Nur eine kleine Kontroverse unter Filmfans oder doch eine globale Aufdeckung von tiefsitzendem Frauenhass? Um das neue Ghostbusters Remake gibt es viel Aufsehen, doch zum Glück leidet der Film darunter nicht im geringsten.
Man hätte sich sicherlich gewünscht, dass es nicht so kommt, aber als die ersten Teaser dieses Filmes im Internet erschienen, war es vielen anscheinend sonnenklar: Ich werde diesen Film hassen, auch wenn ich dafür keine anständigen Argumente habe. Doch zurück auf Anfang. Paul Feig, Regisseur des Remakes, wurde scheinbar eines Tages von Ivan Reitman kontaktiert. Dieser ist der Urheber des Kultfilmes und bat Feig, ein Remake zu machen.
Und da der eine große Liebe zu weiblichen Comediens hegt (u.a. Bridesmaids und Taffe Mädels) hat er sich den Stoff auf seine Art zurechtgelegt. Und diese Art war ganz das Gegenteil von feige, denn vier Schauspielerinnen als Hauptrollen eines Hollywood-Blockbusters zu casten ist leider noch immer eine gewagte Sache. Gut, storytechnisch kann man dem Remake jetzt keine kreativen Höhensprünge unterstellen, aber das ist wirklich gar nicht so schlimm. Vor allem, wenn man eine so geniale Besetzung hat, die das ganze Spektakel locker auf ihren Schultern trägt.
Hey du Arsch, lass meinen Klassiker in Ruhe
Aber scheinbar fühlten und fühlen sich die Fans der originalen Ghostbusters Filme ziemlich auf den Schlips getreten. Und das Grundgefühl ist ja auch nachvollziehbar: Man hebt einen Film auf ein hohes Podest, das mit den Jahren und der schwindenden Erinnerung, gepaart mit viel Nostalgie, zu einem wahren Olymp anwächst. Ich selbst brüte auch eine starke Skepsis und ziemlich viel Missgunst gegenüber den Bemühungen Labyrinth, ebenfalls einen Kultlfilm der 1980er, wiederbeleben zu wollen. Aber nur weil ich Labyrinth liebe, werde ich mich nicht vor den PC setzen und die SchauspielerInnen beschimpfen, die die neue Besetzung bilden.
Ich sitz dann nicht da und schreibe dem Typen, der David Bowie in der Hauptrolle ersetzt: “poor old david bowie, stop making this movie, i can already feel him turning over in his grave”. Genau diesen Tweet hat irgendjemand bezüglich Harold Ramis rausgehaut, der in den alten Ghostbusters Filmen Dr. Egon Spengler spielte. Und das ist noch eine der harmlosen Meldungen. Schauspielerin Leslie Jones verließ sogar kurzfristig Twitter, da sie von rassistischen und sexistischen Tweets nur so überhäuft wurde. Alle, die sich jetzt denken “Das ist das Internet, was habt ihr erwartet?!”, denen möchte ich nur eines sagen: Das ist genau die Einstellung, die solche Kommentare noch immer möglich macht.
Augen zu, es wird laut!
Aber nun ein klarer Trennstrich in diesem Artikel, schließlich soll es ja auch – oder vor allem – um den Film selber gehen. Und da kann man gleich vorweg schicken, dass Ghostbusters richtig lustig ist. Man muss eigentlich in einer Tour durchschmunzeln und auch mal laut lachen, besonders wenn Kevin Beckmann (Chris Hemsworth) auf der Leinwand erscheint. Und um kurz die Story zu rekapitulieren und die tollen Schauspielerinnen zu erwähnen, eine kleine Zusammenfassung: Dr. Erin Gilbert (Kristen Wiig) tut sich anfangs recht widerwillig mit ihrer alten Freundin Dr. Abby Yates (Melissa McCarthy) und deren Kollegin Dr. Jilian Holtzmann (Kate McKinnon) zusammen, um nach Geistern zu jagen. Denn obwohl Erin zuerst gar nicht mehr an deren Existenz glauben wollte, muss sie nach einer Begegnung mit einem echten Gespenst den Tatsachen ins Auge sehen.
Ergänzt wird die Wissenschaftlerinnen-Runde durch New-York-Kennerin Patty Tolan (Leslie Jones) und den schon erwähnten Kevin Beckmann, der sich als Sekretär bei den Ghostbusters bewirbt. Während sich der Spaß zwischen den Frauen als Wortwitze, Neckereien und ein bisschen Fäkalhumor äußert, liefert Kevin die Nonsense-Lacher. Und damit ist wirklich Nonsense in seiner ursprünglichen Bedeutung gemeint. Zur Veranschaulichung eine Szene: Kevin hält sich bei lauten Geräuschen die Augen statt den Ohren zu. Klingt absurd und ist es auch. Aber Chris Hemsworth schafft es ausgezeichnet, die Balance zwischen motiviertem Schoßhündchen und absolutem Trottel zu halten und für ziemlich viele Lacher zu sorgen.
Freunde und stolz drauf
Doch nicht alles ist Friede-Freude-Eierkuchen, denn da gibt es auch einen bösen überdimensionalen Geist, der die Stadt bedroht. Der Showdown ist dementsprechend klar: Vier Geisterjägerinnen gegen alle erdenklichen Geister. Dieser Teil des Films ist zwar nicht direkt langatmig, aber schon ein bisschen schleppend. Man hat das Gefühl, so einen Kampf schon sehr oft gesehen zu haben. Aber da muss man einfach feststellen, dass Paul Feig auch nicht der Profi für solcherart Szenen ist.
Trotzdem schafft er es den ganzen Film lang sehr gute Laune zu erzeugen und als ZuseherIn hat man immer das Gefühl, ein Teil des Teams zu sein. Das liegt auch an den Rollen der Geisterjägerinnen, die trotz ihrer Spleens immer sehr nahbar und sympathisch rüberkommen. Es muss auch einfach mal gesagt werden, dass es mal so angenehm ist, eine Freundesgruppe zu sehen, die kein Problem damit hat, einander die Zuneigung ehrlich zu zeigen, ohne dabei vor Scham im Erdboden zu versinken. Am liebsten würde ich das natürlich bei männlichen Freundesgruppen im Fernsehen und Kino sehen, aber es scheint noch immer so zu sein als wäre offene Zuneigung zu Geschlechtsgenossen ein Tabu. (Man denke nur an den neuen Independence Day, wo das Freundespärchen Liam Hemsworth und Travis Tope nur zwischen 1000 Sticheleien ein wenig Zuneigung bekunden kann.)
Ghostbusters hat weder eine weltbewegende Geschichte, noch wirklich deepe Konversationen, aber darum geht es gar nicht. Man hat hier einen astreinen Unterhaltungsfilm vor sich, mit vielen guten und vor allem lustigen Szenen. Dann hat man ein bisschen Kämpfi-Kämpfi, was man mögen kann, oder auch nicht. Im Endeffekt ist es ein Film, der Lust auf mehr macht. Dabei ist es eigentlich egal, wie es mit der Story weitergeht, man möchte einfach diesen vier Frauen in ihr ziemlich aufregendes Leben folgen und sicher weiter von ihnen bespaßen lassen.
Fazit (Anne)
Film: Ghostbusters
Rating:
Sehr Gut (4 von 4)
Ghostbusters hat fast alles was ein guter Unterhaltungsfilm braucht: Vielseitige SchauspielerInnen, gute Laune und natürlich viel Spaß. Dass da die Story auch mal ein bisschen plump ist, kann getrost ignoriert werden.
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