Es klingt so sehr nach klassischer, französischer Komödie, doch steckt doch ein bisschen mehr dahinter. Frühstück bei Monsieur Henri mag Klischees, ist aber nicht süchtig nach ihnen.
Monsieur Henri (Claude Brasseur) ist dieser typische grummelige, alte Mann, der alleine mitten in der Großstadt – in diesem Fall Paris – lebt und seinen eigenen Lebensrhythmus nicht mehr gestört haben will. Hätte da nicht sein Sohn Paul (Guillaume de Tonquédec) eine Annonce ins Internet gestellt, wonach er eines seiner vielen Altbauzimmer als Untermiete vergibt. Auf diesen Aufruf meldet sich die junge Studentin Constance (Noémie Schmidt), die verzweifelt auf der Suche nach einer billigen Bleibe in Paris ist. Irgendwie scheint sie mit ihrer Schlagfertigkeit ein wenig Eindruck bei dem alten Mann zu schinden, so dass er sie zu seiner Untermieterin macht.
Dieser sehr einfache Plot bildet den Grundstock einer Geschichte, die sich gar nicht so klischeehaft entwickelt, wie man es sich bei einer populären französischen Komödie erwarten würde. Es ist eigentlich ziemlich witzig, wie immer mehr Elemente eingeführt werden, die von der Grundidee her nur so von Stereotypen strotzen, welche dann aber total entkräftet oder zumindest nicht so ausgenutzt werden. Ein Beispiel dafür ist die Story rund um den Sohn des alten Mannes.
Constance und der Alte
Dieser ist ein biederer Steuerberater, der mit einer Frau verheiratet ist, die nicht nur als strohdumm, sondern auch als sehr religiös beschrieben wird. Da Constance schon nach kurzer Zeit ihre Miete nicht mehr zahlen kann, bringt sie Monsieur Henri dazu, Paul für sechs Monate freies Wohnen von seiner Frau zu entzweien. Trotz schlimmster Befürchtungen vom dummen Blondchen und einem Typen mit Stock im Arsch, entpuppt sich Paul als liebenswerter Mann in den 30ern und seine Gattin Valerie (Frédérique Bel) als Frau, die zwar keinen Humor, aber immerhin das Herz am rechten Fleck hat.
Auch die Flirtversuche von Constance sind eigentlich gar nicht so spektakulär. Wer von kurzen Kleidchen und lasziven Blicken geträumt hat, wird von einer jungen Frau mit viel schlechtem Gewissen eines Besseren belehrt. Sie versucht Paul auf der psychologischen Ebene zu ködern, unterhält sich mit ihm also über Themen wie Literatur oder Bordeauxer Fußball. Gut, einmal geht sie ihm ins Schwimmbad nach und hat da – wie es ein Schwimmbad so will – nur einen Bikini an.
Doch Regisseur Ivan Calbérac nutzt auch diese Gelegenheit nicht aus, um aus Paul einen Volltrottel mit Ständer und aus Constance die Sexbombe in schwarz zu machen. Im Endeffekt ist es ziemlich nachvollziehbar, dass sich Paul nach den angenehmen Gesprächen mit Constance, die ihm ziemlich wie die perfekte Frau für ihn erscheinen muss, ein bisschen in die Studentin verknallt.
Klischees, aber sanfte
Calbérac beweist oft Feingefühl bei der Darstellung seiner Figuren, doch stapft er schon durch ein Sumpfgebiet aus plumper Symbolik und offensichtlichen Metaphern. Monsieur Henri und Constances strenger Vater sind eigentlich ein und dieselbe Figur, nur dass Henri die Möglichkeit hat, sich noch zu ändern. Dementsprechend leiden Paul und Constance an demselben Minderwertigkeitskomplex, der auch ohne viele emotionale Szenen eindeutig erkennbar ist. Manchmal scheint der Regisseur Figuren auch nur dazu in den Film geholt zu haben, um die Zuseherschaft zu trollen. Wie etwa ein Arbeitskollege von Constance, der von allen Eigenschaften her den perfekten Love Interest für sie bilden würde. Es wird ein bisschen geneckt, aber im Endeffekt war und ist nichts zwischen ihnen. Und es ist eigentlich mal ziemlich angenehm, dass zwei hübsche Hetero-Leute nicht unbedingt zusammenkommen müssen, sondern auch mal nur befreundet sein können. Klingt zwar jetzt banal, aber wie oft ist das wirklich so in französischen Komödien? Irgendwann werden sie einfach ein Paar, oder aber die eine Person wendet sich vor unerfüllter Liebe gequält von der anderen Person ab.
Und so sieht der Film von Ivan Calbérac eben aus: Viele lebensnahe Situationen, oftmals sehr lebensnah erzählt. Manchmal kommen kleine Klischees und Übertreibungen dazu, aber das ist schon okay so. Im Endeffekt hat man einen ziemlich amüsanten Streifen vor sich, der vor allem mit den wirklich guten DarstellerInnen punktet.
Fazit (Anne)
Film: Frühstück bei Monsieur Henri
Rating:
Empfehlenswert (3 / 5)
Frühstück bei Monsieur Henri lebt von seinen gut gelaunten DarstellerInnen und dem oftmals nicht sehr subtilen, aber umso schlagfertigerem Humor. Die Klischees, die sich bei so einer einfachen Story einschleichen, umgeht der Regisseur in den meisten Fällen ziemlich gut und macht somit einen sehr angenehmen, amüsanten Film möglich.
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