Der neueste Versuch ein Computerspiel zu adaptieren zeigt wieder einmal die Probleme auf. Warcraft hat zwar schöne Bilder und gute Effekte, scheitert aber an einer Handlung, die sehr nahe am Spiel geblieben sein dürfte.
Die Entstehungsgeschichte von Warcraft: The Beginning war alles andere als unproblematisch. Vor zehn Jahren wurde der Film angekündigt, Uwe Boll wollte ihn machen, Sam Raimi sollte ihn machen und am Ende war es Duncan Jones, der verpflichtet wurde. Nachdem er das Drehbuch noch einmal überarbeitet hat, konnte er einen Film drehen, der ganz nah an der Vorlage ist. Auch wenn das optisch überraschenderweise gut funktioniert und die Animationen auch wirklich schön anzuschauen sind, wirkt die Story aus den typischen Fantasy-Handlungssträngen zusammengeschustert und das Editing ist zum Am Kopf greifen.
Warcraft: The Beginning erzählt naturgemäß das erste Aufeinandertreffen von Orcs und Menschen. Weil ihre Welt vor dem Untergang steht, kommen Orcs durch ein Portal in die Welt von Azeroth. Um das Portal zwischen den Welten zu öffnen, braucht der Orc-Magier aber Lebensenergie und nimmt einen Haufen Menschen gefangen. Der Ritter Anduin (Travis Fimmel) versucht deshalb herauszufinden, wer der Feind ist und wie man ihn aufhalten kann.
Absolut überladen
Warcraft hat derartig viele Charaktere, dass man schnell einmal den Überblick verliert. Zwischen Menschen, Magiern, Orcs und Orc-Mischlingen wirkt der Film auf zweieinhalb Stunden ausgelegt und dann auf zwei Stunden gekürzt (je weniger wir über Travis Fimmel reden, desto besser). Das führt dazu, dass sich die Hauptdarsteller schon fünf Minuten nach Kennenlernen ihre traurigen Lebensgeschichten erzählen, um auch nur irgendwie emotionale Tiefe zu bekommen. Statt dieser emotionaler Tiefe erkennt man dabei aber nur das Fehlen echter Charaktereigenschaften.
Aber schlimmer noch, es wird zu einem Bingo. Sobald ein Charakter etwas über sich erzählt, weiß man schon, wo das hinführen wird. Der Zuschauer bekommt nach kürzester Zeit die Anleitung zum Film in die Hand gedrückt und ist der Handlung einen bis zwei Schritte voraus. Das Ergebnis ist ein Kinobesuch, bei dem man gelangweilt darüber nachdenkt, wie wenig Sinn das alles macht und ob Ben Fosters Zauberer jetzt etwas auf Englisch oder Gibberisch gesagt hat. Diese Figuren funktionieren vielleicht in einem Spiel, wo der Fokus nicht auf Charakteren, sondern bei Strategie liegt, aber ein Film braucht mehr.
Animieren könnens
Neben allen storytechnischen Verfehlungen kann man Duncan Jones und seinem Team wenigstens zugutehalten, dass sie die Welt von Warcraft optisch sehr gut für die Leinwand adaptieren konnten. Die Waffen und Schilde sind überdimensional groß, die Orcs sind unglaublich detailreich animiert und man bekommt ein Gespür für die Welt, als wäre sie echt. Alles fühlt sich organisch an und jetzt wird klar, wieso man 20 Monate gebraucht hat, um alles zu animieren.
Das wars dann aber auch schon wieder mit Positivem. Den Eindruck, dass es dort draußen eine viel längere Version von Warcraft gibt, bekommt man nicht nur wegen zu vieler Charaktere, sondern auch wegen des Editings, das absolut nicht hinhaut. Szenen bekommen keinen Raum zum Atmen, manchmal wirken sie mittendrin abgeschnitten, so als müsste man schnell raus, bevor die Figur gleich den nächsten Satz beginnt. Das wirft einen andauernd aus dem Film und erzeugt nur mehr Verwirrung. Das ist etwas, was sich Warcraft bei dieser Handlung nicht leisten kann.
Fazit (Patrick)
Film: Warcraft: The Beginning
Rating
Lauwarm (2 von 5)
Duncan Jones scheitert gewaltig an dem Vorhaben endlich eine gute Adaption eines Computerspieles in die Kinos zu bringen. Das Editing erinnert an einen Schredder, die Figuren sind eindimensionale Hüllen und der Titel Warcraft: The Beginning wird zu einer Drohung.
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