Der Film ist besser als seine Plakate.
Das Regiedebüt von Michael Ramsauer ist zwar kein Meisterwerk, aber mit Mein Fleisch und Blut gelingt ihm doch ein österreichischer Thriller der unterhaltet. Auch wenn es ein bisschen traurig ist, dass nicht mehr dabei herausgekommen ist, haben wir ein österreichisches B-Movie, das man sich schon mal anschauen kann.
Martin (Andreas Kiendl) und Katharina (Ursula Strauss) leben mit ihrem sozial problematischen Sohn Tobias (Nikolai Klinkosch) ein ruhiges Leben. Als nebenan die junge Nicole (Lili Epply) einzieht, kommt etwas Leben in die Bude, sogar der kleine Tobias scheint an Nicole Gefallen gefunden zu haben. Doch mit der jungen Frau scheint etwas nicht zu stimmen und das wird zur Gefahr für die Familie.
Malen nach Zahlen im Drehbuch
Es gibt Filme, von denen man überrascht wird, man denkt man weiß was passiert und das Drehbuch schlägt einem ein Schnippchen, macht das Gegenteil und überrascht einen. Mein Fleisch und Blut ist nicht so ein Film. Man weiß wirklich alles, lange bevor es passiert. Wer ist Nicole? Was will sie? Was passiert als nächstes? Wo ist der Twist und wie gehts aus? Alles Fragen, die man früh beantworten kann. Trotzdem schafft es Michael Ramsauer eine Atmosphäre aufzubauen. Und auch wenn sonst vieles nicht so aufgeht, wie sich das Ramsauer wohl gewünscht hätte, kann er eine Verbindung zwischen Martin und den Zuschauern herstellen, die über diese Schwächen hinweg helfen.
Die Figur von Andreas Kiendl handelt rational (wenn auch nicht immer sympathisch) und nachvollziehbar. Schwieriger wird es da aber bei Katharina, deren Eindimensionalität ein echtes Problem darstellt. Man muss hier akzeptieren, dass sie nur ein einziges Ziel hat und sich deshalb absolut dämlich aufführt. Es tut weh, dass die Frau über ihre Rolle als Mutter definiert wird und nicht mehr.
Ein Österreicher-Bonus?
Ich wäre Mein Fleisch und Blut nicht so positiv gestimmt, wäre es kein österreichischer Film. Die Kamera ist statisch und unspannend, ganz anders als Leena Koppes Arbeit in Was hat uns bloß so ruiniert. Auch das Drehbuch ist maximal solala. Umso interessanter, dass der Film trotzdem irgendwie funktioniert, Spannung aufbauen kann, zum Mitfiebern animiert. Mein Fleisch und Blut hat auch unglaubliche Maßn gehabt, dass ich Marie Kreutzers Was hat uns bloß so ruiniert nach Mein Fleisch und Blut gesehen habe, sonst wär diese Kritik wohl nicht so entschuldigend.
Aber es gibt nicht genug Thriller aus Österreich (weil Horror ist das keiner) und wenn Mein Fleisch und Blut erfolgreich ist, bekommen wir hoffentlich mehrere (und in Folge bessere) B-Movies. Man wird ja noch hoffen dürfen.
Fazit (Patrick)
Film: Mein Fleisch und Blut
Rating:
Empfehlenswert (3 von 5)
Ramsauer macht in seinem Regiedebüt zwar noch viele Fehler, aber Atmosphäre kriegt er schon ganz gut hin. Eine ehrliche Performance von Andreas Kiendl tut ihr übriges und am Ende haben wir ein B-Movie, das für seine 90 Minuten genug Unterhaltung für eine gute Zeit bietet.
PS: Wann hören Studios endlich damit auf, den ganzen Film im Trailer zu zeigen?
PPS: Was zur Hölle sollen diese Plakate? Ich bin wahrlich kein Photoshop-Künstler, aber wenn sogar ich ein besseres Poster hinbekomm, dann ist da ordentlich was schief gegangen.
Fazit (Anne)
Film: Mein Fleisch und Blut
Rating:
Furchtbar (1 von 5)
Der Film ist einerseits nicht gruselig genug um ein Horrorfilm und andererseits emotional zu plump um ein Psychothriller zu sein. Das Drehbuch enthält viele undurchdachte Momente, durch die so ziemlich alle Figuren ad Absurdum geführt werden.
Fazit (Michael)
Film: Mein Fleisch und Blut
Rating:
Lauwarm (2 von 5)
Eine absolut vorhersehbare Standard-Story, dünne Charaktere und ein Storytelling, das von unsäglicher Dummheit der Protagonisten abhängig ist – Die Freude darüber, dass in Österreich ein Genre-Film produziert weicht rasch der unausweichlichen Frage: Warum gerade DEN produzieren?
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