Mit The Neon Demon vermischt Regisseur Nicolas Winding Refn wieder gekonnt wunderschöne Bilder und Horror der unter die Haut geht.
Irgendwas an ihr…
Jesse (Elle Fanning) erscheint wie jedes andere junge Model in Los Angeles in der Hoffnung den Durchbruch zu schaffen, was die Profis Sarah (Abbey Lee) und Jan (Christina Hendricks) nur belächeln können. Einzig die Visagistin Ruby (Jena Malone) hat nicht ausschließlich Negatives über Jesse zu sagen. Und Ruby ist schließlich auch die einzige der drei, die sich nicht über Jesses kometenhaften Aufstieg wundert.
Denn entgegen aller Regeln der Modeindustrie reißen sich alle um Jesse. Sie arbeitet mit Starfotographen zusammen, bei denen Profis abblitzen, bekommt jeden nur erdenklichen Job und das alles scheinbar ohne großen Aufwand.
Eine Geschichte voller Erfolg, Neid und Hass entspinnt sich um das Mysterium Jesse.
Drive als beunruhigende Mode-Mär
Mit Drive schlug Kultregisseur Nicolas Winding Refn große Wellen. Der stille Fahrer (Ryan Gosling) führte durch den Film, doch erhielt das Publikum wenig Einblick in sein internes Gefühlsleben. Ähnlich verhält es sich mit Jesse, die in diesem Märchen fast zur Gänze ein Mysterium bleibt. Sie ist laut Refn eine Dorothy, die jedoch das Gift nach Oz bringt, doch macht sie es bewusst?
Die wunderschönen Bilder, die von Natasha Braier eingefangen werden gehen unter die Haut und führen weit sicherer durch die Handlung als das Drehbuch dies tut. Trotzdem gelingt es Refn mittels der Bilder, Konzepte und dem Sound das Publikum auf eine traumartige Reise zu schicken, bei der man sich nicht sicher sein kann, was nun “tatsächlich” passiert.
Diese Trance ist natürlich nur ein geschicktes Einlullen des Publikums, ehe die berüchtigten blutigen Sequenzen mit voller Härte zuschlagen für die der Regisseur bekannt ist. Und so sitzt man bis zum Ende des Films angespannt im Sessel und wagt es nicht mehr, sich zu beruhigen. Die Geschichte um Jesse wird zum Horror Trip, in dem reale und überzeichnete Gewalt verschmelzen.
Refn wie er leibt und lebt
Die große Stärke von The Neon Demon liegt in der Inszenierung der Szenen. Geschickt spielt sich Refn mit den Emotionen des Publikums und so schafft er es wohl auch mit vielen Schnitzern im Drehbuch davonzukommen. Denn erzählerische Konsistenz sucht man vergeblich. Ähnlich wie viele seiner Filme ist The Neon Demon ein Sammelsurium dessen Summe schwächer ist als seine einzelnen Szenen.
Auch die Ideen über Mode, Sexismus und Gewalt wirken eher wie Denkanstöße, die der Regisseur in den Raum wirft. Ein Interesse an einer detaillierten thematischen Aufarbeitung lässt er aber vermissen. So hat The Neon Demon mehr gemeinsam mit Refns Werken wie Only God Forgives und Valhalla Rising und weniger mit der klaren erzählerischen Perfektion von Drive.
Fazit (Wolfgang):
Film: The Neon Demon
Rating:
Empfehlenswert (3/5)
The Neon Demon versteht sich weniger als strukturierte Geschichte und mehr als ein Sammlung von Denkanstößen, die Regisseur Nicolas Winding Refn geschickt aneinanderreiht. Die Arbeit der Schauspieler, eine wunderschöne Kamera, sowie Cliff Martinez’ beunruhigender Soundtrack helfen dem Film über die dramaturgischen Defizite und versetzen das Publikum in einen permanenten Angstzustand.
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