Nach dem wohl besten Trailer des Jahres liefern Seth Rogen & Co mit Sausage Party eine gelungene Komödie ab, die die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen kann.
Fröhliche Lebensmittel warten im Geschäft auf einen Menschen, der sie erlöst und mit nach Hause nimmt. Schließlich wartet außerhalb der Türen des Einkaufscenters das versprochene Paradies auf sie, auch wenn eigentlich keiner weiß wie genau das aussieht. Doch nach der vermeintlichen Erlösung kommt der große Schock: Lebensmittel werden von ihren Käufern gnadenlos gegessen, selbst bei den süßen Baby-Karotten kennen die Menschen keinerlei Gnade.
Dieses ebenso simple wie geniale Konzept wird im Trailer von Sausage Party binnen kürzester Zeit auf den Punkt gebracht. Kombiniert mit einem peppigen Schnitt hat der Animationsfilm für Erwachsene aus der Feder von unter anderem Seth Rogen den Titel für den besten Kinotrailer des Jahres sicher. Da ein guter Clip noch keinen guten Film macht, gilt es nun aber die Vorschusslorbeeren zu rechtfertigen.
Kein Lego Movie
Verglichen mit der kreativen Prämisse kommt die Story doch recht generisch daher. Einem kleinen Einkaufswagen-Desaster folgend, rettet sich Würstchen Barry (Michael Cera) vor dem verteufelten Geschäftspersonal, um nicht im Müll zu landen. Gemeinsam mit einer kleinen Gefolgschaft, darunter seine große Brötchen-Liebe Loretta (Maryke Hendrikse), macht er sich auf die Suche nach seinen gekauften Freunden. Blöd nur, dass es eine frustrierte Intimspülung (Nick Kroll) auf ihn abgesehen hat. Während seines Abenteuers sickert die Wahrheit über das Schicksal aller Lebensmittel langsam zu Barry durch.
Vielleicht die wichtigste Klarstellung gleich zu Beginn: Sausage Party ist kein neuer LEGO Movie. Der Animations-Geniestreich von Phil Lord und Christopher Miller hat uns vor zwei Jahren über etwas mehr als eineinhalb Stunden durchgehend unterhalten. Zwischen Darkness-Batman und Good Cop/Bad Cop-Gags hatte man quasi keine Minute Zeit, um sich vom Lachkrampf zu erholen. Und wenn doch mal eine Verschnaufpause anstand, hat man irgendwo im Hintergrund ein geniales Detail entdeckt. Wer, und das ist nach dem Trailer ja durchaus verständlich, ein ähnlich amüsantes Kinoerlebnis erwartet, wird von Sausage Party sicherlich enttäuscht sein.
Tiefgründiger Grenzüberschreiter
Mit gemäßigteren Erwartungen aber macht er von Beginn an viel Laune. Immer wieder überraschen die Autoren mit teils extrem naheliegenden Lebensmittel-Schmähs, die aber fastMal sitzen. Zudem nimmt sich hier scheinbar niemand ein Blatt vor dem Mund, wüste Beschimpfungen sind tatsächlich noch der harmloseste Inhalt. Sexuelle Anspielungen gibt es im Minutentakt, auch auf entsprechende Darstellungen wird gegen Ende keinesfalls verzichtet. Dabei spaziert Sausage Party genüsslich an den Grenzen des guten Geschmacks und überschreitet sie einige Male ganz bewusst. Selbst äußerst schwarzhumorige Zuseher werden beim ein oder anderen Witz zum entsetzten Kopfschütteln gezwungen.
Einzig die Frequenz der Gags ist streckenweise etwas dürftig, da werden dann mitunter auch mehrere Minuten lediglich mit dem Voranbringen der Handlung verbracht. Doch auch wenn diese nicht gerade die Stärke des Filmes ist – insbesondere die Installation eines Bösewichts wirkt unmotiviert – haben Rogen & Co. noch ein Ass im Ärmel. Denn was selbst im genialen Trailer nicht zu erahnen ist, ist die Tiefe, die Sausage Party besitzt. Als sich der Mythos vom Paradies außerhalb des Geschäfts als bewusst initiierter Irrglaube entpuppt, wird der Film ganz plötzlich zu einer Parabel auf Religionen und deren Gebrauch/Missbrauch – eine extrem progressive Haltung zu Sexualität in jeglicher Hinsicht inklusive. Diese Symbolik, die sich erstaunlich weit treiben lässt, ist der große Trumpf, der über die ein oder andere zähere Phase hinweg hilft.
Fazit (Michael)
Film: Sausage Party
Rating:
Empfehlenswert (3 von 5)
Sausage Party ist zwar nicht so lustig wie es der Trailer vermuten lassen würde, bügelt vermeintliche Schwächen aber durch eine überraschende Tiefe aus.
Film: Sausage Party
Rating:
Empfehlenswert (3 von 5)
Nicht ganz so witzig wie erhofft hat Sausage Party dann doch genug Stärken, um die Schwächen zu kompensieren und reizt die Altersbeschränkung so provokant aus, dass sich Filme wie Deadpool genieren können. Gerettet wird alles durch eine überraschend progressive Message, die weder Gläubige, noch Atheisten beim Rundumschlag auslässt.
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