Wenns noch ein bissl darker wird, können wir wenigstens besser schlafen.
“Scheiß auf’n Valentinstag, der neue Fifty Shades Of Grey-Film kommt raus!” – Wie könnte ich anders eröffnen als mit den euphorischen Worten einer geschätzten Arbeitskollegin?! Zumindest im Englischen wird uns die Fortsetzung der im Kern sehr braven, ja fast konservativen Sado-Maso-Reihe als Fifty Shades Darker verkauft. Im deutschsprachigen Raum wird dem Publikum scheinbar keine große Assoziationsgabe zugetraut, darum dürfen wir uns hierzulande über den fürsorglichen Titel Fifty Shades Of Grey – Gefährliche Liebe freuen.
Am Film selbst ändert das freilich wenig und der ist – es schmerzt, das zu sagen – leider eine herbe Enttäuschung. Über echte Stärken eines Shades-Films muss man wohl selbst mit den größten Fans eh nicht diskutieren, dieses Sequel hat aber ein weitaus geringeres Eventfilm-Potenzial als sein Vorgänger. Wie aufregend es doch auf eine leicht ironische Art war, als die schüchterne Anastacia (Dakota Johnson) im ersten Teil ausgerechnet im Werkzeugladen ihren späteren SM-Liebhaber Christian (Jamie Dornan) bedienen musste. Und wer konnte sich schon ein “Uhhh” oder “Ohhh” verkneifen, als wir zum ersten Mal einen Blick in die kitschig aufgeräumte, so gar nicht furchteinflößend aussehen wollende Folterkammer werfen durften?
Genau so schlecht, weniger lustig
Nicht falsch verstehen: Fifty Shades Of Grey war ein schlechter Film, ein Zugunglück würde man das im Englischen nennen. Doch es war immerhin eines, bei dem der Zug sehr früh entgleiste, um dann mit Höchstgeschwindigkeit über einen absurd witzigen Hang voller Unsinnigkeiten seinem Unglück entgegen zu rasen. Am Ende fuhr das Gefährt gegen einen Baum, alle Insassen stiegen aus und hatten danach bessere Laune als davor – mission accomplished. Doch wenn man in dieser Allegorie bleiben möchte, stehen wir in Darker vor dem Zug und warten nur noch gelangweilt auf unsere Rettung, die erst nach ziemlich genau zwei Stunden im Form des Abspanns daher kommt.
Schon im ersten Teil waren die zwischenmenschlichen Konflikte sicherlich kein Kaufgrund fürs Kinoticket, hier ist das Ausbleiben jeglicher Spannungen aber noch wesentlich eklatanter. Anastacia will keine Hauerei mehr, aber Grey ändert sich eh gerne, weil er sie so sehr liebt. Und wenns doch ein bisschen dirty wird, ist das mindestens so sehr ihre Idee wie seine. Grey ist von seiner schlimmen Kindheit traumatisiert, aber Anastacia versteht das eh. Anastacia hat Beef mit Grey’s Exfreundin (Kim Basinger), aber er ist eh voll auf ihrer Seite. Grey will Anastacia zu seinem Besitz machen, sieht dann aber eh ein, dass das nicht geht. Es gibt eigentlich keine Probleme!
Gefahren müssen demnach von außen herangetragen werden, allzu kreativ zeigt man sich hier nicht. Es gibt einen halben Bösewicht (Bella Heathcote) und einen echten (Eric Johnson), wobei uns Letzterer wohl auch im nächsten Film erhalten bleiben dürfte. Bei beiden ist die Motivation im Endeffekt die unfassbare Hotness der Hauptfiguren – *gähn*. Unterhaltsam ist Darker daher wohl höchstens in einer großen, gut gelaunten Gruppe oder als Anschauungsunterricht zum Thema “Wie Storytelling nicht funktioniert”. Denn wie ungeschickt hier Handlungsstränge aufgenommen und gleich wieder fallen gelassen werden, das vermag dann doch ein wenig zu amüsieren.
Fazit (Michael):
Film: Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe
Rating:
Ist Fifty Shades Darker noch schlechter als sein Vorgänger? Vermutlich. In Jedem Fall aber ist er weitaus weniger unterhaltsam und kann auch als Trashfilm nur sehr eingeschränkt empfohlen werden.
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