Als Dating Queen wagt sich Amy Schumer zum ersten Mal als Hauptdarstellerin, unter den Anweisungen von Judd Apatow (This is 40, Knocked Up), auf die große Leinwand und das Ergebnis ist eine Mischung von Schumers Comedy Serie Inside Amy Schumer und der apatow’schen Komödienformel.
Nachdem sich ihre Eltern scheiden ließen, wurde die kleine Amy und ihrer Schwester Kim von ihrem Vater indoktriniert, dass Monogamie zum Scheitern verurteilt sei und nicht funktionieren könne. Während Kim (Brie Larson) das nicht davon abgehalten hat eine Familie zu gründen, nahm sich Amy (Amy Schumer) die Weisheit ihres alten Herren zum Vorbild und lebt nun ein, von One Night Stands geprägtes Leben. Doch Amy wird von ihrer kalten Chefin (eine hervorragende Tilda Swinton) zu einem Interview mit dem Sportmediziner Aaron (Bill Hader) gezwungen, was schon bald ihre ganze Philosophie in Frage stellt.
Amy Schumer spielt Amy Schumer
Mit der nun schon dritten Staffel von Inside Amy Schumer sorgt sie derzeit in den USA für Aufsehen, manche sprechen von der Eroberung des Feminismus der Comedy, andere werfen ihr eine (hier negativ) feministische Agenda vor. Es ist auch nicht schwer zu sehen weshalb. In den Clips, die legal auf Youtube zum Anschauen sind, geht es fast ausschließlich um Themen der Rolle der Frau. Sei es ihr last fuckable day, oder ein Song über die Übersexualisierung des Körpers, Schumer drischt auf alles hin, was ihr nicht passt.
Mit Dating Queen schreibt sie sich nun selbst ein Drehbuch und Judd Apatow übernimmt den Regiestuhl. Einer der größten Kritikpunkte Schumers ist wohl die Hollywood interne Einschätzung, dass sie nicht das Aussehen hat, um eine erfolgreiche Filmkarriere zu führen. Es wirkt schon fast wie ein Statement, dass ihr Loveinterest in dem Film von Bill Hader gespielt wird, dem man auch nicht den üblichen Hollywoodlook zuschreibt.
Monogamie yeah
Bei all dem Talent von Amy Schumer und ihren Kollaborateuren tut es schon ein bisserl weh, dass das Ergebnis nicht besser ausgefallen ist. Eine Komödie die sich nie wirklich etwas traut und am Ende ganz brav mit der alten Weisheit endet, dass nur Monogamie gut und richtig ist. Dies ist kaum ein Spoiler, da schon bei der langen Einführung in Amys schlechten und falschen Lebensstil, wird klar, wie heftig diese Aussage sein wird.
Obwohl sich in einer Montage die Männer die Klinke sprichwörtlich in die Hand geben, zeigt Schumer nie Freude oder Lust. Komische Typen machen komische Dinge und sie lässt es eher über sich ergehen, als es zu genießen. Wenn sie sich schlafen stellt oder gelangweilt an die Decke starrt, wirken ihre Beschreibungen, wie toll all dies ist, kaum glaubwürdig. Wenn es die Geschichte einer Frau sein soll, die die Liebe für sich entdeckt, braucht es einen Charakter, der einen echten Wandel durchmacht. Hier ist es eine unzufriedene Frau, die sich verliebt. Schluss. Aus. Das Glück ohne monogamer Beziehung scheint hier unmöglich zu sein und keine Entscheidung einer Frau für sich.
Erwartungen zu hoch?
Dabei wäre das Potential durchaus da gewesen. Judd Apatow hat dafür gesorgt, dass die Geschichte etwas autobiografischer wurde und somit mehr Emotionen rüberkommen (der ganze Handlungsstrang des Vaters scheint zutiefst persönlich zu sein). Doch sogar bei dem emotionalsten Teil des Filmes werden Dinge eingeführt, die letztlich nicht weiterverwendet werden. Vielleicht war die Erwartung an Apatow und Schumer auch einfach zu hoch. Ein Film ist am Ende des Tages ein ganz anderes Monster als eine Clipshow auf Comedy Central und Schumer musste sich vielleicht auf Kompromisse einlassen.
Amy Schumers Handschrift sieht man aber im ganzen Film, lustigerweise macht der Film genau das, was auch ihre Clips machen: Szenen werden einfach zu lange hinausgezogen. Der Film dauert über zwei Stunden und wenn man all diese Szenen kürzen würde, könnten locker 20 Minuten eingespart werden.
Lichtblicke und Comedy
Der Film ist dabei ganz und gar nicht unlustig, aber Dating Queen ist einfach zu aufgebläht. Die beste Szene des Filmes ist die Redaktionssitzung eines Männermagazines mit Tilda Swinton bei dem Artikelvorschläge vom gesamten Team gemacht werden müssen. Swinton entwickelt sich in jeder ihrer Szenen zum humoristischen Showstealer, was zwar zu erwarten war, aber trotzdem nett zu sehen.*
Auch Brie Larson ist gewohnt stark, auch wenn sie das erstrebenswerte Ideal verkörpert (nur zur Sicherheit, sollte man sonst die Vorteile einer Beziehung nicht verstehen). Aber immerhin bekommt sie ein bisschen etwas zu tun und sitzt nicht nur an einem Tisch und schreibt SMS (looking at you Don Jon). Der Film hat zudem einen Haufen von Cameos (Daniel Radcliffe und Marissa Tomei treten in einem fiktiven Film auf). Da Bill Hader einen Sportarzt verkörpert, ist er der beste Freund von Basketballer Lebron James und hat konstant mit anderen Stars der NBA zu tun. Zur Freude aller Basketballfans ist James eine der lustigsten Gestalten des ganzen Filmes, wenn man auch einen Einblick in das derzeitige Sportgeschehen braucht um es zu verstehen.
Moviequation:
Fazit (Patrick):
Film: Dating Queen (engl.: Trainwreck)
Rating:
Wer sich hier eine kritische feministische Komödie erwartet, wird wohl enttäuscht sein. Amy Schumers Dating Queen ist eine seichte Komödie, die sich vor allem durch fehlende Schärfe auszeichnet, aber genug Witze hat um zu funktionieren. Das Potential wäre da gewesen und gerade das macht es so schlimm, wenn man die gleiche Botschaft wie jede andere Liebeskomödie hat, aber als Datemovie ist es keine allzu schlechte Wahl.
*Ein kalter Schauer ist mir über den Rücken gelaufen, als Swinton mit Ezra Miller am Bildschirm erscheinen und ich einen posttraumatischen Flashback an We need to talk about Kevin hatte.
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