James Wan ist eher bekannt als Regisseur billiger, aber dafür umso erfolgreicheren, Horrorfilme und jetzt macht er mit Fast & Furious 7 (Furious 7) seinen eigenen Fast Five, ob das gut ist, hängt vom eigenen Geschmack ab.
What goes around, comes around
Wir beginnen direkt nach Ende des sechsten Teiles, sogar noch vor der Aftercreditszene. Ein wütender Deckard Shaw (Jason Statham) besucht seinen kleineren Bruder im Spital. Da dieser der Böse in Teil Sechs war muss Statham am Weg natürlich ein paar SWAT Teams ausschalten. Er erklärt, dass seine Familie tabu ist und als er das Spital verlässt, sehen wir erst welche Verwüstung er so ganz nebenbei angerichtet hat. Jetzt will er Rache für seinen (in Teil 6 verstorbenen) Bruder und macht sich auf die Jagd nach der Gang rund um Dom (Vin Diesel) und Brian (Paul Walker).
Ein frühes Highlight
Ob man mit dem Film etwas anfangen kann oder nicht, entscheidet sich bei Fast & Furious Filmen oft in der ersten Szene:
Dwayne Johnson verhört einen Russen, indem er ihn durch die Decke wirft? I am in!
Einen Gefangenen befreien indem man einen Bus zum mehrfachen Überschlag bringt? I am out!
Mit dem bloßen Andeuten von Stathams Superkraft des Arschtretens kommt der ultimative Payoff schon Minuten später, wenn es Kopf an Kopf, Schlag auf Schlag mit Hobbs (Dwayne Johnson) geht. Die schiere Masse und technischen Fähigkeiten lassen einem das Herz und vor allem das Testosteron höher schießen. Der Kamera scheint es genauso zu gehen, wie wild dreht sie sich mit Statham mit, wenn dieser durch den Glastisch geschickt wird. Doch mit Johnsons kampfbedingter, großteiliger Abwesenheit geht dem Film einiges verloren.
Autos sind das neue Duct tape
Der aufgezwungene Subplot rund um Kurt Russel (sie müssen ein allmächtiges Überwachungsgerät und die dazugehörige Hackerin stehlen bzw. retten) ist nur eine billige Ausrede um mit Autos aus Flugzeugen zu springen und mit den teuersten Schlitten in Abu Dhabi vorfahren.
Und das sind dann wieder die unterhaltsameren Stellen in Furious 7. Im Rückwärtsgang aus dem Flugzeug raus und einen Konvoi überfallen, nur mit der Hilfe von Autos, das gehört zu der Serie wie das Amen zum Gebet. Die überzogene Dauer dieser Sequenz wird durch ihre Kurzlebigkeit und dem Gastauftritt von Toni Jaa (Ong Bak) mehr als wett gemacht.
Michelle Rodriguez bekommt auch hier wieder eine Kampfpartnerin die sich sehen lassen kann. Nach Gina Carano darf sich diesmal Ronda Rousey mit ihr prügeln und auch hier hat die Kamera wieder ihren Spaß und dreht sich mit den, in Pirouetten fliegenden, Frauen mit.
I don’t have friends, I only have family
Ich fürchte das wars dann schon mit den positiven Elementen. Die Story ist einfach zu dumm. Die ewig langen Actionsequenzen werden mit übertrieben emotionalen Szenen zwischen Dom und Letti überbrückt, oder, viel schlimmer, mit Montagen von Brüsten und Ärschen in Bikinis, die direkt von einem Pitbull Video kommen könnten. Natürlich gehört sowas auch zu Fast & Furious, doch hier wirkt es zu aufdringlich, zu sexistisch.
Das Problem des großen Finales
Im großen Finale setzen die Filmemacher meist noch eins drauf. Da wird dann ein fetter Tresor durch Rio gezogen, oder ein Flugzeug auf der längsten Rollbahn der Welt aufgehalten. Doch dieses Mal will man sogar in der Hyperrealität von Dom & Co zu hoch hinaus. Vergesst nicht, der Film hat Fallschirm springende Autos!
Die Idee ist quasi Krieg in Los Angeles, während die Gang in den Autos unterwegs ist um irgendwas zu hacken und es zum Duell Vin Diesel gegen Jason Statham kommt. Gefühlte 30 Minuten lang explodieren Straßen, Hochhäuser und alles andere, ohne dass sich irgendjemand darum kümmert. Das wär wahrscheinlich auch vollkommen egal, wenn die Sequenz nicht überaus öde und langweilig wäre.
Abschied nehmen
Das alles zusammen hätte zu einer eher lauwarmen Reaktion auf den Film geführt, doch die tragischen Umstände um Paul Walkers Tod haben die Filmemacher dazu veranlasst den Schluss des Filmes dazu zu verwenden, um geradezu die vierte Wand zu durchbrechen und Paul Walker einen verdienten Abschied zu widmen. Schon allein diese Geste eines Filmes, dessen Hauptbotschaft FAMILY ist, führt dazu, dass sich Furious 7 besonders anfühlt. Universal hat den Start nach hinten verschoben und die Story wurde teilweise umgeschrieben um Brian in Rente zu schicken. Der finale Tribut an Paul Walker ist herzerwärmend und fühlt sich ehrlich gemeint an.
Fazit (Patrick):
Film: Furious 7
Rating:
Fast & Furious 7 hat seine Höhen und Tiefen, doch die Tiefen überwiegen und im Endeffekt ist er zu fad. Bei einem Actionspektakel wie diesem sollte das nicht sein. Ich glaube allerdings, dass die Fans der Serie sich auf die Abstrusität einlassen werden und die Reihe sowieso schon als Superheldenfilm sehen. Das und der emotionale Abschied von Paul Walker rechtfertigt eine vorsichtige Empfehlung.
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