Das brandneue Testament wirft religiöse Konventionen über den Haufen und überlegt sich ein etwas realistischeres Bild von einem Gott, der diese Welt erschaffen hat. Der lange Bart wird zum schmutzigen Bademantel und statt gutem Gemüt ist er ein echter Grantler. Die schwarze Komödie nimmt sich nicht zurück und hat den wahrscheinlich besten Satz im Filmjahr 2016.
Regisseur Jaco Van Dormael macht aus Gott (Benoit Poelvoorde) einen Belgier, der als erstes Brüssel geschaffen hat und es einfach blöd fand, dass Tiere überall herumliefen. Also hat er Menschen geschaffen, wirklich nach seinem Ebenbild. Das Problem ist aber, dass Gott ein griesgrämiger Nörgler (quasi ein Wiener) ist und so denkt er sich den ganzen Tag neue Möglichkeiten aus, um den Menschen eins reinzuwürgen. Wegen ihm fällt der Toast immer auf die bestrichene Seite und das Telefon klingelt immer dann, wenn man gerade in die Badewanne gestiegen ist. Wenn er seine Wut nicht gerade an der Erde auslässt, tyrannisiert er seine stumme Frau und kleine Tochter. Sein berühmter Sohn (David Murgia) lässt sich schon seit zweitausend Jahren nicht mehr blicken. Jesus’ Abenteuer auf der Erde waren auch nur ein Akt der Rebellion, fernab von Gottes Plan. Schon bald hat auch seine Tochter Ea (Pili Groyne) die Schnauze voll und rebelliert selbst gegen ihren allmächtigen Vater. Sie macht alle Todesdaten der Menschen publik und flüchtet selbst nach Brüssel.
Keine Angst vor der Tragik
Eine der großen Stärken von Das brandneue Testament ist ein schonungsloses Ausleben seiner eigenen Konzepte. Während man dank der Todesdaten viele schwarzhumorige Sequenzen erzählen kann (ein Typ springt aus dem Fenster, weil er erst in 50 Jahren sterben wird), wird die Idee in der nächsten Sekunde schon tieftraurig. Ohne viel zu verraten sei hier nur gesagt, dass es unglaublich gut funktioniert und der Film problemlos zwischen Komik und Tragik wechseln kann.
Die kleine Ea begibt sich auf die Suche nach eigenen Aposteln, ganz wie ihr großer Bruder und fischt sich wahllos einen Haufen verschrobener und interessanter Charaktere aus den Karteikarten Ihres Vaters. Ein Sexbesessener, ein Möchtegernmörderer, eine Einarmige und eine unglücklich Verheiratete sind nur ein paar der Aposteln, die dank dem Wissen des eigenen Dahinscheidens ihre tiefsten Wünsche und Fantasien ausleben können. Auch hier schwankt Van Dormael mühelos zwischen absurd, lustig und traurig.
Gott ist einmal der Lustige
Ein Highlight ist Benoit Poelvoorde, der als Gott für die großen Lacher sorgt, wenn er seine Tochter auf der Erde nachjagt. Er zeichnet sich dabei durch absolute Ahnungslosigkeit aus, wenn er ohne jeglichen Charme in der Kirche über Jesus schimpft oder in der Suppenküche nicht anstehen will. Gott bekommt ziemlich oft eine reingehaut, egal ob von Pfarrern, Obdachlosen oder Passanten. Auch das mit dem Übers Wasser gehen kann er nicht so ganz und geht prompt unter. Der Pfarrer sagt im Anschluss daran den wahrscheinlich besten Satz dieses Kinojahres, der natürlich eine Überraschung bleiben soll.
Moviequation:
Fazit (Patrick):
Film: Das brandneue Testament
Rating:
Das brandneue Testament ist eine ungewöhnlich leichte Komödie, die nicht davor zurückschreckt einen mit einem emotionalen Punch zu überraschen. Benoit Poelvoorde ist ein Highlight, der den grantigen Ungustl perfekt verkörpert und das Christentum endlich mal interessant macht.
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