Nach letztjährigem Listen Up Philip zeigt Alex Ross Perry auch dieses Jahr wieder einen Film auf der Viennale. In Queen of Earth sehen wir eine desolate Elisabeth Moss, die sich bei ihrer besten Freundin von ihrer gescheiterten Beziehung erholen will. Das Ergebnis ist zwiegespalten, weil Ross Perry anscheinend nicht von alten Fehlern wegkommen kann.
Nachdem Catherine (Elisabeth Moss) von ihrem Freund betrogen und verlassen wurde, zieht sie sich in die Residenz ihrer Freundin Virginia (Katherine Waterston) zurück. Catherine ist ziemlich fertig und in Rückblicken sehen wir, wie im Vorjahr Virginia ähnliche Erfahrungen durchmachte. Stück für Stück entwickelt sich zwischen den beiden Freundinnen ein Psychoduell aufgrund verletzter Egos und offener Rechnungen. Der Nachbar Rich (Patrick Fugit) macht die Sache auch nicht unbedingt einfacher.
Alex Ross Perrys Hauptproblem
Während in Listen Up Philip Elisabeth Moss noch in einer Nebenrolle als einziger sympathischer Charakter glänzte, darf sie in Queen of Earth auch mal ihren inneren Egomanen rauslassen. Schon die erste Einstellung zeigt ihren Mut zur Hässlichkeit. In Großaufnahme sehen wir ihr Gesicht, vom Weinen geschwollen, der Lidschatten rinnt über die Wangen. Mit einem zur Fratze verzerrten Gesicht schreit sie in die Kamera. Auch in den folgenden 90 Minuten sind die Gesichter der Protagonisten in Nahaufnahme zu sehen. Gegen unseren Willen dringen wir in die Privatsphäre dieser Personen ein. Doch wie schon in seinem vorigen Film sind die handelnden Charaktere so unsympathisch, dass sich die 90 Minuten wie eine Ewigkeit anfühlen und man eigentlich nur weit weg will. Alle Figuren handeln so egoistisch und nehmen so wenig Rücksicht auf einander, dass man nicht versteht, wieso Catherine mit Virginia befreundet ist, oder weshalb Virginia Catherine zu sich einladen wollen würde.
60er Jahre Psychothriller
Schon der Trailer sagt einem alles über Queen of Earth. Wie ein Thriller aus den 60ern spricht eine Stimme aus dem Off über die Handlung, die Schauspieler und Pressestimmen. Ross Perry scheint hier wirklich einen alten, traditionellen Thriller machen zu wollen. Die Beleuchtung ist teilweise unglaublich unnatürlich, mit langen schwarzen Schatten, die sich wie ein Mantel über die Gesichter der Figuren legen. Virginia (Katherine Waterston) steht immer kurz vor einem Weinkrampf, wenn sie Catherine nicht gerade süffisant belächelt.
Wenn man zu Beginn noch Sympathien für Virginia hat, die sich um ihre schräge Freundin kümmern will, so wandelt sich das im Laufe des Filmes so weit, dass am Ende Catherine noch die sympathischste ist. Mit Szenen, die an Wicker Man erinnern, baut Alex Ross Perry durchaus Spannung auf und während Queen of Earth sucht man schon für Zusammenhänge und mögliche Lösungsansätze. Vielleicht geben ja die Rückblicke auf das Jahr zuvor Aufschluss? Die langen Gesprächssequenzen könnten doch der Schlüssel sein? Am Ende wird eine Erklärung angedeutet und man kann sich quasi aussuchen, welche man für richtig hält.
Doch das ist der zweite Film von Ross Perry in Folge, bei dem man die Charaktere interessant finden muss, um über ihre unglaubliche Unsympathie hinwegzusehen. Es wirkt als hätte er zuviel mit egoistischen Künstlern aus New York zu tun und das bestimmt seine Figuren so weit, dass es ihm unmöglich fällt einen netten Menschen zu schreiben. Wenn man Listen Up Philip gesehen hat, kennt man den präsentierten Zaubertrick schon und ist Queen of Earth nicht mehr sonderlich wohlgesonnen gegenüber gestellt.
Moviequation
Fazit (Patrick):
Film: Queen of Earth
Rating: Festival*
Mit Queen of Earth arbeitet Alex Ross Perry seinen Wunsch ab einen Psychothriller aus den 60ern zu machen. Da er seine Charaktere aber immer noch unglaublich unsympathisch schreibt und seine Schauspieler diesen Wunsch perfekt umsetzen, führt das aber zu einem sehr schalen Beigeschmack. Queen of Earth erinnert zu stark an seinen Vorgänger und die damit mitkommenden Gefühle, als dass man sich an den schlechten Figuren wirklich erfreuen könne.
*Wir alle kennen das. Da ist man um Mitternacht im Kino, um sich einen Film bei der Viennale anzusehen und ist schon ein bisschen mitgenommen. Deshalb gibt es vorerst kein Rating und wir lassen uns etwas Zeit zum sinnieren.
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