You had me at “Bonjour”.
Ihr wisst doch alle worum es geht. Der arrogante und selbstverliebe Prinz (Dan Stevens) wirft eine Feier, die durchtränkt ist von Dekadenz. Er verweigert einer alten Dame die Hilfe und wird zum Biest verflucht. Nur die wahre Liebe kann ihn wieder zum Menschen machen. Gut, dass ihm Bella (Emma Watson) über den Weg lauft (oder in den Kerker fällt).
Der animierte Die Schöne und das Biest ist mein Lieblingsfilm von Disney. Dementsprechend wenig enthusiastisch war ich von der Ankündigung, dass es ein Remake geben soll. Ist doch schon perfekt, warum sollte man da was dran ändern? Das hat sich wohl auch der Regisseur Bill Condon gedacht. Geändert hat er nichts, nur etwas dazugeschraubt. Die Figuren bekommen alle ein bisschen mehr zu tun, Belle wird selbstbestimmter und Lefou (Josh Gad) darf sich sogar weiterentwickeln.
Die Cuteness kriegt er nicht so hin
In den ersten Minuten fixiert man noch gebannt auf Emma Watsons Lippen, nur um zu überprüfen, ob sie da wirklich singt. In Nullkommanix ist das aber vorbei und der Zauber des Originals legt sich auch im Remake wie eine warme Decke in einer kalten Nacht über das Publikum. Nicht unwesentlich dafür sind natürlich die Lieder von Alan Menken und Howard Ashman. Im Gegensatz zu The Jungle Book hat man sich diesmal für die musikalische Note im Film entschieden.
Obwohl Condon die Story im Großen und Ganzen unangetastet gelassen hat, macht er aus Die Schöne und das Biest mehr als nur einen müden Abklatsch des Originals. Der Film bekommt eine eigene Stimme, sei es durch Watsons Persona im echten Leben, die leicht mitschwingt oder doch durch seinen Look, der die Cuteness des Zeichentricks nicht einfangen kann.
Die Animationen versuchen realistischer zu sein. Ewan McGregors Lumière ist kein überdimensionales Gesicht in einer Kerze, sondern ein kleines goldenes Männchen mit Flammen am Schädel und die Tassen drücken Emotionen durch ihre Keramikbemalung aus. Andere Figuren werden abstrakter, wie Fräulein Staubwedel, die an diesem schicksalhaften Abend den Schwanentanz aufführt und seither zum herumfliegenden Schwan verdammt ist.
Das ist ein Look an den man sich zuerst einmal gewöhnen muss, genauso das Biest. Je länger der Wuschelkopf im Bild ist, desto besser erkennt man die Mimik und die Emotionen, die durch die Motion-Capture Arbeit von Stevens durchscheinen. Spätestens dann verzeiht man den gewöhnungsbedürftigen Look.
Luke Evans stiehlt die Show
Die Schöne und das Biest ist altmodisch, wie es sich gehört. Es wird getanzt und gesungen, gesprochen wird in Superlativen. Luke Evans hat als Gaston besonderen Spaß mit seiner überdimensionierten Frisur, den breiten Schultern und seinem unterwürfigen Sidekick. Es ist eine Freude, wenn er sich in seinem eigenen Spiegelbild verliert, den Witwen vom Krieg nachweint und sich in seinem Song selbst feiert. Umso überraschender ist es, wenn er seine augenzwinkernde Performance aufgibt und zum düsteren und gefährlichen Antagonisten aufzusteigen. Evans hat verstanden, worum es geht und wirft sich geradezu in die Rolle.
Josh Gad macht neben ihm auch eine gute Figur. Schon vor dem Film hat LeFou für Aufregung gesorgt, in Russland ist der Film erst ab 18, In Malaysia gab es keinen Vertrieb von Disney und das alles nur, weil die Figur homosexuelle Neigungen aufweist. Die Figur profitiert davon, wird er doch von einer eindimensionalen Lachnummer zu einem Menschen, der zu reflektieren beginnt.
Könnte (und sollte) Disney mehr damit machen? Klar, es ist zumindest ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Das Beste daran ist wohl, dass es egal ist. Er hat keinen Sinneswandel, weil er homosexuell ist (fast als würde man sagen es ist egal, auf wen man steht). Im nächsten Remake ist dann vielleicht das Biest eine Frau und Belle verliebt sich in eine Person und nicht in ein Geschlecht.
Fazit (Patrick)
Film: Die Schöne und das Biest
Rating:
Sehr Gut (4 von 5)
Die Schöne und das Biest ist Extravaganza der alten Schule, genauso dekadent und schön anzuschauen, wie die Feier des Prinzen zu Beginn des Filmes. Die Story kennt ihr, die Figuren sind charmant und die Songs sind die gleichen. Ich muss euch wohl nicht sagen, dass ihr die verdammten Lieder danach wochenlang nicht aus dem Kopf bekommt.
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