Zwei Brüder, ein Youtube-Channel: So lautet das Erfolgsgeheimnis der Lochis. Die Deutschen Vlog-Sternchen zeigen in ihrem Debütfilm, warum jeder Mensch, der Kinder haben will, zuerst einen Kurs über Doing Gender absolvieren sollte.
von Anne-Marie Darok
Die Lochis, gespielt von den Lochis alias Heiko und Roman Lochmann, bereiten ihr erstes großes Konzert vor. Während Heiko das auf die leichte Schulter nimmt, macht sich Roman nicht nur wegen seinem Lampenfieber Sorgen. Sein Bruder hat sich doch tatsächlich in das Luder Jessy (Milena Tscharntke) verliebt, die eigentlich nur nach Fame trachtet. Um den naiven Bubi zu ködern, setzt Jessy auf innere Schönheit, was bedeutet, dass sie ihre Schwester Bella (Tara Fischer) in den Rollstuhl setzt und so tut, als wäre sie schwerbehindert. Summa Summarum: Roman will die Liaison sabotieren, Heiko will mit Jessy in die Kiste (oder zumindest mehr als Händchenhalten) und Jessy will Internet-Fame. Alles klar?
Da hat wer ne G’nackwatsche verdient
Man könnte diesen Plot als faszinierend vielseitig betrachten, zumal er ein prima Minenfeld für politisch unkorrekte und sexistische Darstellungen bietet. Hinter jeder Biegung ist eine mädelsverachtende Szene oder ein Gag, der mit einer Geschmacklosigkeit à la „Movie 43“ flirtet. Trotzdem kann man bei letzteren Szenen zumindest getrost mitschmunzeln, schließlich beleidigen Dünnschiss- oder Ständer-Szenen keine gesamte Menschengruppe, sondern eben nur persönliche Geschmäcker.
Dann ist da aber dieses Bild der Frau, bei dem man im gesamten Filmteam am liebsten G’nackwatschen verteilen möchte. Dass sich zwei 16-jährige so einen Plot ausgedacht, oder zumindest dabei mitgedacht haben ist schon bedenklich genug, aber bei den Erwachsenen fragt man sich wirklich, was da passiert sein muss, dass sie solch einen Sexismus auf Teenie(!)-Filmfiguren projizieren.
Das Engerl und die Fame-Bitch
Es ist dieses klassische Ding von dem Engel und der Hure, also jene zwei Pole des Seins, die Frauen erreichen können. Der Engel, Bella, ist ein naives, verletzliches, sanftes und vor allem passives Wesen, dass dem Willen aller Gott ergeben ist. In der Literatur wird Bellas Status als erstrebenswert für eine Frau betrachtet. Und besonders durch einen Mann an ihrer Seite, Roman, kann sie diesen Status erhalten
Die Hure, oder im Modernsprech auch Fame-Bitch, ist zwar eine aktive Frau, was ja schon mal ganz gut ist. Aber durch die Dominanz und den Ehrgeiz wird sie böse, böse, böse. Kurz: Ist eine Frau lieb und sanft, kann sie von einem Mann gefunden und zu etwas Höherem erhoben werden. Ist eine Frau aber ehrgeizig und macht ihr eigenes Ding, muss sie dafür bestraft werden. Dass Jessy im Film ja wirklich viele verwerfliche Sachen macht, stimmt schon, aber die dienen nur dazu, dieses Bild zu untermauern.
Die Zielgruppe des Films werden wohl die Lochis-Fans sein, die selber Teenies sind. Und dass man als Teenie über Sachen lacht, für die man sich später ein bisschen schämt, weiß man selbst am besten. Hormone sind nun mal nur Hormone und Gruppendynamik kann auch einiges bewegen. Deswegen ist es aber umso unheimlicher, dass Erwachsene Teenies so ein Bild von Männlein und Weiblein vorsetzen und das positiv mit ihren Idolen koppeln. Ich weiß natürlich nicht, wie diese Personen ihre Kinder erziehen und Maße mir dazu echt kein Urteil an, aber als Filmemacher und Filmemacherinnen sind sie richtig schlechte Vorbilder.
Fazit (Anne-Marie):
Film: Bruder vor Luder
Rating:
Furchtbar (1 / 5)
Bruder vor Luder mag zwar ein, zwei Lacher hervorlocken, aber zeigt so ein fürchterliches Männer- und vor allem Frauenbild, dass man darüber nicht hinwegsehen sollte.
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