Ridley Scott hätte daraus ein Alien-Prequel gemacht.
Eine Probe vom Mars hat einen Einzeller zurückgebracht, der aus Sicherheitsgründen auf der ISS und nicht auf der Erde untersucht werden soll. Extra im All ist dafür die Seuchenschutzexpertin Miranda North (Rebecca Ferguson), die sicherstellen soll, dass da nix passiert. Doch dann passierts: Der als Calvin bezeichnete Organismus, jetzt eher eine graue Lotusblume als Einzeller, bricht aus.
Life ist ein schircher Film. Er ist klaustrophob, spannend und hat ein Alienvieh, das wirklich unglaublich hässlich und unangenehm ist. Leider werfen die Figuren nach der Hälfte des Filmes jede Rationalität über Bord. Szenen, die ich bis heute nicht begreife, und ein Skript nach Schablone (zu den Dialogen später) vergeigen dann das große Finale, obwohl davor alles für Life gesprochen hätte.
In einem langen One-Shot, der sich einiges von Gravity abschaut (auch wenn hier nichts das Niveau von Gravity erreicht) wird jede Figur in ihrer Funktion vorgestellt. Erst fünfzehn Minuten später gibt es eine unpassende Sequenz, in der jeder noch schnell die Motivationen erklärt (Techniker Sanada ist gerade Papa geworden!), bevor der Film so richtig Fahrt aufnimmt. Wenn auch holprig umgesetzt, ist die ruhige Zeit am Anfang nett anzuschauen.
Die Dialoge sind zum Scheißen
Das Alien wird hier auch erklärt, die Zellen sind wandlungsfähig, sie sind Muskel und Nerv gleichzeitig, je nachdem was der Organismus braucht. Der Einzeller wächst rasend schnell und wirkt süß, geradezu verspielt. Zumindest für Derry. Er wird unvorsichtig und bringt bei einem kleinen Laborunfall Alien Calvin gegen die Menschen auf. Oder auch nicht, denn wie uns der Film in einem seiner unnachahmlichen Dialoge vermittelt, ist Calvin nicht böse, er will nur überleben. Später hadert Wissenschaftlerin North mit ihrem Hass für Calvin:
“Es ist nicht rational, aber ich hasse das Vieh. Ich bin aber Wissenschaftlerin, sollte also keine Gefühle haben. Was ist hier los?!*
*Ganz nach Jonathan Frakes: So oder so ähnlich könnte sie es gesagt haben.
Solche Sätze, die in den wenigen Ruhepausen von Life gesagt werden, nehmen eher unfreiwillig die Spannung, die vorher so gut aufgebaut wurde. Es ist keine Bedrohung zu spüren, wenn man sich lachend am Kopf greift. Dafür ist der Rest umso besser. Inspiriert von Alien (nicht, dass es nicht sofort auffallen würde) ist das Fehlen von Calvin der echte Trick. Er könnte überall sein, sogar direkt hinter dir. Und wenn er dann auftaucht, ist er einfach ein Körper aus grindigen Tentakel, flügelähnlichen Flossen und einem Kopf, den man zuerst gar nicht erkennt. Das Design ist nicht geil oder bedeutungsschwer wie bei Alien, sondern pseudorealistisch funktional (auch wenn das Muskel=Nerv-Konzept nie wieder vorkommt).
Calvin funktioniert dann am Ende auch nicht so organisch, wie es sich Regisseur Daniel Espinosa wünschen würde. Im Minutentakt ändert sich das Anforderungsprofil an das Alien. Mal jagt es um zu fressen, dann lässt es seine Beute zurück um weiterzujagen und dann, als die Besatzung Calvin ersticken will, jagt es einfach mal die Luft.
Jake ist einfach Jake
Man kann Life sein B-Movie Skript vorwerfen, die Geschichte als Straight to DVD einordnen, aber die Technik und Schauspieler sind ganz stark. Beim schwerelosen Herumgeschwebe gibt es keine schlechten CGI-Übergänge und die ganze Raumstation fühlt sich echt an. Das selbe gibts über die Schauspieler zu sagen. Auch wenn sie von Dialogen und Drehbuch teilweise im Stich gelassen werden, hauen sie sich voll rein. Ryan Reynolds spielt seine Paraderolle, den großmauligen Kumpeltyp, während Ferguson zeigt, dass Mission Impossible 5 keine Ausnahme war. Und über Jake Gyllenhaal braucht man sowieso nichts mehr sagen. Der Typ hats drauf und wirft sich mit seinem ganzen Körper in seine Performance.
Ist Life ein guter Film? Die Frage kann ich nicht so einfach beantworten, es gibt wohl Argumente für beide Seiten. Es ist aber ein Film der funktioniert, ein Film der die Zuschauer zu einer Reaktion bewegt. Er schafft es spannend zu sein und er kriegt ein paar nette Momente zwischen den Figuren zusammen. Im besten Fall ist er Alien light und im schlimmsten Fall Alien mit den Dialogen von Batman und Robin. In beiden Fällen wird es im Kino nicht langweilig, wenn die zweite Variante auch ungewollte zustande gekommen ist.
Fazit (Patrick)
Film: Life
Rating:
Empfehlenswert (3 von 5)
Life macht durchaus Spaß, wenn man über die schlechten und die wirklich schlechten Dinge hinwegsehen kann. Dann bekommt man einen gut funktionierenden Horror im All, der von ganz starken Schauspielern (allen voran Jake Gyllenhaal) getragen und mit guten Effekten garniert wurde. Life ist wie das wirklich gute Essen, aus dem man zuerst die ekelhaften Schwammerl rauspicken muss.
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