The Hateful Eight

Mit The Hateful Eight bleibt Regisseur Quentin Tarantino weiter dem Western-Genre treu und erzählt ein Kammerspiel im verschneiten Wilden Westen. Und nach dem etwas faulen Django Unchained geht The Hateful Eight wieder in die richtige Richtung.

Acht Unsympathler

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© Universum Film GMBH

Ganz im Stil epischer Western verbringt The Hateful Eight die erste der drei Stunden Laufzeit mit der langsamen Einführung der Charaktere. Aus unterschiedlichen Gründen finden sich acht Individuen in einer verschneiten Hütte wieder und müssen gemeinsam einen Schneesturm auswarten. Doch dass das Wetter nicht die einzige Bedrohung ist, wird schnell klar. Während sich die Hütte in zwei Fraktionen teilt, muss John “Der Henker” Ruth (Kurt Russell) dafür sorgen, dass niemand außer er das Kopfgeld für seine Gefangene Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) kassiert. Und als wäre die Stimmung noch kein Pulverfass, welches jede Sekunde losgehen könnte, liegen die Wunden des kürzlich beendeten Bürgerkriegs noch offen.

Genüsslich langsam entfalten sich die Figuren Konstellationen während immer mehr Lügen und Verstrickungen aufgedeckt werden. Eine Erfahrung, die definitiv Lust macht, den Film ein zweites Mal mit dem gesamten Wissen über die Charaktere zu sehen.

Hateful – Der Name ist Programm

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© Universum Film GMBH

Wo Django Unchained eine klare moralische Agenda hatte, kehrt Tarantino mit The Hateful Eight wieder zu graueren Figuren zurück. Passend zum Titel sind die Akteure verabscheuungswürdige Gestalten und auch wenn Major Marquis Warrren (Samuel L. Jackson) anfänglich die Sympathie des Publikums trägt, ist auch bei ihm nicht klar, ob es sich hier tatsächlich um einen Protagonisten handelt, mit dem man mitfiebern soll. Dieser dramaturgische Kniff erlaubt einen Film, welcher sich ähnlich wie Inglourious Basterds in unerwartete Richtungen entwickelt während Loyalitäten und Sympathien alle 10 Minuten wechseln.

Ähnlich Tarantinos früheren Werken hat The Hateful Eight keine klare Aussage und genügt sich als 3 stündige Charakterstudie. Das Urteil wird dem Publikum überlassen. Und eben dieser Verzicht auf Agenda lässt mehr Raum zum Atmen, zur Diskussion und Reflexion als das propagandöse Ende von Django Unchained.

Ein Schritt nach vorne

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© Universum Film GMBH

The Hateful Eight ist wie jeder Film von Tarantino ein Liebesbrief an die Kunst der bewegten Bilder, doch hier beweist Tarantino, dass er sich selbst auch zügeln kann. So arbeitete er zum ersten Mal mit einem Komponisten zusammen und greift nur sparsam auf seine riesige Musiksammlung zurück. Das Ergebnis ist ein fantastischer Soundtrack von Filmlegende Ennio Morricone, der deutlich zur Stimmung des Films beiträgt.

Auch verzichtet Tarantino auf zu offensichtliche Meta-Kommentare oder Filmreferenzen und so fühlt sich The Hateful Eight weitaus mehr nach einem “echten” Western an im Vergleich zum übertriebenen Mixtape, welches der Regisseur mit Django Unchained präsentierte. Die permanente Kulisse der Hütte zwingt den Regisseur zur kreativen Inszenierung des Innenlebens und ein besonderes Lob muss an die Kamera von Robert Richardson gehen, welche in Ermangelung anderer Worte einfach als wunderschön bezeichnet werden muss.

Die Atmosphäre des Films wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass die Gewalt zwar wie üblich übertrieben ist, doch dieses Mal nicht zur Belustigung verwendet wird. Die Schmerzen der Charaktere sind wie der Film hateful und so kann es durchaus sein, dass man sich am Ende ekelt.

Eben dieser Ekel ist ein Element, welches in den letzten Tarantino Produktionen unter den Tisch gekehrt wurde. Und gerade, wenn man sich mit Gewalt auseinander setzt, wie Tarantino dies regelmäßig macht, kann man die hässliche Seite nicht einfach ignorieren.

Anmerkung: Als diese Kritik geschrieben wurde, hatte ich noch nicht die Möglichkeit, den Film in Glorious 70mm im Gartenbaukino zu sehen. Die Diskussion über die 70mm Version wird es in einem unserer nächsten Podcasts zu hören geben!

Moviequation:

MQ Hateful Eight

Fazit (Wolfgang):

Film: The Hateful Eight
Rating:
User1.Wolfgang.Rating3.Recommendable.Frei_1
Empfehlenswert (3/5)

Mit The Hateful Eight liefert Quentin Tarantino einen Film, dessen Gewalt das Publikum am Ende verstört zurücklassen wird. Diese Verstörung, gepaart mit der moralischen Fragwürdigkeit des Ensembles machen definitiv Hoffnung, dass auch Tarantino sich weiterentwickeln kann und sich nicht wieder ins Kill Bill – Gebiet zurückzieht. Zwar hapert es hin und wieder am komplett flüssigen Drehbuch (und man kann diskutieren, ob der Film tatsächlich fast 3 Stunden dauern musste), doch ich nehme einen ambitionierten aber unperfekten Tarantino tausendmal lieber als den polierten Mixtape Regisseur, der Gewalt mit Coolness gleichsetzt.

Wolfgang Verfasst von:

Der Host des Flipthetruck Podcasts. Mit einem Fokus auf Science Fiction und Roboter sucht er ständig jene Mainstream Filme, die sich nicht als reine Unterhaltungsfilme zufrieden geben.

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