Österreich ist ausgeschieden, die Deutschen jetzt Topfavoriten. Zeit die EM gegen Kino einzutauschen. Zum Glück kommt mit Marshland einer der besten europäischen Thriller der letzten Jahre.
Zwei Mädchen verschwinden in einem kleinen Ort im spanischen Sumpfgebiet. Zwei Polizisten werden zur Aufklärung aufs Land geschickt. Es sind die 80er und Demokratie verbreitet sich langsam in Spanien. Alberto Rodríguez erzählt seine Geschichte in wunderschönen Bildern und erzeugt eine Stimmung die an True Detective, Sicario und Monsters erinnert. Die Landschaft wird in Marshland zu einer eigenen Figur. Überhaupt wirkt der Film so hochqualitativ produziert, dass viele amerikanische Filme nicht mithalten können.
Die Polizisten Pedro (Raúl Arévalo) und Juan (Javíer Gutiérrez) kommen in das kleine Dorf um das Verschwinden zweier junger Mädchen aufzuklären. Schicht für Schicht tauchen sie in immer tiefere Abgründe der kleinen Insel ein, während beide ihre eigenen Probleme zu bewältigen haben. Wie die großen Crime Noir Filme scheut Marshland nicht davor zurück, die Handlung zu verkomplizieren, mehrere Stränge einzuführen und nicht alles in einem Happy End enden zu lassen.
Preisgekrönt
Bei den spanischen Filmpreisen hat Marshland groß abgeräumt. Es gab zehn Preise, darunter beste Regie, bestes Drehbuch und bester spanischer Film. Doch das erste was auffällt ist die Kamera von Alex Catalán. Der Film beginnt mit Luftaufnahmen der Sumpflandschaften, die im knackigen Blau und Orange vor sich hin leuchten. Immer wieder sieht man Landschaftsaufnahmen, die ein ungutes, surreales Gefühl erzeugen. In einer Szene lauft Pedro einem Mann nach. Wir sind in der Totale, sehen die weit voneinander entfernten Männer durch die Wüste laufen. Doch die Kamera fährt immer näher zu Pedro hin, bis wir sein Gesicht in Nahaufnahme sehen. Es sind solche Einstellungen die Spaß machen.
Bei Marshland gibt es überhaupt nichts zu meckern, die Stimmung packt einen von der ersten Sekunde an, die Wendungen ziehen einen nur noch tiefer in die Handlung und die 104 Minuten vergehen wie im Flug. Selbst der Stereotyp des starken Mannes mit dunkler Vergangenheit stört nicht, verankert die Figuren viel mehr in der Zeit und der Geschichte Spaniens. Pedro hat sich in der jungen Demokratie mit dem Militär angelegt und Juan hat seine eigenen Probleme mit der Vergangenheit.
Es ist schwer die Stimmung zu beschreiben, Marshland erinnert an viele Filme, aber immer ohne seine eigene Identität zu verlieren. Der große Star des Filmes ist neben der Kamera ist das Drehbuch. Detailverliebt bekommen die Figuren kleine Eigenheiten und Macken an denen sie sich abarbeiten können. Sie werden dadurch dreidimensional, fühlen sich wie echte Menschen mit echten Problemen an. Die Handlung wird zudem mit einer Ruhe erzählt, die nicht in übertriebene Action ausartet, sondern sich auf die Ermittlung konzentriert.
Fazit (Patrick)
Film: Marshland
Rating:
Sehr Gut (4 von 5)
Alberto Rodríguez liefert mit Marshland einen ganz starken Thriller ab. Er packt dich am Anfang und lässt dich bis zum Schluss nicht mehr los. In tollen Bildern wird man durch die Wüsten- und Sumpflandschaft Spaniens geführt und atmosphärisch stark erzählt er eine berührende und spannende Geschichte.
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