Mit BFG (The Big Friendly Giant) bringt Stephen Spielberg einen Kinderfilm ins Kino, dessen Aussage in Zeiten von Brexit und Flüchtlingskrise bestenfalls bedenklich ist.
Ein Kinderbuch Anfang
Dabei startet BFG in gewohnter Spielberg Manier. Wir begleiten Sophie (Ruby Barnhill), ein Waisenkind in London, das an Schlaflosigkeit leidet. Als sie zu später Abendstund aus dem Fenster sieht, erkennt sie eine riesige Gestalt, die durch London schleicht. Als der Riese (Mark Rylance) Sophie entdeckt, entführt er sie und nimmt sie mit ins Land der Riesen.
Doch bereits bevor das Publikum konkret herausfindet, dass der BFG (Big Friendly Giant) eigentlich ein ganz Netter ist, wird es bereits nonverbal kommuniziert. Denn trotz seines Riesenstatus bewegt sich der BFG sanft wie eine Katze und bemüht sich, nichts zu zerstören. Auch Sophie erfährt schnell, dass der vegetarische Riese nicht interessiert an Menschenfleisch ist und sich stattdessen von “Snozzcumbers” (ekelhaft inszenierte Riesenzucchini) ernährt.
Nicht alle sind lieb
Schnell wird Sophie jedoch klar, dass der BFG die Ausnahme zur Regel darstellt, denn die restlichen Riesen sind große dumme Fleischfresser. Allen voran ist da Fleshlumpeater (Jemaine Clement), dessen Rowdy-Gruppe täglich Waisenkinder entführt, um sie zu verspeisen. Diese zurückgebliebenen Riesen machen das Leben für den BFG sehr schwer und seine zärtliche Natur macht ihn zu einem perfekten Opfer der Bullies.
Während Sophie den BFG überzeugen will, dass er sich endlich wehrt, lernt sie langsam die magische Welt kennen. Wie sich herausstellt, hat der BFG eine wichtige Aufgabe zu erledigen. Die recht einfach gestrickte Geschichte von Roald Dahls Kinderbuchklassiker macht klar, warum The BFG für ein Studio wie Disney lukrativ sein könnte. Denn alle Boxen werden gecheckt. Die nächtliche Riesenwelt erinnert an Avatar, die Geschichte ist klar und simpel gehalten und mit einer netten Inszenierung sollte einem abendfüllenden Abenteuer für die ganze Familie nichts im Wege stehen.
Steriles CGI
Leider schafft es Spielberg dieses Mal nicht seinem Ruf als Meister der Inszenierung gerecht zu werden. Nach der gekonnten Einführung des BFG und der Vorstellung der Welt verliert der Film komplett an Fahrt. Schauspielerin Ruby Barnhill steht vor Sets, die offensichtlich im Computer animiert wurden, wird herumgeworfen wie die Zwerge in Hobbit und hat kaum Gegenstände, mit denen sie interagieren kann – obwohl die Wohnung des Giganten vor Details strotzt. Mark Rylance als Riese funktioniert leider auch kaum und ähnlich wie Warcraft: The Beginning hätte The BFG wohl besser ein Animationsfilm sein sollen.
Die Message
Nachdem also das erste Wunder abflaut und man mit wenig beeindruckenden Effekten bombardiert wurde, hat man sich schon mit einem lauwarmen Film abgefunden. Die Handlung ist simpel aber ok, alles wirkt ein wenig gestreckt und die Welt bietet wenig zu entdecken. Doch im letzten Akt kommt die böse Überraschung.
Es soll hier zwar nicht verraten werden, wie der Konflikt zwischen den Riesen gelöst wird (das kommt im nächsten Podcast), doch im besten Fall ist es eine getreue Adaption eines sehr blauäugigen Kinderbuchs. Doch selbst wenn dem so ist, hätte irgendjemand (Drehbuchautoren, Regisseur) vielleicht nachdenken sollen, wie verwerflich die letztendliche Aussage ist.
Die letzte Viertel Stunde saß ich nur mehr mit ungläubigen Augen im Kino und als die Credits rollten gab es nur mehr einen Gedanken: “Ist das euer Ernst?”. Besonders bei den aktuellen Ereignissen in Europa muss man wirklich alle Augen zudrücken, wenn man behauptet, der Film sei ein “netter Kinderfilm”.
Fazit (Wolfgang)
Film: The BFG (Big Friendly Giant)
Rating:
Furchtbar (1 / 5)
The BFG ist ein zum Großteil langweiliger Film gefüllt mit sterilen und unglaubwürdigen Effekten. Doch im letzten Drittel schafft er es jede Sympathie zu verschenken mit einer unglaublich oberflächlichen und ignoranten Message. Besonders bei einem so schwarz/weiß gemalten Kinderfilm ist so etwas nicht einfach unter den Teppich zu kehren und unvertretbar.
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