Was sich liebt, das neckt sich: Im dritten Teil der neuen X-Men-Generation raufen sich alte Verbündete wieder zusammen und versuchen so das Ende der Welt, ausgelöst vom Ur-Mutanten Apokalypse, aufzuhalten.
Mega-Mutant Apokalypse (Oscar Isaac) steht aufs Angebetet werden und ist ziemlich desillusioniert, als er aus einem jahrhundertelangem Schlaf erwacht. Alle Menschen haben sich falschen Göttern, also Waffen, PolitikerInnen und weiterem kapitalistischem Zeug zu- und sich von ihm abgewandt. Auch die Mutanten wissen nicht, was gut für sie ist, zumindest seiner Ansicht nach. Also holt er vier leicht beeinflussbare MutantInnen an die Seite, um, wie gesagt, die Welt zu zerstören.
Aber da gibt’s ja noch die X-Men, oder besser gesagt das was von der Truppe eben noch übrig ist und die sind mehr als bereit für ihr Leben zu kämpfen. Unter ihnen sind Jean Grey (Sophie Turner) und Scott Summers (Tye Sheridan), die den Film-Fans schon aus der ersten Generation bekannt sein dürften. Und obwohl sich auch Raven (Jennifer Lawrence) zurück auf die „gute“ Seite begibt, schafft es das Universum wieder mal Magneto (Michael Fassbender) total fertig zu machen – diesmal sind es wieder tote Verwandte -, weswegen er seiner altbekannten bösen Seite vertraut.
Go,Team 2.0!
Als außenstehende Person könnte man beim Durchlesen der drei X-Men Plots fast denken, dass es sich bei der Storyline von Magneto um eine lateinamerikanische Soap-Opera handelt: Sowieso mal der schlechteste Start ins Leben, den man sich vorstellen kann und dann ein konstantes Hin und Her zwischen Gut und Böse. Zum Glück gibt’s da den immer treuen Charles Xavier (James McAvoy), der wie ein lieber Priester an das Gute in Magneto glaubt.
Irgendwie kann man sich dieser unendlichen Geschichte zwischen den beiden Männern trotzdem nicht erwehren. Einerseits, weil beide Schauspieler einfach das meiste aus ihren Charakteren herausholen und so dem Klischee strotzen, dass es in SuperheldInnen-Filmen nur ums Bumm-Bumm geht. Und andererseits, weil Regisseur Bryan Singer genau weiß, welche Emotionen wann im Vordergrund stehen müssen. So sieht man sich als ZuseherIn, in allen drei Filmen, häufig vor der moralischen Weggabelung stehen. Meistens kann man die Intentionen der Charaktere so gut nachvollziehen, dass man auch bei einem Mord zweimal überlegen muss, ob das in dieser bestimmten Situation wirklich so falsch war.
Ästhetisch eher lau
X-Men: Apokalypse versucht auch mit diesem moralischen Dilemma zu spielen, aber leider nicht mehr so oft und vor allem nicht mehr so gekonnt lässig, wie in den anderen zwei Teilen. Hier ist auch viel mehr Pathos zu spüren als es dem Film gut tut. Die lustigen Sequenzen, in denen die Kräfte einzelner MutantInnen eine Rolle spielen, hinterlassen einen faden Nachgeschmack, weil man das Fanservice zu sehr raus schmeckt. Das kann natürlich eine persönliche Vorliebe sein, aber wenn einem an den anderen Filmen vor allem die Coolness gefallen hat, dann könnte man mit dieser künstlich wirkenden Fan-Befriedigung so seine Probleme haben.
Positiv bleibt, dass sich der Film selber ernst nimmt und nicht auf laue Tricks wie Selbstironie und Sarkasmus zurückgreift. Vielmehr wird versucht, dass die Action-Szenen von Haus aus glaubhaft rübergebracht werden und man greift nicht auf Trend-Kniffe wie das Durchbrechen der vierten Wand zurück, nur um ja keine Ernsthaftigkeit zuzulassen. Leider muss man aber sagen, dass eben jene Action-Szenen nicht so kreativ wie in den ersten beiden Teilen sind (man denke an das schwebende Sportstadion in Teil 2 oder die Nazi-Bar-Killer-Szene in Teil 1). Wer sich also beim Endkampf einen ästhetischen Knaller oder eine ungewöhnliche Location erwartet, soll lieber die Vorfreude runter schrauben. X-Men: Apokalypse langweilt trotz über zwei Stunden Spielzeit nicht und hat auch seine Stärken, aber diese haben ihre Wurzeln nun mal in den zwei vorigen Filmen.
Fazit:
Film: X-Men: Apocalypse
Rating:
Als Fan der Filmreihe(n) fand ich es ganz schön, meine HeldInnen wieder mal in Action zu sehen. Aber weil ich von Teil 1 und 2 so verwöhnt worden bin, habe ich die Durchschnittlichkeit dieses Filmes als Betrug empfunden.
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