Amy – The Girl Behind the Name

    Nachdem er mit Senna eine Formel 1 Dokumentation lieferte, die Ron Howards Rush fad erscheinen lies, kommt mit Amy nun die neue Doku von Asif Kapadia über die Jazz Sängerin Amy Winehouse. Und ebenso wie Senna handelt es sich hier um einen zutiefst emotionalen Film, der selbst dann begeistert, wenn man mit dem Thema Amy Winehouse wenig auseinandergesetzt hat.

Amy präsentiert eine recht klare Handlung, welche die Anfänge und den Aufstieg der Jazz Musikerin Amy Winehouse protokolliert, ihrem Aufstieg in die Pop-Musik Szene mit der kontroversen Single Rehab folgt, ehe sich der Film im letzten Drittel großteils mit Winehouses Drogen- und Alkoholmissbrauch beschäftigt. Das tragische Ende der Geschichte (Winehouse starb an den Folgen einer Alkoholvergiftung im Juli 2011) hängt wie ein Damoklesschwert über dem gesamten Film und sorgt für ein zweistündiges Warten auf das jähe Ende. Wenn dann auch noch jene Momente präsentiert werden, in denen sich das Schicksal der talentierten Sängerin ändern hätte können wirken die Entscheidungen umso schwerer.

Das Leben von Amy Winehouse wird gekonnt mittels, von Kapadia geführten Interviews von Freunden, Bekannten und Familie erzählt die mittels unterschiedlicher Archivaufnahmen untermalt werden. Die Qualität dieser Videos variiert stark, so gibt es kristallklare Kamerafahrten, welche von den Filmemachern gedreht wurden, um Orte, über die gesprochen wird, zu zeigen. Andererseits besteht ein Großteil des Filmes aus Amateuraufnahmen, welche zum Großteil von Nick Shymansky, Winehouses erstem Manager, stammen. Und es sind eben diese Aufnahmen, die eine noch junge Amy Winehouse zeigen, die es so einfach für das Publikum machen, sich in die Geschichte hineinzufühlen.

Ein großer Teil des ersten Aktes wird mit der familiären Situation und Winehouse vor ihrem großen Durchbruch verbracht und so verliert man während des Rests des Filmes nie den Menschen Amy Winehouse aus den Augen.

Die Dichterin

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Ein großer erzählerischer Kniff, der Amy zu mehr macht als einer Biographie-Channel Dokumentation ist die Handlung, welche um die Texte von Amy Winehouse strukturiert ist. So vermeidet Amy das nur allzu vertraute Biographie Terrain, in dem zwei Stunden lang die Fakten heruntergebetet werden. Ebenso wie bei Senna handelt es sich hier um das Werk eines Künstlers, welcher sich weigert, einen Wikipedia Eintrag mit bewegten Bildern zu erschaffen.

Der Fokus auf die Songtexte sowie deren unglaublich persönlichen Inhalt lässt auch eine Seite der Künstlerin an die Öffentlichkeit kommen, die oft von ihrer herausragenden Stimme überschattet wurde. Und selbst wenn man noch nie genau die Worte des Songs Rehab gehört hat, so überläuft einen im Verlauf des Filmes die Gänsehaut, wenn die emotional aufwühlende Geschichte dahinter an die Oberfläche kommt.

Die Medien

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Wie schon erwähnt steuert Amy unentwegt auf das tragische Ende zu und im letzten Drittel überwiegt schließlich die Geschichte um Winehouse als Medienopfer. Und eben diese Momente machen den Film so herzzerreißend, hat man doch so viel Zeit mit ihren Texten, ihrer Kunst und mit Amy als Mensch verbracht. Doch davon ist in den Nachrichtenschnipseln keine Spur zu sehen, hier geht es um die skandalöse Amy Winehouse, die Drogen nimmt. Und schon bald weiß man nicht mehr so ganz, was man nun eigentlich denken soll, was zu einer Grundsatzdiskussion über Medien und die Verantwortung der Medien führt. All das passiert aber ohne dass man je den Fokus von Amy nimmt.

Der Regisseur

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Dass Amy trotz der Aktualität der Geschichte und der dieser innewohnenden Kontroverse trotzdem nie die Balance verliert ist Kapadias Arbeit als Regisseur zu verdanken. Denn auch wenn es Aufnahmen von Amys Vater Mitch Winehouse gibt, die ihn in ein wenig positives Licht rücken (so sehr, dass Mitch Winehouse an einer eigenen Doku arbeitet, um Amy zu “korrigieren”), verfällt der Film nie der Versuchung einen Sündenbock auszumachen. Vielmehr ist Amys schwierige Beziehung zu ihrem Vater nur einer von vielen Aspekten in diesem komplizierten Leben. Und so schafft es Kapadia, dem Publikum zu vermitteln, was die Gründe für die letztendliche Tragödie waren, gleichzeitig aber klarzumachen, dass die Komplexität der Geschichte weit über den Rahmen einer zweistündigen Dokumentation hinausgeht.

Moviequation:

Moviequation AMy

Fazit (Wolfgang):

Film: Amy – The Girl Behind the Name
Rating:

User1.Wolfgang.Rating4.Great_.Frei_1
Sehr Gut (4 / 5)

Amy balanciert Themen wie Kunst, Medien, Drogenmissbrauch und Familie ohne je mit dem Finger zu zeigen. Nach Senna liefert Asif Kapadia eine weitere phänomenale Dokumentation, die unbedingt gesehen werden sollte!

Wolfgang Verfasst von:

Der Host des Flipthetruck Podcasts. Mit einem Fokus auf Science Fiction und Roboter sucht er ständig jene Mainstream Filme, die sich nicht als reine Unterhaltungsfilme zufrieden geben.

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