Mit Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln muss die Fortsetzung von Disneys Kassenschlager ohne Regisseur Tim Burton auskommen, was sich nach dem Desaster von Teil 1 als unerwarteter Segen herausstellt.
Mit einer dramatischen Schiffsverfolgung, die aus den Fluch der Karibik – Filmen entrissen sein könnte, kehren wir zurück zu Alice (Mia Wasikowska), die nun schon seit drei Jahren gleich ihrem Vater die See durchquert. Und auch wenn sie an den Maßstäben der viktorianischen Gesellschaft aneckt, ist sie mit sich selbst absolut zufrieden.
Erst als ihr auf unsubtile Art klargemacht wird, dass die patriarchalische Gesellschaft ihre Selbstständigkeit scheinbar unmöglich macht, erscheint eine Tür ins fantastische Wunder-/Unterland. Und auch hier herrscht keine Idylle, denn der verrückte Hutmacher (Johnny Depp) ist nicht mehr sein freudiges Selbst. Kreidebleich redet er von seiner totgeglaubten Familie und ist überzeugt, dass sie trotz aller Tatsachen am Leben ist. Alice muss nun das Mysterium um die Familie lösen, ehe der Hutmacher seinen Lebenswillen verliert.
If it doesn’t work add timetravel
Um herauszufinden, was vor all den Jahren mit der Hutmacher Familie passiert ist, muss Alice nun Zeit (Sacha Baron Cohen) höchstpersönlich besuchen und mit dessen Werkzeugen durch die Zeit reisen. Doch der ungedulige Mann hinter der Uhr hat keine Lust einer Sterblichen zu erlauben die Zeit zu stören. Und so gibt es ein metaphorisches und tatsächliches Wettrennen gegen die Zeit über einen Ozean der Erinnerungen.
Mit dem Werkzeug der Zeitreise gelingt es Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln wieder ein Element der Überraschung einzuführen, das so schmerzlich in Burtons Neustart 2010 gefehlt hat. Wo Burton die Unberechenbarkeit des Wunderlands auf ein tristes Schachspiel reduzierte, hat die Fortsetzung viel mehr Freiheit. Die Handlung springt munter durch die Vergangenheit, die um einiges farbenfroher inszeniert ist als Burtons Vorlage. Dass natürlich die Zurück in die Zukunft Frage nach einer möglichen Änderung der Zeitlinie aufgeworfen wird, ist klar, doch im Vergleich zu vielen Zeitreise Geschichten bleibt Alice den eigenen Regeln treu.
Das Herz am rechten Fleck
Mit der Zeitreise wird mehr von der Geschichte von Unterland offenbart. Warum wurde die Herzkönigin (Helena Bonham Carter) so skrupellos und was hat die weiße Königin (Anne Hathaway) damit zu tun? Bei den zentralen Konflikten ist die Fortsetzung um einiges reifer als der erste Teil und hat auch keine Scheu, den Figuren ein paar negative Seiten zu geben.
Die Konflikte sind zwar oftmals sehr dick aufgetragen und mit dem Holzhammer bearbeitet, doch im Kern handelt es sich hier um durchwegs reife Ideen und auch im dritten Akt schafft Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln es neben dem Spektakel noch ein paar nette Momente für die einzelnen Figuren einzuweben. Auch die Tatsache dass Johnny Depp im quasi-Koma liegt, hat unverhoffte Vorteile, da sein “Schauspiel” auf ein Minimum begrenzt bleibt.
Moviequation:
Fazit (Wolfgang):
Film: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln
(engl.: Alice Through the Looking Glass)
Rating:
Alice im Wunderland (2010) war ein Desaster, das seinesgleichen suchte und aufgrund des 3D-Hypes zu unrecht ein Kassenschlager wurde. Dass man sechs Jahre brauchte, um eine Fortsetzung auf die Beine zu stellen zeigt wohl, dass die Kreativität und das Verlangen eine Geschichte zu Erzählen wohl eher sekundärer Natur waren.
Doch unter der Regie von James Bobin (The Muppets) wird hier ein Film geliefert, der besser ist, als man von ihm erwartet hätte. Interessante Ideen, viele Farben und einige reife Konzepte lassen über die dick aufgetragene Moral und den hölzernen Dialog hinwegblicken.
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln ändert nicht die Welt, aber hat das Herz am richtigen Fleck.
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