Wenn auch die Mamas mal auf den Putz hauen, ist das in der First World-Blase schon eine Komödie wert. Bad Moms hat wenig Anspruch, aber genug Humor.
Was wäre die Welt ohne Mütter? Na klar, viele Menschen können diese Frage leider ganz gut beantworten, schließlich soll es – aus verschiedensten Gründen – ja auch alleinerziehende Männer geben. Ja sogar von Waisenkinder will so manch ein Verschwörungstheoretiker schon mal gehört haben. Und hey, vielleicht gibt es ja sogar Mütter, die es doch nicht so toll hinbekommen haben. Aber gut, das ist pingelig, die Großartigkeit von Müttern ist im medialen Mainstream eben doch noch ein unbestrittenes Dogma. Dass diese Erwartungshaltung aber nicht immer ganz so einfach zu erfüllen ist, das wollen die Hangover-Drehbuchautoren Jon Lucas und Scott Moore im Rahmen einer weiblichen Buddy-Komödie aufzeigen.
Bad Moms rückt zunächst Amy (Mila Kunis), Mutter von zwei Teenagern, ins Zentrum, deren ohnehin schwer zu erklärende Ehe mit Schwachkopf Mike gerade zu Ende geht. Als ihr das Hoppen zwischen Fußballtraining, Arbeit und Schule zu viel wird, verabschiedet sie sich gemeinsam mit den ebenso frustrierten Müttern Kiki (Kristen Bell) und Carla (Kathryn Hahn) von der Sittsamkeit. Warum nicht auch mal eine schlechte Mom sein? Größte Gegnerin der Aktion ist Gwendolyn (Christina Applegate), Chefin des Elternvereins und als solche auf Perfektion getrimmte Tyrannin.
Wer braucht schon Väter?
Abgesehen von Love Interest Jessie Harkness (Jay Hernandez) spielen die Väter in Bad Moms nur eine Nebenrolle. Einerseits interessant, andererseits schon auch ein bisschen ärgerlich, dass ein Hollywood-Film ausgerechnet beim Thema Elternschaft fast gänzlich ohne Männer auskommt. Ignoriert man diesen etwas bitteren Beigeschmack liefern Jon Lucas und Scott Moore aber eine mehr als brauchbare Buddy-Komödie mit weiblichen Darstellern ab. Wenn Mila Kunis & Co angetrunken durch einen Supermarkt randalieren oder die Wünsche ihrer Kids lässig ignorieren, kommt zwangsläufig gute Laune auf. Vielschichtiger Humor mit philosophischem Anspruch darf freilich nicht erwartet werden, allzu tiefer Slapstick aber ebenso wenig. Wenn Christina Applegate glutenfreies Essen für den Kuchentag anordnet, bewegt man sich auf einem angenehm dämlichen und eben nicht schmerzhaft dämlichen Niveau.
Hier darf sogar die Frau kommen
Dem Anspruch des Filmes entsprechend gibt es außer “Er ist lustig” in Wahrheit gar nicht allzu viel zu berichten. Auch mit der Aussage kann man so einigermaßen leben. Dass man den gewachsenen Ansprüchen an das Elternsein keinesfalls immer entsprechen kann, ist im Prinzip eine nette Botschaft. Einfach ausgedrückt: Auch die Mama darf mal chillen. Haken an der Sache ist die der guten Laune förderliche, der Allgemeingültigkeit aber wenig zuträgliche First World-Betrachtung. In Bad Moms hat die emanzipierte Haltung auch deswegen keine negative Konsequenzen, weil halt überall noch ein Vater da ist, der sich etwas mehr um die Kinder kümmert. Gerade der ist in der Realität vieler Alleinerziehender aber eben keine Option.
Und wenn nach den Credits alle Darsteller von der perfekten Imperfektion ihrer Mütter schwärmen, wird das klassische Frauenbild eben doch wieder bedient. Aber was solls, man darf in Sachen Feminismus sowieso keine Quantensprünge erwarten. Kleine Schritte nach vorne aber, die wären ja mal ein Anfang und von denen hat Bad Moms immerhin gleich zwei, man muss nur genau hinschauen. Zum Einen ist es diesmal die Tochter von Amy, die Fußball spielt, ohne dass auch nur in einem Nebensatz erwähnt werden würde, wie untypisch das für Mädchen ist. Und zum anderen wird in einer heterosexuellen Sexszene nicht nur ein weiblicher Orgasmus angedeutet, der Mann betont sogar, seine Bettgefährtin noch einmal oral befriedigen zu wollen. Das mag nach einem wertlosen Detail klingen, ist in einer Gesellschaft, die bei One-Night-Stands ganz unbewusst die männlichen Vorstellungen bevorzugt behandelt, aber einiges wert.
Fazit (Michael)
Film: Bad Moms
Rating:
Empfehlenswert (3 / 4)
Bad Moms ist in seiner Aussage zwar nicht ganz so progressiv wie er es gerne wäre, bietet aber nette Unterhaltung.
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