suche nach dem next big thing war, der Idee, die ihm endlich das Geld und den Ruhm bringt, den er sich schon immer gewünscht hat. Sein Weg zum Glück heißt McDonald’s und ist das erste Fastfood-Restaurant in Amerika. Burger, Pommes und Softdrinks, sonst gibt es nichts, dafür geht es schnell. Die Erfinder Dick und Mac McDonald (Nick Offerman & John Carroll Lynch) lassen sich von Kroc dazu überreden ihr Konzept zum Franchise zu machen. Und dann geht’s los.

Der kleine Twist

Hancock kennt sich mit Biographien und vor allem mit deren Dramatisierung aus. In Saving Mr. Banks baute er Walt Disney und Mary Poppins-Erfinderin P.L. Travers eine Statue, mit Blind Side verhalf er Sandra Bullock zu einem Oscar. Mit The Founder schiebt Hancock lange Zeit die ruhige Kugel und verlässt sich ohne großes Tamtam auf die funktionierende Formel, so scheint es zumindest. Denn ab der Mitte des Films sehen wir nicht die befürchtete McDonald’s Propaganda (wie bei Disney) sondern ein Arschloch, das über Leichen geht.

Film: The Founder | Flip the Truck Der österreichische Filmpodcast
Essen in 30 Sekunden – Die Geburt des Fastfoods. (c) Einhorn Film

Ray Kroc findet immer wieder Wege sich aus der Bredouille zu ziehen, egal ob mit seinen Geschäftspartnern, Kunden, der Bank oder auch seiner Frau. Die Arme (Laura Dern mit dem traurigsten Blick im Gesicht) ist zu Beginn ein Klischee für sich selbst, immer brav zu Hause, unterstützt und lächelt ohne je etwas zu tun zu bekommen. Irgendwo in der Mitte des Films sieht man wieder einmal ihr trauriges Gesicht und merkt plötzlich, dass es Ray nicht nicht auffällt, wie unglücklich seine Frau ist, sondern dass es ihm einfach scheißegal ist.

Keaton macht’s möglich

Das große Glück für Regisseur Hancock war wohl das Casting von Michael Keaton. Der ultimative Sympathieträger strauchelt am Anfang und jeder ist auf seiner Seite. Die Gebrüder McDonald’s erscheinen wie eine Rettung, wir freuen uns. Bis jetzt ist der Film noch dabei der Idee vom Fastfood zu huldigen, Dick und Mac sind Genies, Ray wird ihnen helfen, alle werden glücklich und leben ihren amerikanischen Traum.

Film: The Founder | Flip the Truck Der österreichische Filmpodcast
Iss deinen Burger und sei still. (c) Einhorn Film

Aber Ray Kroc will nicht nur glücklich und reich sein, er will mehr und dafür manövriert er alle seine Geschäftspartner aus, brutal und nicht vorhersehbar. Hilfe bekommt er dann immer von einem Skript, das ihm einfach die Leute zur Seite stellt, die er gerade braucht. In der Bank belauscht ihn zufällig ein Mann, der ihm dann erklärt, was zu tun ist. Ray Kroc ist weniger ein brillanter Geschäftsmann, als ein Quacksalber, der im richtigen Moment auf die richtigen Menschen hört und damit Erfolg hat.

WU-Studenten haben einen neuen Lieblingsfilm

Beim Schauen von The Founder macht sich dann so ein ungutes Gefühl breit, dass irgendwo wer sitzen wird und das voll geil findet… wahrscheinlich auf der Wirtschaftsuniversität Wien.

Man braucht nur einen gutgläubigen Menschen mit einer Idee finden, dann kann man ihn schön ausnehmen und das eigene Imperium auf dessen zerstörter Existenz aufbauen. John Lee Hancock findet Ray Kroc wohl auch nicht so leiwand, richtig spüren kann man das aber nicht, das verursachte Leid lässt er lieber offscreen passieren.

Fazit (Patrick)

FilmThe Founder

Rating

Empfehlenswert (3 von 5)

The Founder ist kein Meisterwerk, ja nicht einmal ein besonders gut gemachter Film. Wenn man nach dem Film aber so einen Grant auf Michael Keatons Ray Kroc hat, dann hat John Lee Hancock irgendwo was richtig gemacht. Und dann ist er auch nicht lauwarm.

Patrick Verfasst von:

Autor, Editor und Podcaster er kann schon mal Blockbuster und Kunstfilme mögen, am Ende des Tages verliebt er sich aber meistens in die Indies. Wenn er einmal etwas in sein Herz geschlossen hat, verteidigt er es wie ein treuer Hund.

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert