Antman

  Im bereits 12. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU) geht einmal zur Abwechslung nicht die Welt unter. Gleich wie der titelgebende Held ist Antman eine (relativ) kleine Angelegenheit und funktioniert vielleicht gerade deswegen als guter Unterhaltungsfilm – natürlich nur wenn man die problematische Produktionsgeschichte ausblendet.

Marvel goes small

Antman 2

Nachdem Scott Lang (Paul Rudd) aus dem Gefängnis entlassen wird, fällt es ihm schwer, einen Job zu bekommen. Da er jedoch unbedingt Geld für seine Tochter braucht, lässt er sich auf einen scheinbar einfachen kriminellen Job ein und bricht in die Residenz von Hank Pym (Michael Douglas) ein. Doch statt Geld findet er in Pyms Tresor nur einen mysteriösen Anzug, der den Träger auf die Größe einer Ameise schrumpft.

Erst als es zu spät ist erkennt Scott, wo er hineingeraten ist, denn Hank Pym will nun, dass Scott den Anzug anzieht, um der Antman zu werden. Scott willigt zähneknirschend ein, will er doch endlich sein kriminelles Leben hinter sich lassen, doch zu seinem Unmut erfährt er, dass Pym genau diese kriminellen Tendenzen braucht. Denn mit der Hilfe von Pyms Tochter Hope (Evangeline Lilly) soll Scott nun in ein hochsicheres Gebäude einbrechen, in dem Pyms ehemaliger Protege Darren Cross (Corey Stoll) kurz davor ist seinen eigenen Antman-Anzug zu bauen.

Will auch!

Antman 3

Der Erfolg der Marvel Film baut auf dem Überraschungshit Iron Man auf, welcher nun auch schon 7 Jahre zurück liegt. Und ein großer Grund für den Erfolg von Iron Man war die Tatsache, dass es Regisseur Jon Favreau schaffte, einen für die große Masse unbekannten und uninteressanten Helden im Metallkostüm so zu präsentieren, dass jeder Iron Man sein wollte.

Detailverliebt fing Favreau auf den Konstruktionsprozess des Anzugs ein und stellte sicher, dass die Technologie unglaublich lustig und interessant inszeniert wurde. Das Resultat war ein Film, der jenen Comic-Nerv traf, den Spaß an der Frage “Was wäre wenn?”. Nach dem Kinobesuch von Iron Man liefen die Diskussionen heiß, wie cool ein solcher Anzug sein müsste oder wie sich ein solcher Flug wohl anfühlen musste.

Und mit Antman schafft es nun endlich wieder ein Film im Marvel Universum, genau diesen Spaß einzufangen und das obwohl die Superkraft hier am Papier denkbar blöd klingt: Antman kann schrumpen (behält aber seine Masse und Stärke bei) und mit Ameisen kommunizieren. Doch vielleicht gerade weil das Drehbuch im Jahre 2006 von Edgar Wright begonnen wurde (eine Zeit in der sich Comic Filme noch zugänglich machen mussten), arbeitet der Film lange genug an der Prämisse und verkauft sie dem Publikum auf eine witzige Art, sodass Antman gut unterhält.

Der Hammer von Thor hat mich kalt gelassen, aber einen Antman-Anzug würde ich sofort nehmen!

Der alles verzehrende Marvel Koloss 

Antman 4

Natürlich merkt man auch bei Antman die Fingerabdrücke der Marvel Maschinerie, so ist Scott Lang zwar ein Verbrecher, aber natürlich ein “netter Verbrecher”, dessen kriminelle Aktivitäten sich kaum über das Strafregister von Disneys Robin Hood hinausbewegen. Ebenso ist der Bösewicht wie gehabt eine böse Version von Antman (plus Laser), doch zur Abwechslung droht hier endlich einmal nicht die Welt zu explodieren.

Natürlich muss man auch die Avengers in den Film pressen und so gibt es Szene, welche an die Ereignisse von Avengers: Age of Ultron anknüpft, die derart gezwungen und unnötig ist, dass man leicht sehen kann, warum es bei diesem Projekt zu Spannungen mit dem ursprünglichen Regisseur gekommen ist.

Das hätte etwas Besonderes sein können!

 Antman 5

Antman ist ein servierbarer, lustiger Blockbuster, doch keine Kritik über den Film sollte die tragische Entwicklung um Edgar Wright außen vor lassen. Nachdem er 2006 von Marvel engagiert wurde, arbeitete der Kultregisseur (Shaun of the Dead, Hot Fuzz, The World’s End) bis kurz vor Beginn der Dreharbeiten 2014 am Film, ehe er aufgrund von künstlerischer Differenzen das Projekt verließ und Marvel auf die Schnelle Peyton Reed (Yes Man, The Break-Up) als Regisseur engagierte.

Und eben genau diesen Sprung von einem kreativen Regisseur mit einer eigenen Sprache zu einem Regisseur, welcher sich bis dato durch eher mäßig anerkannte Komödien einen Namen gemacht hat, ist eindeutig zu spüren. So gibt es lustige kreative Sequenzen, in denen die Bildsprache ganz anders ist als bei den typischen Marvel Filmen (eine Stille-Post Szene sticht hier besonders hervor), ehe wieder die gewohnte Marvel-Checklist durchgegangen wird. Es sind diese Szenen, die Antman zu einem lustigen Erlebnis machen und ihn über die üblichen Marvel-Stolpersteine wie Melodramatik, flache Charaktere und unlogische Antagonisten rettet.

Doch es bleibt die Frage: wie genial wäre Antman gewesen, hätte Edgar Wright den Film bis zum Ende geführt? Vielleicht hätte man dann die After-Credits Szene und Avengers Witze schneiden müssen, doch mir wäre dieses Produkt hundertmal lieber gewesen.

Moviequation:

Moviequation Antman

Fazit:

Film: Antman
Rating:

User1.Wolfgang.Rating3.Recommendable.Frei_1

Empfehlenswert (3/5)

Trotz der problematischen Entstehungsgeschichte ist Antman ein witziger Film, dem es gelingt, die scheinbar dümmste Superhelden-Fähigkeit als unglaublich cool zu verkaufen. Leider bleibt der fahle Beigeschmack von Studio-Interferenz zurück und man wird wohl nie aufhören zu fragen, wie genial dieser Film wohl werden hätte können, hätte die Marvel Maschine einen Schritt zurück gemacht und Edgar Wright als Regisseur behalten.

Wolfgang Verfasst von:

Der Host des Flipthetruck Podcasts. Mit einem Fokus auf Science Fiction und Roboter sucht er ständig jene Mainstream Filme, die sich nicht als reine Unterhaltungsfilme zufrieden geben.

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