Nachdem das Superheldenteam Avengers 2012 alle erdenklichen Boxoffice-Rekorde gebrochen hat und zum dritterfolgreichsten Film aller Zeiten wurde kommt nun 3 Jahre – und 4 kleine Abenteuer im Marvel Cinematic Universe (MCU) – später die Fortsetzung von Joss Whedon’s Kassenschlager. Dieses Mal müssen sich die Helden keiner Außerirdischen Bedrohung stellen, sondern ihren eigenen Fehlern und dem Roboter Ultron (James Spader). Dieser will (wie alle bösen Roboter) logischerweise die Welt vernichten.
Here we go again!
Laut eigenen Aussagen wollte Joss Whedon (Avengers, In Your Eyes, Firefly) Ultron bereits im ersten Teil als Bösewicht haben, doch entschied man sich hier für den Publikumsliebling Loki (Tom Hiddleston), welcher trotz viel Charisma und bösem Grinsen kaum eine Bedrohung für die Helden darstellte, sobald das Team vereint war. Und Ultron hätte wohl auch durchaus Sinn als Antagonist im ersten Teil gemacht.
Es handelt sich hier um eine künstliche Intelligenz an der Tony “Iron Man” Stark (Robert Downey Jr.) bastelt, welche den Avengers die Arbeit abnehmen soll. “A suit of armor around the world” – im Grunde also eine extreme Fortführung der Idee von Iron Man. Doch wie jede künstliche Intelligenz in Comic Blockbustern kann Ultron nichts anderes tun als mit roten Augen herumzulaufen und ein zwei philosophische Kommentare über Kirchenarchitektur abgeben, bevor er meint, er muss unbedingt die Welt vernichten.
Dass sein Plan und Motivation kaum logisch sind ist wohl nach den letzten Marvel Filmen keine große Überraschung mehr, doch man muss Whedon zumindest gratulieren, dass dieser Avengers Film im Vergleich zum ersten sich ein bisschen bemüht Spannung in den Mix zu bringen. Ultron mag zwar vom philosophischem Level eher ein Student im ersten Semester sein, aber immerhin ist er bedrohlich und eine glaubwürdige Gefahr für das Team, an dem sie sich in den Action Sequenzen die Zähne ausbeißen.
Eh ein cooles Konzept
Wie so viele Marvel Filme verspricht die Fortsetzung zu Avengers viele durchaus interessante Konzepte, die einem zu Beginn auch alle vorgelegt werden: künstliche Intelligenz, Eigenverantwortung, Fehler der Vergangenheit, die Welt, welche die Avengers als amerikanische Soldaten sieht, ein Team das entzweit wird.
Doch diese Konzepte bleiben kaum ausgearbeitet. Sie sind das bunte Topping auf dem allzu vertrauten Marvel Muffin. Denn wenn die Zwillinge Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson) und Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) die Avengers (und besonders Tony Stark) hassen, so darf dies nicht aus legitimen Gründen sein, sondern aufgrund eines Events in der Vergangenheit, für das Tony Stark bereits im ersten Film gebüßt hat und welches man ihm nicht mehr wirklich vorwerfen kann. Sie hätten natürlich Iron Man als Roboter-Terrorist/bezahlten amerikanischen Auftragskiller anprangern können, doch das wäre dann wohl zu nahe an legitimen Argumenten gegen Iron Man gewesen und es ist ja viel angenehmer Stark für etwas zu hassen, von dem er sich ohnehin schon distanziert hat.
Der Hass der Zwillinge auf die Avengers ist ebenso unfundiert und so sehr man Whedon glauben möchte, dass er damit zeigen will, dass nicht jeder die Avengers als Helden sieht, so sehr kommt es einer Propaganda gleich, in der die zwei Charaktere mit ausländischem Akzent die amerikanischen Helden hassen, nur um am Ende zu verstehen, dass die Avengers die wahren Helden sind.
Und wenn das alles in eine Handlung über totale Überwachung eingewebt wird, welche schon in Captain America: The Winter Soldier sehr unsubtil thematisiert wurde, dann fragt man sich wirklich, ob es im Marvel Universum eigentlich jemals Veränderung geben wird oder ob Captain America jetzt jedes Jahr von Amerika enttäuscht wird, nur um am Ende des Tages Amerika zu retten… welches im nächsten Teil dann wieder böse ist, bis es wieder gerettet wird.
Vielleicht ist dies die Kehrseite eines zusammenhängenden Universums: wenn man immer die gleiche Geschichte erzählt, so wirkt es nicht, als würden die Helden etwas bezwecken, sondern konsequent die gleichen Fehler in einem statischen Universum machen.
Superman wäre stolz!
Trotz einiger Verbesserungen weist Avengers: Age of Ultron oft die gleichen Schwächen auf wie der erste Teil oder ähnliche Marvel Filme. So stürzen Beispielsweise links und rechts von den Hauptdarstellern Häuser ein, jedoch muss man stehen bleiben, um ein einzelnes Auto zu retten.
