Mit lautem Krawall geht die teuerste Telenovela der Filmgeschichte in die 8. Runde, aber diesmal droht die Familie zu zerbrechen.
Dominik Toretto (Vin Diesel) darf einfach nicht zu sehr entspannen. Selbst die Flitterwochen mit Letty (Michelle Rodriguez) werden unterbrochen, als die mysteriöse Hackerin Cipher (Charlize Theron) auftaucht und Dom zwingt für sie zu arbeiten. Doms Team (und gleichzeitig metaphorische Familie) ist schockiert, als er seinen Partner Hobbs (Dwayne “The Rock” Johnson) nach einem erfolgreichen Coup von der Straße räumt und im verschrotteten Auto zurücklässt.
Jetzt braucht Doms Familie Hilfe, denn sie müssen gegen den ultimativen Gegner ins Rennen ziehen: Dominik Toretto.
Jetzt auch in böse!
Viel Hype und Krawall wurde um den Twist des neuen Fast and Furious Film im Marketing gemacht. Denn der gewichtige Titel Fate of the Furious gilt auch auf einer Meta-Ebene da es sich hier um den ersten Film nach Paul Walkers Tod handelt. Doms langjähriger Partner Brian O’Connor erhielt im Vorgängerfilm Furious 7 ein für einen Blockbuster überraschend berührendes “Leb Wohl” und nun muss der Franchise ohne jene Figur auskommen, die die Handlung bisher auf der menschlichen Ebene geerdet hat.
Deswegen gibt es nun den bösen Dominik Toretto – eine Herausforderung größer als jede bisherige. Und es ist ein solcher Stunt, bei dem man sieht, dass die Produzenten keinen Hehl mehr aus der Tatsache machen, dass es sich bei Fast and Furious um eine Seifenoper mit epischem Budget handelt.
Figuren aus den Vorteilen werden wiedereingeführt, vergangene Events werden umgeschrieben und wer böse ist, ist jetzt gut und umgekehrt. Dasselbe gilt für das große Mysterium um Dominiks dunkle Seite, die aus dem Drehbuch einer Telenovela herausgerissen sein hätte können.
Ironisch oder Dumm?
Dass der Franchise an diesen Punkt gelangt war nur eine Frage der Zeit. Mit Fast Five wurde eine augenzwinkernde Ironie in die Story hineingeworfe, die mit jedem Nachfolger gesteigert wurde. Wo anfangs eine Bank in Rio geplündert wurde, wird nun der dritte Weltkrieg verhindert, denn mittlerweile ist Doms Team auf dem Status von James Bond.
Ein neuer Terrorist ist da, wir müssen die Welt retten! Dass in einem solchen Szenario kein Grund mehr für die Figuren bleibt, ist eine logische Konsequenz, wirkt aber doppelt bitter, wenn der Film stets versucht die Familien-Karte zu spielen, mit der man in den letzten Teilen doch so gut gefahren ist.
Fate of the Furious ist blöd, ungefähr so blöd wie der Titel. Und das mag schon einen gewissen Unterhaltungswert haben, wenn man gerne sieht wie hochkarätige Actionsstars in absurde Situationen geworfen werden. Hier nimmt der Film jedoch Züge von Der Babinator, Zahnfee auf Bewährung und ähnlichen Produktionen an, in denen der zentrale Gag der Kontrast der Actionstars zu alltäglichen Situationen ist. Somit wandelt sich Fast and Furious zum millionenteuren Dschungelcamp, in dem wir über die Dummheiten lachen, die etwa Jason Statham ertragen muss. Dass die Trennlinie zwischen ironischem Film und Adam Sandler Humor hier fließend ist, ist schon etwas schockierend.
Ist es kalt hier?
Doch man kommt ja wegen des Spektakels! Ein U-Boot ziert das Poster des Films und verspricht noch abstrusere Action als die Vorgängerfilme. Leider wird diese Action und die teils großartige Stuntarbeit der Fahrer begraben unter billigen Computer-Bildern. Regisseur F. Gary Gray (Straight Outta Compton) übernimmt zum ersten Mal das Steuer nach James Wan (Furious 7) und Justin Lin (Fast 3 – Fast 6) und wie so viele schafft er es nicht Leben in die sterile CGI-Landschaft zu hauchen. So sitzen die Figuren in der arktischen Wüste während computergenerierter Atem ihre Münder verlässt und man den Hintergrund eindeutig als fake wahrnimmt. Jeder Sinn von Größe fehlt und die Militärbasis, die gestürmt wird fühlt sich wie das winzige Set an, auf dem gedreht wurde.
Ein Bild das sich besonders markant ins Gedächtnis brennt ist die klassische “Saying Grace” Szene, welche ein verpflichtender Bestandteil der Reihe ist. Hier setzt sich die ganze Familie an den Tisch und betet bevor gegessen wird. Nur dass die Szene eindeutig vor Greenscreen gedreht wurde und der Ort auch keine emotionale Aussage für die Figuren hat. Am Papier ist jene Szene hier, auf die die Fans warten, aber das Gewicht fehlt.
The Long Goodbye
Figuren und emotionale Aussage? Ist man da nicht falsch bei diesen Filmen?
Ja und Nein. In meinen Augen war die Stärke des Franchise eine banale aber klare (und überraschend authentische) Message über eine Gruppe Halunken mit einem Herz aus Gold.
Diese wurde stets geschickt aufgearbeitet und nur weil der Film und das Drehbuch an diese Kernaussage glaubte, schoss der Puls bei den Verfolgungsjagden hoch. Doch mittlerweile rast das Herz nicht, egal wie schnell die Autos über das Eis flitzen, denn wenn man nie zweifelt, ob das Team gewinnt, verkommt der Film zum Superhelden-Einheitsbrei. Wenn nicht einmal mehr die Figuren die Antagonisten als ernste Gegner sehen, warum sollte es das Publikum dies tun?
Und genau hier liegt das Problem, das sich mit jedem Film der Reihe deutlicher abgezeichnet hat. Man kann mit größer, lauter, dümmer lange Zeit die Defizite überschminken, aber wenn man stetig zurückschraubt, was das Publikum bindet, hat man ein dumpfes Spektakel, von dem es leider schon viel zu viel in der restlichen Kinolandschaft gibt.
Fazit (Wolfgang):
Film: The Fate of the Furious
(Fast and Furious 8)
Rating:
Fate of the Furious ist lauter, härter und dümmer als die Vorgänger und setzt den Abwärtstrend fort. Man mag noch ein, zwei Augen zudrücken und den Film als stupides Hintergrundrauschen auf der Kinoleinwand akzeptieren, aber vom gut produzierten und erzählten Popcorn Franchise ist wenig geblieben.
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