Straight Outta Compton

 Mit Straight Outta Compton liefert Regisseur F. Gary Gray eine Filmbiographie der Hip Hop Gruppe N.W.A., die mit ihren Texten in den späten 80ern den Puls der Zeit trafen. Das solide inszenierte Portrait über die Gruppe leidet etwas unter der langen Laufzeit, sowie der Tatsache dass der Film trotz der kontroversen Natur der Rapper die Kontroversen der Künstler nur sehr oberflächlich behandelt.

Straight Outta Compton

Compton 2

Nach einem überraschend harten Intro in dem man Eric ‘Eazy-E’ Wright (Jason Mitchell) bei einem Drogendeal und anschließender Flucht vor einer Polizei Razzia folgt die Einführung der einzelnen Musiker, welche sich recht bald zu einer Band zusammenschließen werden.

Man folgt dem talentierten DJ Andre Young aka Dr. Dre (Corey Hawkins), welcher mit seinem DJ-Partner Antoine Carraby aka DJ Yella (Neil Brown jr.) und dem Rapper O’Shea Jackson aka Ice Cube (O’Shea Jackson jr.) an einer Karriere in der Musikszene anstrebt. Doch da Rap 1989 noch nicht den Status in der Musikszene hatte wie etwa heute, benötigt es etwas Überzeugungsarbeit von Dr. Dre, um Eazy-E davon zu überzeugen, eine Gruppe zu starten.

Es ist in jener ersten halben Stunde, in der die Gruppe N.W.A. (Niggaz wit Attitudes) die ersten Erfolge verbucht und durch die Hilfe von Manager Jerry Heller (Paul Giamatti) den Durchbruch schafft, in der Straight Outta Compton gekonnt die Motivation für die Texte der Rapper einfängt und gekonnt darstellt, wie persönlich beeinflusst die Musik der Künstler ist. Denn wenn die Gruppe vor dem Aufnahmestudio von Polizisten grundlos durchsucht wird, weil verdacht auf Gang-Aktivität besteht, kann man gar nicht anders als von der Wut der Protagonisten über diese unfaire Behandlung mitgerissen zu werden.

FUCK THE POLICE!!

Compton 3

Diese emotionale Bindung hält der Film recht lange aufrecht, denn der Song Fuck the Police sorgte für erhebliches Aufsehen und hier wirkt wieder der alte Filminstinkt, dass man mit Rebellen gerne mitfühlt. Denn als die Polizei der Gruppe die Aufführung des Songs verbietet inszeniert Regisseur Gray gekonnt den musikalischen Aufstand gegen die Autoritäten, als Rapper Ice Cube den Song anstimmt. Die folgende Polizeigewalt und die Verhaftung der Künstler ist durchaus beunruhigend und so hält der Film weiterhin die Sympathie der Zuschauer.

Doch als der thematische Schwenk weg von der Musik kommt, die Gruppe in die Brüche geht und Künstler wie Ice Cube und Dr. Dre ihre eigenen Wege gehen verliert der Film den zuerst gewonnenen Biss.

Sind da noch ein paar Ecken dran?

 Compton Dre

Selbst ohne Vorkentnisse über die Band kann man während des Filmes nicht umhin kommen und sich fragen, was hier alles nicht erwähnt wird. Es scheint fast so, als würde das Drehbuch etwas vor den dunklen Seiten der Protagonisten zurückscheuen, was in den Credits durch die Produzenten Ice Cube und Dr. Dre fast schon bestätigt wird. So geht Dr. Dre zwar einen Deal mit Produzentem Suge Knight (R. Marcus Taylor) ein, der mittels Körperverletzung seine Deals durchbringt und Hundekämpfe organisiert, doch von diesen Seiten scheint Dre nichts mitzubekommen und lebt in seiner Studio-Blase.

Und trotz der durchaus intensiven Eröffnungsszene ist der Rest der Gewalt überraschend nach unten geschraubt. Dass es sich hier nicht um ein authentisches Portrait der Band handeln kann ist sehr bald ersichtlich. Der Einfluss der zwei Produzenten führt im Drehbuch zu einer Dreiecksbeziehung zwischen Eazy-E, Ice Cube und Dr. Dre während die Lorenzo Patterson aka MC Ren (Aldis Hodge) und DJ Yellah zu Nebencharakteren verkommen. Das sechste Gründungsmitglied Kim Nazel aka Arabian Prince (Brandon Lafourche) hinterlässt keinen bleibenden Eindruck.

Auf A und B folgt C

Compton 7

Unter dem Vorbehalt, dass es sich hier nicht um ein authentisches Portrait von N.W.A. handelt funktioniert Straight Outta Compton als solide Einführung in diesen Teil der Hip Hop Szene und besonders die erste Hälfte kann vielleicht Skeptiker dieses Musikstils davon überzeugen, was der Grund für die Beliebtheit dieser Kunstform ist. Doch die Länge des Filmes (2h27min) führt dazu, dass der Film in der zweiten Hälfte weit weniger die Aufmerksamkeit des Publikums hält, da die einzelnen Bandmitglieder ihre eigenen Wege einschlagen und die Diskrepanz zwischen Wahrheit und Fiktion* immer stärker wird.

Hier fehlt Straight Outta Compton das letzte Stück Mut, um in das Territorium von Wolf of Wall Street zu gelangen. Denn ständig spürt man, wie das Drehbuch versucht, das Image der Charaktere zu beeinflussen. Auch an anderen Stellen fallen die Hände des Autorenduos (Jonathan Herman und Andrea Berloff) auf, wenn etwa Charaktere nebensächlich eingeführt werden, um im nächsten Zeitsprung eine wichtige Funktion zu übernehmen. Selten kommt das Gefühl einer organischen Handlung auf und man beginnt die vom Drehbuch abgehakte Checkliste zu sehen.

Moviequation:

Moviequation Compton

Fazit (Wolfgang):

Film: Straight Outta Compton
Rating:

User1.Wolfgang.Rating3.Recommendable.Frei_1 Empfehlenswert (3/5)

Trotz erzählerischer Schwächen und der Tatsache dass es sich hier eindeutig nicht um eine historisch akkurate Darstellung der Hip-Hop Gruppe N.W.A. handelt funktioniert Straight Outta Compton als solide Einführung in die Hip-Hop Szene. Die lange Laufzeit sowie ein mechanisches Drehbuch sorgen zwar für ein holpriges Finale, doch durch die solide inszenierte erste Stunde bleibt ein positiver Eindruck zurück.

Andere Meinungen aus der Redaktion

Fazit (Patrick):

Film: Straight Outta Compton
Rating:

 User2.Krammer.Rating3.Recommendable.Frei_1

Empfehlenswert (3/5)

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*Grüße an Jonathan Frakes

Wolfgang Verfasst von:

Der Host des Flipthetruck Podcasts. Mit einem Fokus auf Science Fiction und Roboter sucht er ständig jene Mainstream Filme, die sich nicht als reine Unterhaltungsfilme zufrieden geben.

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