Die neue Version von King Kong bietet viel Guilty und ein bisschen Pleasure.
1972, der Vietnam-Krieg ist vorbei und Amerikas Selbstbewusstsein hinüber. Während sich die Supermacht der Nation zurückzieht und ihre Wunden leckt, gibt die geheime Gruppe Monarch an, auf Satellitenbildern eine verborgene Insel gefunden zu haben. Diese Entdeckung bestätigt Monarch-Leiter Bill Randa (John Goodman) in seinen Verschwörungstheorien einer hohlen Erde und zähneknirschend wird ihm eine Militäreskorte gewährt.
Doch wie es zu erwarten war, entwickelt sich die Forschungsexpedition zum Höllentrip, denn auf der verborgenen Insel Skull Island leben riesige Monster – allen voran ein gigantischer Riesenaffe namens King Kong.
Godzilla mit Aufmerksamkeitsdefizit
Kong: Skull Island fackelt nicht lange. Zwei Flugzeuge knallen auf eine Insel, ein Katana wird gezückt, ein Riesenaffe taucht auf, ROAR!
Hier bleibt kaum Zeit zum Atmen und Skull Island scheint ständig besorgt um den Zuschauer zu sein. King Kong plumpst unspektakulär schon im Prolog auf die Bühne. Wenn mal eine kurze Pause sein könnte, springt ein Oktopus aus dem Wasser und dann gibt es alle paar Minuten eine Aufnahme vom Riesenaffen.
Das scheint fast schon eine Reaktion auf Gareth Edwards’ Godzilla zu sein, der sich genüsslich Zeit ließ, ehe das Monster erschien. Dasselbe gilt für Peter Jacksons King Kong, der über 40 Minuten brauchte, um überhaupt auf der Insel zu landen. Dass in Skull Island alles schneller geht mag für ein ungeduldiges Publikum eine Verbesserung sein, aber dadurch geht natürlich jegliches Gewicht flöten. Das gilt sowohl für das Drama, welches sehr dünn bleibt, aber auch für die Monster, die sich ohne Gewicht verprügeln.
Wo Gareth Edwards meisterhaft die Masse der Monster und die Relation zur menschlichen Größe einfing, wirkt King Kong ebenso klein wie die kostümierten Schauspieler in den früheren Godzilla Produktionen.
ROAR, GRR, BUMM!
Hat man diese Enttäuschung überwunden, kann man sich aber auf einen absolut dämlichen und deswegen auch lustigen Monsterfilm einlassen. Tom Hiddleston und Brie Larson sind die Helden, während Samuel L. Jackson den Soldaten mimt, der den Krieg nie hinter sich gelassen hat. Die Protagonisten bleiben flach, doch Samuel L. Jacksons Reise in die Finsternis gibt dem Film die notwendige dramatische Komponente und passt gut zur thematischen Aussage des Films. Es ist schon lange her, dass in einem Film über riesige Monster die menschlichen Handlungen soviel Gewicht hatten.
Und auch hinter der Kamera gibt es einige Lichtblicke. Regisseur Jordan Vogt-Roberts (Kings of Summer) verleiht dem Film ein fetziges Tempo, die Aufnahmen sind oftmals wunderschön und der Schnitt sorgt für genug Lacher (auch wenn dafür oft das geographische Verständnis flöten geht). Und auch wenn es nicht an die Inszenierung von Edwards oder Jackson heranreicht, ist die Welt doch interessant durchdacht und voll kleiner Details gespickt.
Fazit (Wolfgang):
Film: Kong: Skull Island
Rating:
Trotz einiger Schnitzer und Dummheiten (oder gerade deshalb) macht Kong: Skull Island genug Spaß. Der Film fühlt sich an, als würde der Regisseur lauthals in der Monster-Sandkiste spielen, und wer dieser Allegorie etwas abgewinnen kann, wird wohl auch im Film Spaß haben.
Fazit (Michael):
Film: Kong: Skull Island
Rating:
Es widerstrebt mir selbst, einen Film nicht nur trotz, sondern im Prinzip sogar wegen seiner geringen Ambitionen gut zu finden. Aber sorry Leser, sorry Michi, sorry Moral: Ich hatte mit Skull Island relativ viel Spaß.
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