Nachdem Matthew Vaughn schon mit X-Men: Erste Entscheidungen und Kick-Ass gezeigt hat, dass er die Bildsprache von Comics erfolgreich auf die Leinwand bringen kann, kommt nun mit Kingsman: The Secret Service eine hyper-brutale Ode an die James Bond Ära unter Roger Moore.
Du bist für Großes bestimmt!
Wie Captain Kirk in J.J. Abrams’ Star Trek Reboot ist Gary “Eggsy” Unwin (Taron Egerton) ein Protagonist, der nichts aus seinem Leben macht, der aber von einer mysteriösen Mentorfigur in Form von Geheimagent Harry Hart (Colin Firth) angesprochen wird, die mehr in ihm sieht. Und so beginnt die harte Ausbildung zum Kingsman unter der Leitung von Chester King (Michael Caine) und Merlin (Mark Strong). Auf der Kingsman Akademie müssen Eggsy und seine Kameraden, darunter Roxy (Sophie Cookson), diverse Prüfungen untergehen müssen, in denen sie unter Todesangst ihre Kompetenzen beweisen müssen, ehe sie bereit sind die Welt zu retten.
Denn das Böse in der Form von Richmond Valentine (gespielt von einem lispelnden Samuel L. Jackson) ist wieder einmal drauf und dran, die Herrschaft an sich zu reißen.
Wars früher nicht besser?
Schon mit Kick-Ass hat Matthew Vaughn einen Comic von Autor Mark Millar verfilmt und der triefend schwarzhumorigen (wenn nicht sogar nihilistischen) Vorlage eine Prise Fröhlichkeit und kindlicher Freude hinzufügen können. Bei Kingsman gelingt ihm dies ebenfalls, indem er über die James Bond Schiene fährt. Bewusst übertrieben sind die Gadgets wie kugelsichere Schirme, Messer im Schuh, per Kuli aktivierte Gifte. Tablets und Smartphones gibt es zwar auch, aber nur weil diese Technologie nun leider auch bei den Gentlemen angekommen ist.
Es ist jene fast schon zu stark betonte Liebe zu den alten Agentenfilmen, welche so perfekt von Colin Firth eingefangen wird. Man spürt eindeutig, wo das Herz des Regisseurs liegt und jene Sequenzen, in denen Firth nach einer hyperbrutalen Kampfszene den Gentleman mimt sind jene Momente, in denen der Film am besten funktioniert.
Nicht ganz klarer Stil
Leider ist Kingsman nicht so durchgehend energetisch und fokussiert wie etwa Kick-Ass, was vielleicht der eben erwähnten Tatsache geschuldet ist, dass der Film sich offensichtlich mehr für die Romantisierung der früheren Actionfilme interessiert, repräsentiert durch eine großartige Nebendarstellerriege um Firth, Strong und Caine. Dies führt leider dazu, dass Eggsy als Protagonist ein hohler Charakter bleibt, der lediglich die Story von A nach B bringt, sodass endlich wieder die übertrieben brutalen Actionszenen beginnen können.
Gleichzeitig sind Eggsys private Probleme zwar sehr traumatisch, schafft es doch seine Mutter nicht von ihrem Alkoholiker-Freund wegzukommen, doch für emotionale Verbindung ist dieser Konflikt viel zu oberflächlich. Besonders wenn eine genial inszenierte Massenschlägerei um Colin Firth die spektakulärste und erinnerungswürdigste Action-Szene ist, muss man sich vor Augen führen, dass Eggsy als Protagonist um einiges langweiliger ist als die Charaktere um ihn herum.
Die Identität des Regisseurs
Kingsman ist definitiv ein Film, der die Handschrift des Regisseurs trägt. Vom ersten Moment an ist Vaughns Bildsprache zu erkennen und dies ist wohl jener Punkt, der mich letzten Endes etwas positiver gestimmt hat, auch wenn ich massive Probleme mit dem Frauenbild hatte (mehr dazu in der angehängten Audio Review oder im Podcast). Denn auch wenn einige Dinge stark polarisieren und gegen meine Einstellung gehen, so ist Kingsman letzten Endes ein Film, der nicht von einem Studio gezügelt worden ist. Auch Entscheidungen, dass eine der vielleicht brutalsten Szenen am Ende des Filmes mit einem Feuerwerk inszeniert wird, sind nette Details, die zeigen, dass der Film nicht immer zwanghaft versucht, brutal sein, um zu schockieren, sondern hauptsächlich das Publikum unvorbereitet erwischen will.
Take the cake and eat it!
Matthew Vaughn schafft dies sogar beinahe, denn Kingsman wandert jenen schwierigen Grad zwischen absoluter Ergötzung an der übertriebenen Gewaltorgie und gleichzeitigem schlechten Gewissen. So sind Szenen bewusst widersprüchlich hintereinander geschnitten, in denen comichafte Massen-Brutalität zu kleinen beunruhigenden Momenten wechselt und dafür sorgt, dass jene Brutalität nicht komplett von menschlichen Schicksalen losgelöst ist.
Zwar schafft er dies nicht den gesamten Film hinweg, doch wenn er diesen Nerv trifft ist Kingsmans Effekt definitiv am besten.
Moviequation:
Fazit (Michael):
Film: Kingsman – The Secret Service
Rating:
Trotz Problemen in der Handlung, einem unentschlossenen Stil und kontroversen Untertönen schafft es die Regie von Matthew Vaughn Kingsman: The Secret Service noch den Film zu einem unterhaltsamen hyperbrutalen James Bond Tribut zu machen.
Fazit (Patrick):
Film: Kingsman – The Secret Service
Rating:
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