Spectre kann nicht in die großen Fußstapfen seines Vorgängers treten, der Spagat zwischen modernem Thriller und traditionellem Bond-Film gelingt nur bedingt.
Anmerkung:
Diese Kritik erschien ursprünglich auf TheGap, den Link zur Kritik findet man hier.
Das neueste Abenteuer des nimmermüden James Bond schließt direkt an Skyfall an. Eine Videobotschaft bringt ihn nach Mexiko zum Tag der Toten. Es schweben aufblasbare Skelette durch die Straßen. Die blitzblauen Augen hinter einer Totenkopfmaske versteckt, gleitet Daniel Craig durch die verkleideten Massen. Die Kamera folgt ihm unentwegt. Sie fährt mit ihm Lift, klettert aus einem Fenster und springt über Hausdächer. Erst nach Minuten kommt der erste Schnitt.
Bond ermittelt auf eigene Faust. Er versucht an das Verbrechersyndikat Spectre heranzukommen. Einziger Anhaltspunkt ist ein silberner Ring mit eingraviertem Oktopus. Zeitgleich versucht Ralph Fiennes die Auflösung des MI6 durch eine neuartige Organisation zu verhindern. Analog gegen digital. Traditionell gegen modern. Das sind die aufgeworfenen Themen von Spectre.
From Casino Royale with Skyfall
Drei Jahre nach dem kritischen und finanziellen Erfolg von Skyfall zeigt uns der wiederkehrende Regisseur Sam Mendes, wie das Filmende zu interpretieren war. Als Abschluss. Weg von der modernen Härte, ohne allzu großer Verspieltheit, hin zu den berühmten Elementen aus den Sechzigern. Was beim Vorgänger noch so vortrefflich funktioniert hat, wirkt in Spectre aber unrund, zu sehr driften die Themen auseinander. Die verbindenden Glieder sind gefährlich dünn. Es fehlt die Intelligenz, die Skyfall so ausgezeichnet hat. Sechs Leute haben das Drehbuch zusammengeschustert und versucht die Filme seit Casino Royale zusammenzufassen, doch die Metaebene ist einer Serie an Anspielungen gewichen. Craig prügelt sich wie in From Russia with Love durch einen Zug und wartet festgeschnallt auf sein sicheres Ende wie in Goldfinger. Einen modernen Eisenbeißer gibt’s zudem auch.
Sam Mendes konzentriert sich vermehrt auf die Basics: exotische Orte – inkl. österreichischer Berglandschaft –, ständige Kostümwechsel, tolle Action, schöne Luxuslimousinen, teure Uhren und trockene One-Liner. Die Bond-Girls, früher noch Werkzeuge, sind heutzutage ebenbürtige Komplizen. Dass die Chemie zwischen Léa Seydoux und Daniel Craig einfach nicht passt, ist halt ein Pech.
Waltz süffisant
Die malerischen Kontraste des Kameramannes Hoyte Van Hoytema funktionieren durchgehend besser, als die thematischen. Bei der Einführung des Bösewichtes lässt er das Gesicht von Christoph Waltz lange Zeit verborgen. Der Vorsitzende der Superschurkenorganisation Spectre wirkt allmächtig. Die Tür geht auf. Ein langer Schatten erscheint am Boden. Der Saal verstummt. Alle Augen sind auf den Mann gerichtet, der ganz langsam zu seinem Platz geht, sich setzt und in die Runde blickt. Man kann den Angstschweiß förmlich riechen. Christoph Waltz spielt seinen Bösewicht Franz Oberhauser gewohnt silbenkauend. Mit einem süffisanten Grinser genießt er die wenigen Szenen, die er hat. Wie um seine Zeit auf der Leinwand zu verlängern, kostet er jeden Satz völlig aus. Was aus ihm wird, sei hier nicht verraten.
Für Daniel Craig scheint die Zeit als James Bond aber vorbei. Das Ende wirkt wie ein Ende für diese Art von Bond. Weg mit dem Neuen, her mit dem Alten. Was Craig so ausgezeichnet hat, war seine Verwundbarkeit. In seiner ersten Szene als James Bond in Casino Royale wird aus einem einfachen Kill ein minutenlanger Kampf. Das Gesicht meistens geschwollen und blutend, prügelt er sich durch die Landschaft. Aus dem körperlichen und mentalen Wrack in Skyfall wurde über Nacht wieder der unkaputtbare Superagent.
Fazit (Patrick):
Film: Spectre
Rating:
Empfehlenswert (3 / 5)
Es war abzusehen, dass Spectre nicht mit der Qualität des Vorgängers mithalten können würde. Dass er sich aber damit begnügt ein reiner Unterhaltungsfilm zu sein, ist dann aber doch etwas enttäuschend. Der inszenierte Gegensatz zwischen einer Welt, die ständig online ist und der Spionagewelt einer analogen Ära wird immer holpriger. Oft stolpert der Film über diese Diskrepanz, das Fallen kann er aber geradeso vermeiden.
Film: Spectre Mit Spectre ist James Bond wieder zu den Wurzeln zurückgekehrt und verliert sich etwas im Zitate-Kabinett. Als jemand, der sich abseits von Casino Royale und Skyfall wenig für James Bond begeistern kann ist der Film für mich eine enttäuschende Angelegenheit.
Fazit (Wolfgang):
Rating:
Lauwarm (2 / 5)
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