Chris Pratt und Jennifer Lawrence versuchen sich in einem Film, der gerne “Titanic in space” wäre. Passengers ist am Ende nicht nur schlecht, sondern mehr als nur problematisch.
Morten Tyldum war 2015 noch für einen Oscar nominiert, das Drehbuch von Jon Spaihts war 2007 auf der Blacklist, einer Sammlung der besten Drehbücher, die noch nicht produziert wurden. Mit Jennifer Lawrence und Chris Pratt hat man absolute Hollywood Darlings vor der Kamera. Es war also alles angerichtet für einen erfolgreichen, aber vor allem guten Science-Fiction Film. Doch der Film kann sich nicht entscheiden was er sein will. Ein komplexes Drama oder doch lieber ein Actionfilm, eine Studie über Einsamkeit oder eine Romanze im Weltall? Passengers will beides sein und scheitert deshalb an beiden Fronten. Wäre das nicht schon schlimm genug, sorgt diese Unentschlossenheit auch noch für moralische Probleme, die man nicht so einfach verzeihen kann (oder sollte).
Der Weltraumkreuzer Avalon bringt Siedler auf einen neuen Planeten, der 120 Jahre entfernt liegt. Doch das Schiff wird beschädigt, Jim (Chris Pratt) und Aurora (Jennifer Lawrence) werden aus ihrer Kryostase erweckt. 90 Jahre zu früh. Mit dem Tod konfrontiert suchen sie nach einer Lösung und müssen auch noch das Raumschiff reparieren, das immer mehr Fehlfunktionen aufzeigt.
Elefant in the Room
Ich kann hier keine Kritik zu Passengers schreiben, ohne über die Schlüsselszene des Films zu sprechen. Sie passiert zwar relativ früh im Film (nach etwa 30 Minuten), kam im Trailer aber nicht vor und ist deshalb als Überraschung angelegt. Wenn ihr Passengers (trotz des ersten Absatzes) also unvoreingenommen sehen wollt, das ist die Stelle, bei der ihr nach dem Kino anfangt weiterzulesen.
Viele Kritiken verraten ohne Rücksicht auf Verluste den großen Twist des Films. Jetzt ist das bei Passengers nicht so ein Problem, der Film ist nicht gut und der Twist ein wahres Problem, aber wir versuchen trotzdem immer vorsichtig mit diesen Dingen umzugehen. Sonst enden wir vielleicht wie Rosie O’Donnell, die den Twist zu Fight Club verraten hat, weil sie den Film verwerflich fand. Bei Passengers kann man aber nicht über die Probleme reden, ohne über den Twist zu reden.
Die Avalon hat eine Fehlfunktion und weckt Jim 90 Jahre zu früh auf. Zuerst merkt er gar nicht, dass er der einzige muntere Passagier ist. Der automatisierte Bordcomputer zeigt ihm sein Zimmer und bittet ihn zur Besprechung, erst dort realisiert Jim sein Schicksal. Ein Jahr lang versucht er wieder zurück in die Kryostase zu gelangen. Die Antwort auf sein Notsignal kommt wegen der Entfernung leider erst in 53 Jahren an. Sein einziger Gefährte ist Arthur, der Roboter-Barkeeper (Michael Sheen ist der eigentliche Star des Films). Die Einsamkeit wird immer schlimmer und da entdeckt Jim Aurora in ihrem Hybernation Pod. Über ihre digitalen Tagebücher verliebt er sich in sie und weckt sie schlussendlich auf.
Wenn Liebe keine Wahl ist
Jim tötet Aurora. Er stiehlt ihr ihr Leben, sie wird es nie auf den neuen Planeten schaffen, sondern auf der Avalon sterben. Nicht sofort, aber irgendwann schon. Natürlich weiß sie nichts davon, sie denkt es war der gleiche Fehler, der schon für Jims Aufwachen verantwortlich war. Sie verlieben sich ineinander, zu zweit kann man sich ja auch Trost spenden. In jeder Szene schwebt aber dieses riesige Damokles Schwert über den beiden. Die Parallelen zur absichtlichen Ansteckung mit HIV sind schwer zu übersehen, außer für Regisseur und Drehbuchautor (der auch für Prometheus verantwortlich ist) wie es scheint.
Passengers beschäftigt sich aber nicht mit den Konsequenzen, sondern morpht zu einem Actionfilm. Explosionen und schwerelose Swimmingpools ersetzen Charakterentwicklung oder Aussage über Vergebung. Jims Entführung von Aurora ist nicht so wichtig, wie die nächste Actionsequenz. Ihre Bewältigung (nicht nur mit der eigenen Sterblichkeit, sondern auch mit der Tatsache, dass ein geliebter Mensch dafür verantwortlich ist) scheint Tyldum und Spaihts nicht zu interessieren.
“Still … damn”
Und so sagt uns Passengers, dass es okay ist. Jeder macht mal Fehler, aber die Liebe gewinnt immer. Dabei war der Film bis zu dem Punkt gar nicht so schlecht. Das Production Design ist wirklich schön, die Special Effects nicht schlecht und die Kamera solide. Die Bilder bringen einen zwar nicht zum Staunen, sind aber gut genug, um zu glauben, dass sie dort im All sind. Das Raumschiff erinnert an einen riesigen Apple Shop. Pratt und Lawrence haben auch die nötige Chemie, um das Kammerspiel im Weltall abzuziehen, werden aber so hart vom Drehbuch im Stich gelassen, dass auch das nichts bringt.
Alles in allem ist Passengers ein frustrierender Film, weil er dir lange vorgaukelt ein intelligenter SciFi Film zu sein, bevor er sein wahres Gesicht zeigt. Trotz all dem negativen Geschreibsel bis zu diesem Punkt, fehlt der größte Kritikpunkt noch: der Film ist fad. Die Kontroverse um den Film regt zwar auf, aber bei weitem nicht so sehr, dass man zur Fackel (in unserem Fall ein Furchtbar) greifen würde. Alles was bleibt ist ein Kopfschütteln, ein Meh und die Frage, wie der Film wohl vor den Reshoots ausgesehen hat. Das Drehbuch war ja auf der Blacklist, muss also besser gewesen sein, als es Passengers vermuten lässt.
Fazit (Patrick)
Film: Passengers
Rating:
Lauwarm (2 von 5)
Morten Tyldum schafft es ein spannendes Konzept zu nehmen und einen langweiligen Actionfilm daraus zu machen, der nicht weiß, was er eigentlich sein will. Regie und das Drehbuch verstümmeln den zentralen Konflikt so weit, dass es geradezu beleidigend wäre, wenn man nur die Energie dazu hätte.
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