Mit Blair Witch liefert Regisseur Adam Wingard eine Fortsetzung zu The Blair Witch Project, die das Found-Footage Konzept ad absurdum führt.
Wir müssen alles aufnehmen!
Der Wald von Burkitsville ist verflucht und wer sich dorthin verirrt, den schnappt die Blair Witch. Trotzdem beschließt die Gruppe um James (James Allen McCune) in eben jenen Wald zu gehen. Denn James’ Schwester ist dort Ende der neunziger verschwunden und er ist überzeugt, dass er sie finden kann. All das ist für Lisa (Callie Hernandez) eine willkommene Möglichkeit die Kamera auszupacken und eine Doku zu drehen. Mit neusten Kameras ausgerüstet und unterstützt von ihren Freunden Ashley (Corbin Reid) und Peter (Brandon Scott) suchen sie in den düsteren Wäldern nach Hinweisen.
Und was als harmloser Film-Trip beginnt verläuft sich recht schnell in uninspirierten Klischees.
Wer schneidet den Film?
Der Hype um The Blair Witch Project im Jahr 1999 war riesig, denn eine unglaublich geniale Marketing Kampagne ließ viele Zuschauer glauben, dass es sich hierbei tatsächlich um gefundenes Filmmaterial handelte. Mittlerweile ist der Ausdruck Found Footage ein eigenes Genre, das schon einige Perlen hervorgebracht hat ([Rec], Chronicle, Paranormal Activity, V/H/S). Und da es in der heutigen Filmlandschaft recht üblich ist eine verspätete Fortsetzung ins Kino zu bringen, deren größte Errungenschaft es ist, das original zu replizieren (siehe Star Wars und Creed für positiv-Beispiele), liegt ein Neuaufguss von The Blair Witch Project auf der Hand.
Doch anstatt die Limitationen des Genres auszunützen ist Blair Witch kaum noch ein Found Footage Film. Alle Protagonisten tragen Kameras als Headset, eine Spiegelreflex wird herumgereicht, eine zweite Gruppe filmt mit analog-Kamera und dann gibt es auch noch eine Drohne, die schöne Panorama-Aufnahme hergibt.
Diese schiere Menge an Videomaterial lässt einen schon während des Films wundern: wer schneidet hier den Film? Wo Found Footage für gewöhnlich für mehr Authentizität sorgen kann wundert man sich bei Blair Witch wie dieser Film entstanden ist. So werden über die Aufnahmen der Drohnen Voice-Over gelegt, die Mikros werden schlechter wenn eine Person das Bewusstsein verliert und so weiter.
All das sind gewöhnliche Film-Stilmittel, doch sie haben nichts in einem Found Footage Film zu suchen. Aber wenn man im Kino sitzt und sich fragt, welcher grausame Editor jeden billigen Jump Scare in den Film nimmt, ist das schon ein Zeichen, dass hier etwas eindeutig nicht stimmt.
Bum, Tsching, Kreisch
Blair Witch bringt absolut nichts Neues. Die Grenzen des Found Footage werden ignoriert und durch konventionelle billig-Schocks ersetzt. Die Geschichte ist langatmig und uninspiriert und absolut nicht gruslig. Wo der erste Film auf subtilen Horror abzielte und das Übernatürliche stets versteckt blieb, entwickelt sich Blair Witch zur billigen Kreisch-Kammer. Zelte fliegen per Geisterhand, eindeutig übernatürliche Ereignisse werden hineingeworfen, um das Interesse des Publikums zu halten und in den letzten 30 Minuten verkommt der Film zur Schüttel-Kreisch-Orgie. Wenn dann auch Dinge gezeigt werden, die man im ersten Film nicht gesehen hat, wünscht man sich wieder das Mysterium des ersten Films wieder.
Ein so uninspirierter und liebloser Film schmerzt umso mehr, wenn man weiß wer hinter der Kamera steht. Denn Regisseur Adam Wingard hat mit You’re Next einen der besten Genre-Filme der letzten Jahre geliefert. Ein Regisseur der es schafft das schale Slasher Genre wiederzubeleben sollte mit einem Blair Witch Film doch leichtes Spiel haben. Doch irgendetwas ist hier grob schief gegangen.
Fazit (Wolfgang):
Film: Blair Witch
Rating:
Blair Witch ist alles, was man an Found Footage Filmen kritisieren kann. Ein uninspirierter Aufguss, der auf unsere Nostalgie abzielt, verschwendet das Potential der Geschichte und des Regisseurs. Adam Wingard hat einen absolut wertlosen Film abgeliefert, der nichts Neues bringt und das Alte nicht gut aufwärmt.
Fazit (Michael)
Film: Blair Witch
Rating:
Prinzipiell trifft das Blair Witch-Konzept auch in seiner ursprünglichen Umsetzung gar nicht meinen Horror-Geschmack. Steinkreise und Holzbasteleien lösen bei mir mehr Langeweile als Grusel aus, ist leider so. Aber auch objektiv betrachtet ist dieses Remake äußerst verzichtbar, nicht zuletzt weil das Found Footage-Konzept unkreativ ignoriert wird.
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