Es ist schon klar, dass Helden natürlich immer – in Ermangelung eines besseren Wortes – heroisch sein sollten, aber ich habe mich schon während des Filmes gefragt, wie schlimm es sein muss, wenn man in einem einstürzenden Haus sitzt und aus dem Fenster sieht, wie Hawkeye einem Kind hoch hilft, während um ihn herum hunderte andere ähnliche Fälle passieren… warum wird genau das Kind gerettet und nicht die unzähligen anderen, welche off-screen sterben? Dazu kommen Momente, in denen Iron Man einen Gegner durch ein Gebäude schmeißt, welches daraufhin kollabiert -“Collateral Damage Superman” wäre stolz auf Tony Stark.
Hinzu kommen Wortwitze, die teilweise derartig schlecht sind, dass man sich nicht mehr sicher sein kann, ob man sich noch in ironischem oder vielleicht sogar post ironischem Gebiet befindet (Beispiel: “Cap, what’s the drill?” während die Charaktere vor einem Bohrer stehen).
Nein, ich bin viel ernster als du!
Marvel Studios hat sich etabliert als, jenes Studio, dessen Filme unter dem Motto “FUN!” laufen. Und gegen diese Mentalität ist im Prinzip ja nichts auszusetzen – der Fast and Furious Franchise punktet immerhin auch mit diesen Ideen. Doch im Gegensatz zu Fast and Furious müssen Marvel Filme trotz konstantem “FUN!” immer wieder innehalten, um “ernstes Drama” zu etablieren. Dass sich dies mit dem Ton des restlichen Filmes schwer vereinbaren lässt ist natürlich klar. Umso interessanter ist die Tatsache, dass Avengers: Age of Ultron besonders wert auf das Drama legt.
So gibt es in der Mitte des Filmes fast schon einen Wettstreit zwischen den Avengers, wer denn nun das größte Monster ist – Selbstmordgefahr, Zwangssterilisierung, Diktator-Allüren, all das wird in einer idyllischen Landschaft aufgerollt. Doch anstatt diese Thematiken zu verfolgen wirkt es in Age of Ultron wie eine Checkliste, in der jeder Avenger seinen tiefsinnigen Moment hat, ehe sie wieder cooler und mit noch mehr “FUN!” in slow motion gegen endlose Horden böser Roboter kämpfen.
Zumindest passt endlich die Action
Nach Avengers war ich schwer enttäuscht, da mich das Konzept eines verbundenen Film Universums durchaus interessiert und in meinen Augen kaum etwas herausgeholt wurde. Besonders wenn man ein derart talentiertes Cast hat (allein Nebendarsteller in Age of Ultron wie Anthony Mackie und Don Cheadle) ist es umso enttäuschender, wenn durch eine standardisierte Geschichte laufen müssen.
Mit Age of Ultron schöpft man auch nicht einmal annähernd das Cast und die Vielfalt der Geschichten aus, sodass der Film mehr wird als die Summe seiner Teile, doch es ist nicht abzustreiten, dass für all die Dinge, welche nicht funktionieren (oder aus unambitionierten Gründen fallen gelassen werden) zumindest die Grundlegenden Bedürfnisse gedeckt werden.
Ultron funktioniert als Antagonist, solange man seine Philosophie ignoriert, das Drama zwischen den Figuren ist solide inszeniert und immerhin versucht dieser Film einen tatsächlichen Konflikt zwischen den Charakteren aufzubauen. Die Effekte und Produktion sind Welten über dem TV-Look von Avengers. Und auch das Finale ist weitaus besser inszeniert, als es beim ersten Team-Up der Fall war. Zwar endet es auch wieder mit dem Superteam in einem Kampf gegen eine gesichtslose silberne Masse, doch ist dies zumindest etwas spannender inszeniert und die Lösung ist dieses Mal nicht eine Nuklearrakete, die aus dem nichts erscheint.
Moviequation:
Fazit (Wolfgang):
Film: Avengers – Age of Ultron
Rating:
Avengers: Age of Ultron versucht im Vergleich zu anderen Marvel Filmen zumindest ein tatsächliches Drama zwischen seinen Charakteren aufzubauen und das ist wohl ein Schritt in die richtige Richtung. Natürlich will der Film sowohl “lustig, lustig, tralala” sein, als auch mit Batman’s “DARKNESS!!!” mithalten. Die Fortsetzung zu Joss Whedons Kassenschlager ist eine definitive Verbesserung vom ersten Teil, etwas unschlüssigem Ton, der aber immerhin mehr Ambitionen hat als die letzten Marvel Filme.
P.S.: Ist es jetzt endlich erlaubt, zu sagen, dass Avengers ein sehr schwacher Film ist, weil Age of Ultron ohnehin der neue “Best movie evar!” ist?
Schreibe den ersten Kommentar